22.06.2014

"Literaturclub"

Wird das SRF am Dienstag auf Zweifels Absetzung eingehen?

Die Verantwortlichen werden am Montag eine Entscheidung treffen.

Neben den Büchern dürfte die "Literaturclub"-Zuschauer am kommenden Dienstag etwas besonders interessieren: Wird das Schweizer Fernsehen in der Sendung auf die Absetzung des bisherigen Moderators Stefan Zweifel eingehen?

Zweifel möchte, dass sich die Verantwortlichen endlich zu dem "ungeheuerlichen Fall" äussern, dass die Kritikerin Elke Heidenreich im "Literaturclub" vom April dem Philosophen Martin Heidegger ein erfundenes, antisemitisches Zitat unterstellt habe. Die Kontroverse um das Zitat führte letztlich zur Absetzung Zweifels (persoenlich.com berichtete).

Keine Entschuldigung
"Ich wünsche mir, dass sich das Schweizer Fernsehen in der Sendung vom Dienstag dafür entschuldigt, dass man die Richtigkeit des Heidegger-Zitats nicht auf eine professionelle Art und Weise abgeklärt und anschliessend Stellung bezogen hat", sagt Zweifel in der "SonntagsZeitung". Die Verantwortlichen werden erst am Montag, kurz vor Aufzeichnung des "Literaturclubs", entscheiden, wie sie auf die Kontroverse eingehen. Eine Entschuldigung in Sachen Heidegger werde es nicht geben. Dies bestätigte offenbar SRF-Sprecherin Andrea Wenger gegenüber der "SonntagsZeitung".

Auch Heidenreich sieht keinen Grund dafür: "Jedem, der je Heidegger gelesen hat, muss doch klar sein, dass das kein Zitat war, sondern eine klassische Paraphrase, wie sie im Gespräch häufig vorkommt", erklärt sie in der SoZ. Sie habe die antisemitischen Äusserungen Heideggers mit ihren Worten gewertet. "Was gäbe es da zu entschuldigen?"  

Diskreditierung im Internet
Letzte Woche kritisierte laut der "SonntagsZeitung" der Verband Autorinnen und Autoren der Schweiz SRF für seinen Umgang "mit offensichtlichem Fehlverhalten". Auch in den anonymen Tiefen des Internets werde weiter gestritten: "Der Wikipedia-Eintrag über mich wurde nach meinem Rücktritt tendenziös umgeschrieben", sagt Zweifel. In der Online-Ausgabe der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ) erschienen Ende Mai zudem zwei Kommentare unter dem Namen von Heidenreichs Lebenspartner Marc-Aurel Floros, in denen Zweifel scharf angegriffen wird. Da habe jemand seinen Namen missbraucht, sagt Floros auf Anfrage der "SonntagsZeitung". Er habe mit dieser Sache überhaupt nichts zu tun. Die FAZ hat die Kommentare auf Floros Ersuchen letzte Woche gelöscht.

Derweil erklärt Elke Heidenreich in der Zeitung, sie "bedaure sehr", dass Zweifel nicht als Kritiker im Team bleibe. Sie selbst mache "natürlich weiter, aber ganz gewiss nicht als Moderatorin".

Beim Schweizer Fernsehen gebe man sich ungerührt, heisst es in der "SonntagsZeitung" weiter: "SRF hat keinen Fehler gemacht", wird Sprecherin Wenger zitiert. (SoZ)



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