27.09.2015

Einladungen an Journalisten

Firmen verschärfen Praxis

Bei IBM etwa ist die SRG überhaupt nicht mehr erwünscht.

Seit mehreren Jahren lädt IBM Journalisten an einen Medienanlass nach Ittingen im Kanton Bern ein – inklusive Übernachtung. Dieses Jahr machte der Technikkonzern die Journalisten laut "Schweiz am Sonntag" erstmals vorab darauf aufmerksam, dass die Einladung einem Gegenwert von 500 Franken entspreche.

IBM empfahl den Journalisten, abzuklären, ob die Annahme der Einladung mit den Richtlinien der Redaktion vereinbar sei, und allfällige Bedenken mitzuteilen. Bei IBM gebe es generelle Business Conduct Guidelines, die man nun erstmals auch auf Journalisten anwende, sagt Kommunikations-Chefin Susan Orozco gegenüber der "Schweiz am Sonntag". "Journalisten sind Kunden oder externe Partner wie andere auch, und daher gelten die gleichen Regeln." 

Auch staatsnahe Konzerne verschärfen ihre Regeln. Die SBB verlangen etwa bei gewissen Anlässen von Journalisten eine Deklaration über die Vereinbarkeit mit internen Compliance-Regeln. Und als der Energiekonzern Axpo auf eine Pressereise zu einem Windpark in der Nordsee einlud, wurde den Journalisten im Vorfeld angeboten, einen Teil der Kosten selbst zu übernehmen. Zwar gebe es keine spezifischen Regeln im Umgang mit Medienvertretern, sagt Catherine Mettler, Leiterin der Axpo-Medienstelle. Doch es gebe für den ganzen Konzern verbindliche Compliance-Regeln, denen auch der Umgang mit Medien unterworfen sei.

Die Sensibilität habe in den letzten Jahren auf beiden Seiten zugenommen. Bei einigen Firmen darf zudem das SRF nicht mehr eingeladen werden: Am IBM-Anlass war die Anstalt ausgeschlossen. Die SRG gilt beim Konzern laut "Schweiz am Sonntag" als staatsnahe Unternehmung, und für Staatsvertreter gälten strengere Vorschriften. "Wir sind nach internen Abklärungen zum Schluss gekommen, dass wir eine Einladung mit Übernachtung als nicht opportun ansehen, und haben darauf verzichtet", sagt IBM-Sprecherin Susan Orozco. Halb so tragisch, findet das SRF: Solche Einladungen, sagt Sprecherin Andrea Wenger, "nehmen wir nicht an." (pd)



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