16.04.2014

Blick

"Vielleicht verkehren Sie einfach nicht in den gleichen Kreisen!"

Seit Mittwoch darf die Leserschaft der grössten Schweizer Boulevardzeitung in die "geile Welt" von Vera Dillier eintauchen. Nachdem in der vergangenen Woche die Affäre ihres kranken Mannes zu Schlagzeilen aufgebauscht wurde, greift die Jetsetterin nun selber in die Tasten und berichtet in regelmässigen oder unregelmässigen Abständen - so sicher ist man sich da noch nicht - von ihrem Leben zwischen Zürich, St. Moritz und ihren Nackthunden. Doch was ist eigentlich mit Kolumnist Roman Maria Koidl passiert? Chefredaktor René Lüchinger gibt die Antworten.
Blick: "Vielleicht verkehren Sie einfach nicht in den gleichen Kreisen!"

Herr Lüchinger, seit der Mittwochsausgabe schreibt Jetset-Lady Vera Dillier regelmässig Tagebuch für den "Blick". Ganz einfach gefragt: Wieso sollte den Leser, die Leserin das interessieren?
Wieso nicht? Vera Dillier ist eine landesbekannte Jetset-Prominente. Vielleicht verkehrt sie einfach nicht in den gleichen Kreisen wie Sie, Herr Schräder!

Das ist mit Sicherheit so, ja. Aber trotzdem noch mal die Frage: In den letzten Monaten und Jahren hat man doch gar nichts mehr von Vera Dillier gehört. Hat sie überhaupt noch irgendeinen News-Wert?
Ja! Sie hat sich jetzt mit ihrer persönlichen Geschichte zurückgemeldet. Ich finde schon, dass man mit ihr eine Kolumne machen kann. Ich sehe da überhaupt kein Problem. Es gibt da wesentlich uninteressantere und unbekanntere Personen.

Was ist denn genau interessant an ihr?
Das lesen Sie eben im "Blick"!

Aber der Leser muss ja erst überhaupt Lust verspüren sich überhaupt die Mühe zu machen das zu lesen!
Sie fragen mich doch jetzt aber nicht allen Ernstes nach dem Aufhänger, oder? Haben Sie die letzte Woche verschlafen? Sie kennen doch die Geschichte: Ihr Lebenspartner lag im Koma, und währenddessen fand sie heraus, dass er fremdgeht.

Felix Guyer war mir nicht bekannt bevor ich ihn mit bleichem, schuldbewusstem Gesicht im Krankenbett liegen sah, sorry.
Unsere Leser kennen ihn, so viel ist klar. Das bestätigen auch die vielen Reaktionen, die wir auf die Geschichte bekommen.

Was haben Sie für Reaktionen?
Sie können ja die Leserbriefe lesen! Dabei handelt es sich nur um eine Auswahl. Es waren noch viel mehr als wir abgedruckt haben. Aber was wollen Sie jetzt mit dieser Frage eigentlich bezwecken? Wir vom "Blick" entscheiden täglich, was interessant ist für unsere Leser.

Mangelt es in der Schweiz an interessanten Figuren?
Nein, überhaupt nicht! Das kann heute Vera Dillier sein und morgen eine andere. Das ist das schöne an einer Boulevard-Zeitung: Sie erfinden die Welt jeden Tag neu! Wir sind da völlig offen und flexibel. Das ist ja nicht etwas, was wir langfristig planen. Wir entscheiden von Tag zu Tag, ob wir eine Geschichte weiterziehen oder eine neue lancieren.

Ganz kurz zum Ablauf der Ereignisse. Rief Vera Dillier Sie an und sagte: "Mein Mann ist fremdgegangen, darüber sollten Sie berichten!"?
Wir haben die Geschichte ausgegraben. Dann kam die erste Geschichte mit dem SMS. Dann haben wir sie am Krankenbett besucht. Und von da ging das weiter. Und irgendwann haben wir uns gedacht: Es wäre doch lustig, wenn sie die Zeit, die sie durchlebt, in Form einer Kolumne festhält. Im Stil von Tagebucheinträgen. Denn was ihr widerfahren ist, passiert vielen Leuten: Sie werden hintergangen und entdecken es erst zufällig, nach langer Zeit. Insofern ist das interessant.

Im "Blick" von heute steht, sie schreibe unter dem Titel "Meine geile Welt" nun regelmässig ihr Tagebuch. Was heisst das konkret?
Das werden wir sehen. Frau Dillier wird in unregelmässigen Abständen schreiben. Sicher nicht täglich. Und irgendwann wird die Kolumne dann auch wieder ein Ende haben.

Was erwarten Sie von Vera Dillier als Kolumnistin?
Dass sie mir eine amüsante Kolumne liefert, die zum Schmunzeln verleitet. Das ist ein Unterhaltungsformat! Und wir haben in der Schweiz kein Übermass von Leuten, die das können. Sie ist sicher eine. Und wenn sie alles gesagt hat, dann kommt jemand anders zum Zug.

Hat Roman Maria Koidl alles gesagt?
Ich sehe den Zusammenhang dieser Frage jetzt nicht.

Er hatte bis vor kurzem eine Kolumne auf der letzten Seite des "Blick". Dort, wo jetzt Dillier schreibt.
Da gibt es keinen Zusammenhang.

Warum erscheint seine Kolumne nicht mehr in der Printausgabe?
(Pause) Das hat die Chefredaktion so entschieden. In Absprache mit Herrn Koidl.

Warum?
Das sind interne Angelegenheiten. Die gehören nicht an die Öffentlichkeit. Ich kann nur so viel sagen: Wir haben das evaluiert und sind zum Schluss gekommen, dass wir die Kolumne nur noch online weiterführen.

Wird seine Kolumne online gelesen?
Das weiss ich nicht. Das müssen sie die Online Redaktion fragen.

Dillier ersetzt also nicht Koidl. Bedeutet dies, dass es keine tägliche Kolumne mehr im "Blick" gibt?
Wenn sie vorläufig so verstehen wie vorläufig gemeint ist, dann ja. Aber das heisst nicht, dass es nicht wiedermal passieren wird. Ich lasse mir da alle Optionen offen. Manchmal entsteht eine solche Idee spontan – so wie bei Vera Dillier. Eine tägliche Kolumne ist eine grosse Kolumne. Das ist etwas sehr Herausforderndes.

Beneiden Sie Ihr Schwesterblatt "Blick am Abend" um Helmut-Maria Glogger?
Er hat seinen eigenen Stil, so viel ist sicher.

Noch kurz zur Aktion "Der achte Bundesrat": Die Idee ist gut, die Ausführung irgendwie harzig. Wieso wird die Story nicht spritziger und konsequenter abgehandelt?
Die Geschichte ist ja erst am Anlaufen. Natürlich haben wir sie auch schon bis jetzt auf den Kanälen gespielt, aber die intensive Phase kommt ja noch. Die Berichterstattung wird nun immer stärker intensiviert.

Auch gesprochen wird über das Thema wenig.
Auch das wird zunehmen, sobald es um Gesichter geht. Den Kandidaten, den wir dann schlussendlich auswählen, werden wir auf unseren Kanälen dann ganz gross ins Rampenlicht stellen. Den Peak müssen wir haben, wenn der achte Bundesrat sein Amt übernimmt.

Wird der achte Bundesrat eigentlich ihr Chef oder ihr Sparringspartner?
Er wird hier im Newsroom sitzen und kann auf uns als Berater zurückgreifen. Wir werden also im Dialog stehen.

Interview: Adrian Schräder



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