26.11.2015

Instant Articles

NZZ, "Blick" und "LikeMag" spannen mit Facebook zusammen

Die anfängliche Skepsis ist verflogen: Die "Neue Zürcher Zeitung", der "Blick" und das "LikeMag" werden Partner von Facebook und machen mit beim Projekt Instant Articles. Während man bei Ringier noch etwas hinterherhinkt, hat die NZZ am Donnerstag die ersten interaktiven Artikel über das Soziale Netzwerk veröffentlicht. In der Schweiz am meisten Erfahrung damit gemacht hat das "LikeMag". "Die Zahl der Nutzer, die während der Ladezeit abspringen, ist stark zurückgegangen", sagt Gründer Sandro Proietto gegenüber persoenlich.com.
Instant Articles: NZZ, "Blick" und "LikeMag" spannen mit Facebook zusammen

Ein Raunen ging durch die Schweizer Medienbranche, als Facebook Mitte Mai das Projekt Instant Articles präsentierte und für die anfängliche Testphase sogleich die Partnerschaft mit neun Verlagshäuser aus Deutschland, Grossbritannien und den USA ankündigte. Machen sich die Medienhäuser von Facebook abhängig, indem sie der Plattform ihre Inhalte ohne Link zur Mutterseite zur Verfügung stellen?

Diese Zweifel scheinen verflogen - zumindest bei drei Verlagshäusern hierzulande: Die "Neue Zürcher Zeitung", "Blick" und  das "LikeMag" tun sich mit Facebook zusammen. Am Freitag will das Soziale Netzwerk über alle neuen Partner im deutschsprachigen Raum informieren. In Österreich zum Beispiel steigt mit oe24.at die Onlineplattform der Tageszeitung "Österreich" in der Testphase mit ein.

Facebook hat die ersten interaktiven Artikel im mobilen Web Mitte Oktober veröffentlicht. Die Inhalte laden dabei bis zu zehnmal schneller, als im mobilen Netz üblich. In Zusammenarbeit mit namhaften Partnern wie "The New York Times", "National Geographic", "BuzzFeed", "The Huffington Post", "The Guardian" und "BBC News" werden die Instant Articles nun laufend weiterentwickelt. Im deutschsprachigen Raum waren "Spiegel Online" und "Bild" die ersten Partner.

Gute Erfahrungen beim "LikeMag"

In der Schweiz hat das "LikeMag" bisher am meisten Erfahrungen mit Instant Articles gesammelt. Auf der Facebook-Wall des Magazins erscheinen im mobilen Kanal bereits seit rund vier Wochen Artikel im Facebook-Design. Und die Erfahrungen damit sind laut Gründer Sandro Proietto gut: "Die Zahl der Nutzer, die während der Ladezeit abspringen, ist stark zurückgegangen", sagt er gegenüber persoenlich.com. Und auch die Klickzahlen auf die Banner in den Artikeln seien gestiegen. Proietto führt dies auf das einheitliche und aufgeräumte Design der Instant Articles und auf die beschränkte Anzahl Werbebanner zurück, die Facebook pro Artikel erlaubt.

Durch den Blitz erkennt man die Instant Articles: Beispiele von "LikeMag" und NZZ auf Facebook.

Auch die NZZ verbreitet seit Donnerstag Inhalte als Instant Articles über den mobilen Facebook-Newsfeed. An der Falkenstrasse erhofft man sich dadurch ein jüngeres Zielpublikum, das Facebook zunehmend für Nachrichten und Hintergrundinformationen nutzt, an die Marke heranzuführen. Anita Zielina, Chefredaktorin Neue Produkte, sieht die Partnerschaft mit Facebook auch als strategisches Experiment: "Wir können so mehr darüber zu lernen, wie unsere Inhalte auf solchen Plattformen genutzt werden", wird sie in einer Mitteilung der NZZ zitiert.

Nebst den Instant Articles posten NZZ und "LikeMag" weiterhin Artikel, die auf dem eigenen Portal erschienen sind. Jene, die im Facebook-Layout veröffentlicht werden, sind mit einem Blitz-Zeichen links oben im Bild gekennzeichnet (siehe Bild oben).

Beim dritten im Bunde, dem "Blick", ist man noch nicht ganz so weit. Man beschäftige sich intensiv mit neuen Möglichkeiten auf Facebook, heisst es auf Anfrage bei Ringier. "Wir werden in den nächsten zwei bis drei Wochen Instant Articles lancieren", sagt Sprecher Edi Estermann.

Beispiele von Instant Articles von "LikeMag" und NZZ.

Mehr Traffic und mehr Werbeumsätze

Laut Proietto vom "LikeMag" bringt das Projekt Instant Articles nur Vorteile für sein Medium: "Wir generieren dank Facebook mehr Traffic und können von höheren Werbeumsätzen profitieren", sagt er. Auch bei der NZZ erhofft man sich steigende Erlöse durch die Zusammenarbeit.

Der Deal scheint brillant: Partner von Facebook können alle Umsätze mit der Werbung behalten, die sie selbst verkauft haben. Überdies erhalten sie 70 Prozent der Umsätze, die mit Anzeigen aus Facebooks Audience Network auf ihren Inhalten generiert werden. Facebook profitiert von der längeren Verweildauer der Nutzer auf der Plattform und kann so mehr Daten sammeln, die sich vermarkten lassen.

Wo ist die Skepsis?

Noch vor einem halben Jahr zeigten sich die jetzigen Partner NZZ und "Blick" gegenüber dem Projekt Instant Articles skeptisch. "Wenn man auf einer Fremdplattform publiziert, auf deren Design, Datennutzung und Entwicklung man keinen Einfluss hat, muss man sich aber immer bewusst sein, dass diese Plattform sich auch von heute auf morgen entscheiden kann, die Inhalte komplett anders zu behandeln oder die Geschäftsbedingungen zu verändern", sagte NZZ-Sprecherin Myrjam Käser Mitte Mai gegenüber persoenlich.com. Ringier-Sprecher Edi Estermann bezeichnete es als "grosses Risiko", die Inhalte und deren Vermarktung an Facebook abzutreten.

Noch können nur iPhone-Nutzer die neuen interaktiven Artikel auf Facebook konsumieren. Eine Android-Version soll folgen. Grundsätzlich will der IT-Konzern das Produkt Instant Articles in den nächsten Monaten zur Marktreife führen - dies mit Hilfe von Partnern, die nun mit NZZ, "Blick" und "LikeMag" auch aus der Schweiz kommen.

Text: Michèle Widmer, Bilder: persoenlich.com/Screenshots



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