23.09.2015

Bonnie & Clyde

"Das ist der Woody-Allen-Trick"

Ein neues Kulturmagazin will Hochkultur, Unterhaltung, Liebe und Sex vereinen.
Bonnie & Clyde: "Das ist der Woody-Allen-Trick"

Mehr Vielfalt in der hiesigen Kulturberichterstattung: Das hat sich ein neues Magazin zum Ziel gesetzt. "Bonnie & Clyde – Kultur mit viel scharf" nennt sich die Zeitschrift, die letzte Woche zum ersten Mal erschienen ist.

Hinter dem Pop-up-Magazin steht der Zürcher Journalist Benjamin Bögli. Der 40-Jährige arbeitet als stellvertretender Produktionschef bei der "Weltwoche". Daneben hat er das Konzept entwickelt und dieses in den letzten sechs Monaten umgesetzt.

Bislang gebe es noch keine Zeitschrift wie "Bonnie & Clyde", sagt Bögli gegenüber persoenlich.com. "Das Feuilleton rümpft die Nase vor der Unterhaltung und die Unterhaltung hat Mühe mit dem Feuilleton." Diese Welten will Bögli vereinen – ohne Berührungsängste und keiner Szene verpflichtet: "Ob Yoga, Don Quijote oder Taylor Swift: Das kulturell Interessante, Zauberhafte liegt überall, man muss es nur sehen wollen. Das ist der Woody-Allen-Trick. Er kombiniert, wie er es neulich in 'Midnight in Paris' getan hat, Hochkultur, Unterhaltung, Liebe und Sex auf eine spielerische Weise."

Junge Journalistinnen entdeckt

Vor zwei Jahren ist die Idee zum Magazin geboren. Mit der Zeit hat sich das Konzept geschärft und vor einem halben Jahr startete Bögli mit der Autorensuche und der Layout-Entwicklung. Bei der Gestaltung orientierte er sich an amerikanischen Magazinen: "'Rolling Stone', 'Variety' und 'Hollywood Reporter' hatten bei ihren Gründungen ein einfaches und funktionales Layout, das dennoch visuell schön aufbereitet war."

Bei der ersten Ausgabe handelt es sich um eine kostenlose Testnummer, mit der Bögli das Marktbedürfnis abklären will. Dann wird entschieden, wie es mit "Bonnie & Clyde" weitergeht. An der ersten Ausgabe haben sich 16 Autoren beteiligt. "Ich versuchte sehr gestandene, renommierte Autoren im Heft zu haben. Denen gefiel das Konzept und sie waren sofort dabei", sagt Bögli. Zudem wollte er auch jüngere Journalisten an Bord haben: "Da bin ich auf einige ganz interessante Autorinnen gestossen."

Zu seinen Entdeckungen zählen Claudia Schumacher (Gesellschaftsredaktorin "NZZ am Sonntag"), TeleZüri-Reporterin Yvonne Eisenring und Anne-Sophie Keller vom "Migros-Magazin".

Mitgeschrieben an der ersten Nummer haben nicht nur Journalisten sondern auch Kulturschaffende. Mit Max Simonischek konnte Bögli ein renommierter Schauspieler für das Projekt gewinnen und auch Literaturwissenschaftler Alexander Nebrig, der an der Humboldt-Universität Berlin doziert, hat an der Ausgabe mitgearbeitet. Weitere Autoren der ersten Ausgabe sind Beatrice Schlag, Christian Berzins, Antonio Gattoni, Tom Kummer, Mark van Huisseling oder Jeroen van Rooijen.

Action, Romantik und ein Hauch Nostalgie

Wenn seine Rechnung aufgeht, wird das Magazin ab Januar 2016 regelmässig erscheinen. Die erste Gratis-Ausgabe wurde mit einer Auflage von 10'000 Exemplaren gedruckt und wird an Konzerten und Lesungen verteilt. Auch in Kinos und Verkaufsgeschäften in der Deutschschweiz und in München liegt das Magazin auf.

Bleibt zum Schluss die Frage, weshalb das Heft den Namen des berühmten Gangsterduos Bonnie und Clyde trägt. Böglis Antwort: "In der Serie 'Mad Man' gibt es eine prickelnde Clubszene, in der der Song 'Bonnie and Clyde' von Serge Gainsbourg und Brigitte Bardot läuft. Da wusste ich: Das ist der Titel." Der Name soll Frauen und Männer ansprechen, Action, aber auch Romantik und ein Hauch von Nostalgie vermitteln. (ruh)

Bilder: zVg



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