21.07.2014

Deutschland

Ex-Bundespräsident Wulff fordert strengeren Pressekodex

Der deutsche Presserat winkt allerdings ab.
Der ehemalige deutsche Bundespräsident Christian Wulff fordert einen strengeren Pressekodex. Doch der deutsche Presserat winkt ab.
 
Für eine Änderung bestehe kein Anlass, die bestehenden Regeln reichten völlig aus, sagte Arno Weyand vom Presserat am Montag der Nachrichtenagentur dpa in Berlin. Wulff hätte sich jederzeit beim Selbstkontrollgremium der Presse über Berichte zu seiner Person beschweren können.
 
In einem "Spiegel"-Interview fordert der 55-jährige Wulff eine Überarbeitung der Presserats-Regularien, Auswüchse in der Berichterstattung liessen sich so im Interesse des Ganzen strenger ahnden. Die Medien müssten sich immer wieder kritisch fragen, ob sie mit ihrer grossen Macht auch verantwortungsvoll und korrekt umgingen.
 
Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) hält Wulffs Kritik für unbegründet. In der Demokratie müssten Medien ihre Rolle als Wächter wahrnehmen, erklärte der DJV-Vorsitzende Michael Konken. Die Frage, ob sich Wulff durch ungeklärte Kreditgeschäfte in Abhängigkeit begeben habe, sei für die Öffentlichkeit von Belang gewesen.
 
"Wer daraus im Nachhinein ein Meinungskartell konstruiert, hat die Wirklichkeit aus dem Blick verloren", sagte Konken. Die Medien hätten sich auch selbstkritisch mit eigenen Übertreibungen auseinandergesetzt.
 
Wulff übt Selbstkritik
Selbstkritik übte auch Wulff im "Spiegel"-Interview. Er räumte ein, dass er es im privaten Bereich bisweilen an Fingerspitzengefühl habe fehlen lassen, etwa bei seinem Ferienaufenthalt im Haus des befreundeten Unternehmers Carsten Maschmeyer.
 
Ein Bundespräsident sollte Distanz wahren, sagte Wulff. "Und diese Distanz war bei diesem Urlaub, obwohl ich ihn selbst bezahlt habe, nicht gewahrt. Aber wenn Sie solche Massstäbe an Politiker so unbarmherzig und rigoros anlegen, dann können Sie sich Politiker künftig im Kloster ausleihen."
 
Wulff war 2012 nach Medienberichten über eine angebliche Annahme von Vorteilen als Bundespräsident zurückgetreten. Ein Korruptionsprozess in Hannover endete mit einem rechtsgültigen Freispruch für Wulff. (sda)


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