11.08.2014

Dierk Sindermann

"Dummchen bringen es nicht weit"

Sie nennen ihn "The Grip": Für den "SonntagsBlick" packt sich der Deutsche Dierk Sindermann (rechts im Bild) die Stars der Entertainmentbranche und quetscht sie über ihr Privatleben aus. Im Interview mit persoenlich.com verrät der Hollywood-Veteran seine Tricks, erzählt, was er von Schwergewichtsboxer Mike Tyson gelernt hat und wessen Sex-Appeal er erlegen ist.
Dierk Sindermann: "Dummchen bringen es nicht weit"

Herr Sindermann, wie beginnt man ein Gespräch mit einem Hollywoodstar?
Indem man sich vorstellt. Denn genau das tun wohlerzogene Stars auch – obwohl man sie natürlich kennt.

Bringt man ein Geschenk mit?
Nur, wenn es dazu einen besonderen Anlass gibt oder wenn man damit das Interview auflockert. Anlass beim Interview mit Cortney Love war zum Beispiel ihr 50. Geburtstag. Ein Strauss Rosen in ihrer Lieblingsfarbe lila machte die sonst eher rüde Rockerin geradezu liebevoll (siehe Bild, Anm. d. Red.). Zum Interview mit Sandra Bullock brachte ich einen Beutel Gummibärchen mit. Ihre Lieblings-Süssigkeit aus der deutschen Heimat. Im Gegenzug verriet sie mir, dass Sohn Louis als Baby jedesmal mit einem Gummibärchen belohnt wurde, wenn er aufs Töpfchen ging.

Wie schmal ist der Grat zwischen Annäherung und Anbiederung?
Sehr schmal. Annäherung ist gut, Anbiederung tödlich fürs Interview. Letzteres macht kritische Fragen fast unmöglich.

Das Ganze läuft ja unromantischer ab als man meinen könnte. Die Journalisten werden an Pressetagen abgefertigt. Wie setzt man sich an sogenannten "press junkets" gegenüber den anderen Journalisten durch?
Indem man Humor einbringt. Die Stars sind bei Junkets durch sich wiederholende Fragen erschöpft. Bringt man sie zum Lachen, werden sie relaxt.

Entsprechen die gedruckten Interviews im "SonntagsBlick" dem Ablauf des Gesprächs oder greifen Sie im Nachhinein stark ein?
Ich versuche bereits im Interview einen roten Faden zu finden. Dann braucht man anschliessend nicht viel umzustellen.

Was interessiert Sie persönlich am meisten an den Stars?
Ihr psychologischer Hintergrund. Von meiner Ex-Frau, die eine bekannte Psychotherapeutin in Hollywood ist, habe ich gelernt, dass fast alle Menschen gerne über ihre Psyche reden.

Morgan Freeman sagte kürzlich in einem Interview – befragt zu seinem Interesse an der Wissenschaft: "Ich bin ein Schauspieler und eine Stimme, that’s it. Das ist ein Job. Für Wissenschaft interessiere ich mich genauso weit wie das Script reicht." Meine Frage: Sind nicht Schauspieler generell etwas einfältig oder zumindest einfältiger als ihre spannenden Rollen sie erscheinen lassen?
Im Interview mit mir zeigte sich Freeman sehr interessiert an den Fragen unserer Existenz. Grundsätzlich kann man nicht sagen, dass Schauspieler einfältig sind. Ja, ich habe auch eine ganze Menge Dummchen getroffen, aber die bringen es normalerweise nicht weit.

Sie bereiten sich vor, stellen einen Fragenkatalog zusammen.
Ja, wenn ich weiss, dass ein Schauspieler schwierig ist und auf dumme Fragen allergisch reagiert. Tommy Lee Jones ist als Harvard-Absolvent so ein Fall.

Ganz ehrlich: Wie viele unerwartete Antworten erhalten Sie?
Unerwartete Antworten sind selten geworden, weil die Stars auf Interviews getrimmt werden. Q'orianka Kilcher (Mutter ist Schweizerin) hatte fürchterliche Angst vor ihrem ersten Interview (Anlass war 2005 der Film "The New World"), weil ihre Berater sie trainiert hatte, um nicht auf Fragen von "bösen Journalisten" reinzufallen. Mittlerweile sind wir befreundet und sie hat mir anvertraut, dass ihre Angst sich damals als völlig unbegründet herausstellte.

Wann haben Sie zuletzt etwas von einem Star gelernt und was war das?
Dass man Menschen nicht nach ihrem Beruf und Vorleben beurteilen sollte. Mike Tyson hat mir das klar gemacht. Der "Ohrbeisser" entpuppte sich als sehr sensibler Mensch, der fundamentale Einsicht in sein Leben gefunden hat.

Gibt es Fragen, die Sie immer stellen?
Fast immer. Liebesleben, Familienleben.

Was machen Sie, wenn Ihnen ein Interviewpartner dreissig Minuten lang das Band vollschweigt – so wie Robert De Niro, der nur mit ja oder nein zu antworten pflegt?
Die Flucht nach vorne antreten. Bei Robert De Niro habe ich gefragt, warum er so zugeknöpft ist. Und siehe da: Er bat um Verständnis, weil er von Natur aus schüchtern ist.

Sie sind Mitglied der Hollywood Foreign Press Association. Heisst das, Sie bestimmen, wer die Golden Globes bekommt oder wie funktioniert das?
Ich bin einer von 84 stimmberechtigten Mitgliedern bei die Golden Globe-Wahl. Da wird man nicht selten von Agenten und PR-Leuten hofiert, wenn es auf die Verleihung im Januar zugeht.

Ihre gemeinsamen Bilder mit den Stars haben Ihnen den Übernamen "The Grip" eingetragen. Wen möchten Sie unbedingt noch packen?
Niemand mehr, seit ich vor ein paar Monaten Supermodel Kate Upton im Arm hatte.

Die Frau mit dem grössten Sex-Appeal in Hollywood?
Für meinen Geschmack ist das Cate Blanchett. Weil sie ohne perfektes Aussehen schön ist und eine mysteriöse Anziehungskraft ausstrahlt.

Fragen: Adrian Schräder//Bilder: zvg
 



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