25.11.2014

NZZ-Gruppe

"Eine wirtschaftliche, vernünftige Vereinbarung"

CEO Veit Dengler zum Entscheid, die NZZ und NZZaS künftig bei Tamedia zu drucken.
NZZ-Gruppe: "Eine wirtschaftliche, vernünftige Vereinbarung"

Herr Dengler, die Schliessung der Druckerei in Schlieren ist eine drastische Entscheidung. Was war das ausschlaggebende Kriterium?
Der Schweizer Markt für Zeitungsdruck ist ja schon seit Jahren rückläufig und der Trend geht weiter in Richtung Ablösung der gedruckten durch digitale Medien. Vor diesem Hintergrund haben wir die Auslastung unserer Druckereien überprüft. Wie im ganzen Markt gibt es auch bei uns erhebliche Überkapazitäten. Zudem stehen im Druckzentrum Schlieren Investitionen im zweistelligen Millionenbereich an. In dieser Situation ist eine Anpassung der Druckkapazitäten notwendig. Neue Investitionen ins Druckzentrum hätten sich bei dieser Marktentwicklung nicht rechtfertigen lassen. Aus diesen Gründen haben wir uns zu dieser Massnahme entschlossen. So offensichtlich die wirtschaftliche Logik ist, die Entscheidung ist uns dennoch schwergefallen, weil davon ein Grossteil unserer Mitarbeiter am Standort betroffen sind.

Die NZZ druckt neu bei Hauptkonkurrentin Tamedia. Wie kam diese überraschende Kooperation zu Stande?
Wir haben mit Tamedia eine langfristig bindende Vereinbarung getroffen, die den Druck unserer Produkte zeitgerecht und in gewohnter Qualität zu sehr guten Konditionen sichert. Es handelt sich somit um eine wirtschaftliche, vernünftige Vereinbarung, von der beide Seiten profitieren.

Wie viel Geld können Sie mit der neuen Lösung einsparen?
Zunächst einmal können wir die Investitionen, die in Schlieren notwendig gewesen wären, sparen und stattdessen für unser publizistisches Kerngeschäft, neue Produkte und neue Technologien überwiegend im Digitalbereich verwenden. Hier reden wir von einem Betrag im zweistelligen Millionenbereich. Zudem verbessert diese Lösung unseren jährlichen Erlös auf Ebit-Ebene im hohen einstelligen Millionenbereich.

Was geschieht mit dem Gebäude und den Maschinen in Schlieren? 
Wir würden  die Liegenschaft  und die Maschinen verkaufen. Wir gehen davon aus, dass dies einige Zeit in Anspruch nehmen wird.

Ab wann genau werden die NZZ und die NZZaS am neuen Ort gedruckt?
Ab dem 30. Juni 2015.

184 Mitarbeiter arbeiten in Schlieren. Welche müssen mit der Kündigung rechnen und wie realistisch ist es, Entlassungen zu vermeiden?
Zur Zeit beschäftigen wir 184 Menschen entweder in Voll- oder Teilzeit am Standort Schlieren. Von den Massnahmen nicht betroffen wären die Mitarbeiter von Contact Center, NZZ-Libro, der Logistik sowie einige administrative Funktionen. Teilweise betroffen wären die Mitarbeiter des Personalrestaurants und der Infrastruktur. Es wären somit etwa 125 Mitarbeitende betroffen. Wir sehen allerdings gute Chancen, einigen von ihnen Arbeitsplätze bei der NZZ-Mediengruppe anbieten zu können. Auch Tamedia hat signalisiert, dass sie eventuell Bedarf für eine Anzahl Personen an ihren Standorten in Zürich und Bern hätte. Ausserdem könnten wir das Mittel der Frühpensionierung wohl intensiv nutzen. Wir sind uns aber unserer sozialen Verantwortung voll bewusst und werden – sollte es dazu kommen – soziale Härten über einen Sozialplan mit allen seinen Gestaltungspielräumen abmildern. (eh)

Bild: Keystone, Gaetan Bally

 



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