20.05.2015

NZZ

"NZZ Selekt" im persoenlich.com-Test

Design und Features sind top, der Themen-Mix und das Eulen-Geheul flop.
NZZ: "NZZ Selekt" im persoenlich.com-Test

"NZZ Selekt" heisst die neue App, die laut den Machern "Tiefgang für zwischendurch" liefert - eine "ideale Ergänzung zum täglichen Nachrichtenstrom". Von Montag bis Freitag bietet sie täglich rund zehn handselektierte Artikel (persoenlich.com berichtete). Doch hält die App, was sie verspricht? Und wie revolutionär ist sie innerhalb der Branche? persoenlich.com hatte Gelegenheit, "NZZ Selekt" schon vor der Lancierung zu testen.

  • Wie gefällt das Design?

Wer die App öffnet und sich durch die verschiedenen "Ausgaben" klickt, wird überrascht - und zwar positiv. Die Inhalte werden auf ansprechende Weise durch Bilder angeteasert, der Titel erklärt kurz, um was es geht. Das Design ist ruhig, benutzerfreundlich und übersichtlich. Die Schrift ist gut lesbar. Dass sie nur in drei Stufen verstellbar ist, genügt durchaus. Der Leser wird ohne Umwege zum Ziel, den Artikeln, geführt. Das Format lässt viel Multimedialität zu, diese wird jedoch nicht ausgenutzt. Zum Beispiel bei Grafiken und Karten, die anstatt digital aufbereitet, einfach als Bild eingebettet sind. Vergebens sucht man zudem nach Audiofiles oder Videos, die die Texte aufwerten würden.

  • Wie kompliziert ist die App?

Die App lässt sich intuitiv bedienen. Befindet sich der Leser in einer der Ausgaben, sieht er bereits im Teaser, ob es sich beim entsprechenden Inhalt um einen Kommentar oder eine Reportage handelt. Dies hilft dabei, sich auf das was kommt einzustellen. Hilfreich wäre es aus Sicht von persoenlich.com, wenn zudem sichtbar wäre, aus welchem Ressort (Ausland, Schweiz, Wissen, Sport usw.) die Stücke kommen. Teilweise geben Bild und Titel keinen Aufschluss darüber, um was es im Text gehen könnte. Im Übrigen wird einem die Ressort-Frage auch beim Klick auf den Inhalt nicht beantwortet. Gelungen ist hingegen die Angabe der zu erwartenden Lesedauer im Teaser.

  • Welches Features nervt?

Wer das Lesen eines Artikels auf später verschieben will, kann diesen mit einem Lesezeichen markieren. Der Dienst wird dem "vielbeschäftigten mobilen Publikum", das mit der App angesprochen werden will, gerecht. Die markierten Beiträge sind aufgelistet in einem Ordner abrufbar. Gelungen ist auch das Autoren-Feature. Die Bilder und Hintergrundinformationen zu den jeweiligen Autoren schafft Nähe zum Leser und ermöglicht es ihm, weitere Stücke des selben Journalisten zu lesen. Etwas plump daher kommt der Tag-/Nachtmodus. Anstatt, dass sich die Farbtemperatur des Bildschirms automatisch der Tageszeit anpasst, lässt sich hier einzig die Schrift- und Hintergrundfarbe von schwarz auf weiss umstellen. Ein symphatisches Detail ist das Vogelgezwitscher, beziehungsweise das Eulen-Geheul, dass beim Umstellen des Modus' zu hören ist. Jedoch veliert es rasch seinen Reiz und müsste deaktivierbar sein.

  • Sind die Texte lesenswert?

"NZZ Selekt" liefert täglich rund zehn hintergründige Inhalte, die für den Leser auch mehrere Tage später noch interessant seien sollen. Der Spagat zwischen News und Hintergrund gelingt nicht bei allen ausgewählten Artikeln. Bei Kommentaren ist die thematische Einbettung schwierig. Steht der Meinungsbeitrag nicht für sich selber, ist der informierende Bericht in der App nicht verfügbar. Irritierend ist zudem die Themenbreite. Anstatt, dass der Leser beim ersten Aufruf der App seine Präferenzen angeben kann, werden ihm querbeet Geschichten von Ausland, Inland, Wirtschaft, Kultur, ... ans Herz gelegt.

  • Stört die Werbung?

Die Einbettung der Inserate ist nach Meinung von persoenlich.com gelungen. Ein einziger Werbepartner sponsort alle Inhalte und wird nur am Ende der jeweiligen Texte erwähnt. So wird das Leseerlebnis nicht gestört. In Anbetracht dessen, dass die App 10 Franken im Monat kostet, wird der Verzicht auf viele Inserate vom Leser wohl erwartet.

  • Lohnen sich die 10 Franken?

Es ist schade, dass sich "NZZ Selekt" auf Inhalte der "Neuen Zürcher Zeitung" beschränkt. Würde das Spektrum auf Beiträge aus "NZZ Folio", "NZZ Geschichte", "NZZ am Sonntag" oder "NZZ Campus" ausgeweitet, würde dies die App aufwerten. Dann wäre der Preis von 10 Franken im Monat mehr als gerechtfertigt. Allgemein scheinen Kuratoren-Dienste im Trend zu liegen. Bei Tamedia arbeitet das Innovations-Team seit längerem an einem ähnlichen Projekt. Es soll den Lesern die besten Inhalte der hausinternen Produkte liefern. (eh/wid) 

Bilder und Video: zVg.



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