14.08.2011

Goldbach

Für Natalie Ricklis Polit-Engagement

Mit SRG-Chef Roger de Weck im Clinch

Ein am Mittwoch auf der Frontseite des "Tages-Anzeigers" veröffentlichter Text sorgt für weiterhin für Aufregung. Danach soll am 4. Februar 2011, kurz nach Lancierung der von der SRG-Nationalrätin und Goldbach-Kaderfrau Natalie Rickli unterstützten Gebührenpetition, SRG-Generaldirektor Roger de Weck den CEO der Goldbach Group, Klaus Kappeler, aufgefordert haben, Rickli "kaltzustellen". Gemäss Kappeler soll de Weck gesagt haben: "Wenn sich Goldbach nicht öffentlich von Rickli distanziert, werde ich immer Goldbach ins Spiel bringen. Ich weiss, es gibt keinen Zusammenhang, aber ich mache es trotzdem." De Weck wie auch die SRG dementierten im "Tages-Anzeiger"-Artikel eine solche Aussage.

Kritik vom SSM

Das Syndikat Schweizer Medienschaffenden (SSM) verurteilte Kappelers Äusserungen aufs Schärfste. Das SSM sah im Vorgehen Kappelers "eine konzertierte Aktion gegen den Service Public Auftrag der SRG" und verfasste daher am Donnerstag eine Stellungnahme zuhanden aller Mitglieder, in welcher es sich hinter die SRG stellt. Gegenüber persoenlich.com meinte SSM-Zentralsekretär Stephan Ruppen: "Die SRG soll aus wirtschaftlichen Gründen (Internetwerbung) und aus politischen Gründen (Berlusconiserung der Medien) geschwächt werden. Es ist Aufgabe des SSM, diese für viele Bürger nicht transparenten Hintergründe zu thematisieren." Das SSM kritisiert das Vorgehen von Goldbach-CEO Kappeler: "Es ist eine altbekannte Strategie, auf den Mann (vorliegend de Weck) zu spielen, wenn die inhaltlichen Argumente ausgehen, um ein Thema weiter am Köcheln zu behalten." Daher verlangt der SSM, dass Kappeler Stellung bezieht, wie er zu den medienpolitischen Aktivitäten und der SRG-kritischen Haltung seiner Mitarbeiterin Rickli stehe. Kappeler hat sich gegenüber dem SSM bislang nicht gemeldet.

Kappeler wehrt sich

Gegenüber persoenlich.com befürwortet Kappeler Natalie Ricklis politisches Engagement ausdrücklich. Das schweizerische Milizsystem bedingt, so Kappeler, dass Politiker neben ihrem Amt einem Job nachgehen, da mit 30‘000 Franken Parlamentshonorar niemand leben könne. Dass Rickli ausgerechnet Medienpolitik betreibe, rühre daher, dass sie in diesem Bereich ausgebildet sei und seit acht Jahren bei den elektronischen Medien arbeite. Goldbach gäbe allen Mitarbeitern die Möglichkeit, politisch tätig zu sein, egal welchem Couleur, so Kappeler. "Frau Rickli ist sehr beliebt im Unternehmen. Sie hat eine eigene Meinung, das finde ich gut. Es würde noch manchem Medienschaffenden gut tun, eine eigene Meinung zu haben."

Story nicht absichtlich platziert

Auch den Vorwurf des SSM, dass es sich bei Kappelers Herantreten an den Tagesanzeiger um eine "wohlgetimte Aktion im Wahlkampf Ricklis" sei, dementiert Kappeler: "Es ist umgekehrt. Der Tages-Anzeiger ist an mich herangetreten, hat mich gefragt, ob er Auszüge aus einem Interview für einen Artikel verwenden dürfe. Ich habe diese Story also nicht platziert. Wenn dies eine getimte Aktion gewesen wäre, hätte ich alles ganz anders aufgezogen. Aber auch das SSM darf seine Meinung haben." (cb/eh)



Kommentar wird gesendet...

Kommentare

Kommentarfunktion wurde geschlossen

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren:

Zum Seitenanfang20240425