10.04.2013

SwissMediaForum

Jörg Kachelmann spricht über Persönlichkeitsrechte

"Wir setzen zudem stark auf ausländische Referenten", sagt Patrik Müller.
SwissMediaForum: Jörg Kachelmann spricht über Persönlichkeitsrechte

Mitte März wurde das SwissMediaForum in Deutschland plötzlich zu einem wichtigen Thema. Der Grund: Dass sich Ex-Bundespräsident Christian Wulff in Luzern zum ersten Mal öffentlich zu seiner Affäre äussern will, sorgte für Aufsehen. Nun können die Organisatoren einen weiteren bekannten Gast ankündigen: Jörg Kachelmann. Der frühere Moderator und Urheber des "Unwort des Jahres 2012" ("Opfer-Abo") wird anlässlich des Forums vom 23./24. Mai 2013 aus seiner Sicht über das Spannungsfeld zwischen Medienfreiheit und Persönlichkeitsrechten sprechen. Daneben werden - wie bereits bekannt - zahlreiche wichtige Vertreter aus Medien und Wirtschaft auftreten. Darunter der Chefredaktor des Londoner "Guardian" Alan Rusbridger, ETH-Professor und Leiter des Disney Labs Markus Gross, Zurich-Präsident Josef Ackermann und Verleger Pietro Supino von Tamedia. Persoenlich.com hat sich bei Patrik Müller, Organisator und "Schweiz am Sonntag"-Chefredaktor, nach dem Stand der Vorbereitungen erkundigt:

 
Herr Müller, das Swiss Media Forum naht. Wie sieht das Besucherinteresse aus?
Ähnlich wie in den beiden Vorjahren - mitdem Unterschied, dass sich diesmal sehr viele Medienvertreter aus Deutschland angemeldet haben. Der erste Auftritt des früheren Bundespräsidenten Christian Wulff nun am 23. Mai stösst auf grosses Interesse, vor allem nachdem Zeitungen wie "Bild am Sonntag" oder "Welt" berichtet hatten, dass er sich in Luzern äussern wird.
 
Sie haben auch dieses Jahr wieder ein attraktives Programm. Höhepunkt dürfte dabei der deutsche Ex-Bundespräsident Wulff sein. Wie sind Sie auf ihn gestossen?
Mir fiel auf, wie im Fall Wulff - anders als hierzulande bei Hildebrand - fast alle deutsche Medien in dieselbe Richtung rannten und Wulff medial schon verurteilt war, bevor die Justiz überhaupt zum Zuge kam. Nun sind die Untersuchungen gegen ihn in sich zusammengebrochen und deutsche Medien publizieren in diesen Tagen erstmals selbstkritische Artikel. Da interessiert schon, was Wulff selber darüber denkt - darum haben wir ihn eingeladen. Das Thema trifft einen Nerv.
 
Mussten Sie bestimmte Bedingungen erfüllen, dass Christian Wulff bei Ihnen auftritt?
Ich war selber überrascht, als Herr Wulff unsere Einladung annahm - ich denke, dass die Veranstaltung in der Schweiz stattfindet, ist ein Vorteil. Eigentliche Bedingungen gibt es nicht. Wir haben einzig den Wunsch von TV-Sendern wie RTL oder ZDF abgelehnt, die den Auftritt filmen wollten.
 
Sonst treten nicht Politiker, sondern vor allem Medienvertreter auf. Was ist das Hauptthema?
Das, was die Branche zurzeit am meisten beschäftigt: Wie sichern wir guten Journalismus in Zeiten von Gratismentalität und sinkenden Anzeigenerträgen? Hier bin ich besonders gespannt auf "Guardian"-Chefredaktor Alan Rusbridger, der gegen die Paywall ist, während ja fast alle Schweizer Verlage daran sind, eine solche einzuführen. Wir haben mit Tagi-Chef Res Strehle und Blick-Online-Chef Rolf Cavalli auch zwei Vertreter im KKL, die gerade am Vorbereiten einer Paywall sind.
 
Mit Jörg Kachelmann haben Sie kurzfristig einen interessanten und auch polarisierenden Gast eingeladen. Was ist der Grund für Kachelmanns Auftritt?
Der Verein Medienkritik bestreitet wie letztes Jahr ein Panel, und dort wird über das Spannungsfeld zwischen Medienfreiheit und Persönlichkeitsrechten diskutiert. Wir versuchen immer, nebst Experten auch Leute einzuladen, die aus eigener Erfahrung reden können, und da ist Jörg Kachelmann sicher spannend.
 
In der Schweiz finden sehr viele Kommunikations- und Marketingveranstaltungen statt. Wird es nicht immer schwieriger, interessante Gäste zu finden?
Im Inland werden gute und originelle Referenten in der Tat nach ein paar Jahren knapp. Uns kommen die vielen Entlassungen an der Spitze von Verlagen aber zugute, da wir dann wieder neue Gesichter haben... Wir setzen zudem stark auf ausländische Referenten, die man hierzulande noch nicht erlebt hat - dieses Jahr etwa Johanna Blakely, eine rhetorisch brillante Social-Media-Forscherin von der University of Southern California.
 
Wie fest beansprucht Sie das Swiss Media Forum zeitlich?
Meine Hauptaufgabe bei der Veranstaltung ist das Suchen von Themen und Referenten, und dieser Aufwand ist überschaubar. Wir sind ein gutes Team und haben Unterstützung eines Advisory Boards, das mir beim Programm gute Inputs gibt. Diesem gehören Pascale Bruderer, Miriam Meckel, Frank Bodin, Roger de Weck, Pietro Supino und Peter Wanner an.
 
Was ist dieses Jahr anders im Vergleich zu den Vorjahren?
Nur die Inhalte. Wir haben der Versuchung widerstanden, die Veranstaltung auf zwei volle Tage auszubauen, obwohl es genug Themen gäbe. Es bleibt bei zwei Halbtagen, weil so viele hochkarätige Gäste teilnehmen, die es sich nicht leisten können, zwei ganze Tage an einen Anlass zu gehen.
 
Interview: Matthias Ackeret, Bild: Keystone

 



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