26.05.2015

Somedia

"Sepp Blatter werde ich nicht überholen"

Hanspeter Lebrument ist im Hoch. Soeben ist die Biografie des Somedia-Verlegers erschienen und sein neues Medienhaus in Chur eröffnet worden. Im Sommer will er wieder im Hafen der Ehe einfahren. "persönlich" hat sich mit dem 73-jährigen Verlegerpräsidenten unterhalten.
Somedia: "Sepp Blatter werde ich nicht überholen"

Herr Lebrument, was unterscheidet den Turm von Vals von Ihrem neuen Verlagsgebäude?
Unser Gebäude ist breit und steht. Der Turm von Vals sollte schmal und hoch werden und steht noch nicht. 

Was gab für Sie in diesen schwierigen Zeiten den Ausschlag, ein 30 Millionen Franken teures Firmengebäude hinzustellen?
Man hat unserer Branche in den vergangenen Jahren ständig sinkende Qualität vorgeworfen. Gleichzeitig kritisierte man den mangelnden Innovationsgeist der Medienindustrie. Als Präsident des grössten Branchenverbandes ging mir dies allmählich an die Nieren, und ich habe in meinen Reden an der Dreikönigs- und der Verlegertagung auf diese Missstände hingewiesen. Doch viele wollten dies gar nicht hören, sondern sahen in mir vor allem einen "knorrigen Alten aus dem Bündnerland", dessen emotionale Ausbrüche man ertragen müsse. 

Sie waren also beleidigt...
(Lacht.) Nicht beleidigt, aber ich hatte manchmal den Eindruck, dass mich die Leute absichtlich missverstanden haben. Man unterschätzt, dass ich als Verleger durchaus in der Lage bin, analytisch und auch filigran zu denken. Irgendwann hat es mir gereicht, und ich habe zu meinen Leuten gesagt: «Jetzt bauen wir dieses Haus.» Um als Südostschweiz weiterhin erfolgreich zu sein, mussten wir unsere Kräfte in einem Medienhaus bündeln. Deswegen arbeiten die verschiedenen Mediengattungen – Zeitung, Radio, Fernsehen und Online – unmittelbar nebeneinander. Doch das stärkt unsere Produkte. Es brodelt in diesem Haus vor Konkurrenz. Es freut mich, dass ich die Bündner Regierung davon überzeugen konnte, dass sich im unteren Stockwerk unseres Medienhauses die HTW Chur mit ihren Kommunikationslehrgängen einmietet. 

Wie wichtig ist es für Sie, dass Frau Leuthard zur Eröffnung kommt?
Ich schätze unsere Medienministerin sehr, weil sie von Anfang an für unsere Anliegen immer eine offene Türe hatte. Sie hatte einmal Professor Jarren, Rainer Stadler und mich zu einem Gespräch ins Bundeshaus eingeladen. Ich war völlig erstaunt, als dieses plötzlich einen halben Tag dauerte. Von anderen Bundesräten war ich gewohnt, dass ich nach zwanzig Minuten vor die Türe gestellt wurde. Ich wollte ausdrücklich, dass Frau Leuthard zu unserer Eröffnung kommt, und habe sie schon früh angefragt. Als sie mir ein freies Datum durchgab, habe ich die ganze Veranstaltung um diesen Termin herum gebaut. Gleichzeitig machen wir auch eine spezielle Eröffnung für den Churer Stadtrat, eine für die Bündner Regierung und sowie eine für andere geladene Gäste. Am Tag der offenen Tür im März durften wir über 6000 Besucher bei uns begrüssen. 

Verleger sind per se keine zurückhaltenden Menschen. Wie haben Ihre Kollegen auf Ihr neues Verlagsgebäude reagiert?
Die wirklich grossen Verleger der Schweiz haben mir sofort gratuliert. Für diese war ich nie eine ernsthafte Gefahr. Im Gegenteil, Hans Heinrich Coninx, Pietro Supino und Michael Ringier waren immer froh, dass ich den Verlegerverband präsidiere und jene Kriege gegen die SRG oder die Publigroupe führte, bei denen sie sich nicht so exponieren konnten oder wollten. Es gab sicher einige Medienleute, die wegen unserem neuen Gebäude die Nase rümpften. Doch von denen habe ich nichts gehört.

Wie lange wollen Sie noch Präsident des Verbandes Schweizer Medien bleiben?
Ich glaube nicht, dass ich Sepp Blatter überholen werde. 

Soeben ist auch Ihre Biografie auf den Markt gekommen. Was war es für ein Gefühl, als Sie das Buch zum ersten Mal in den Händen hielten?
Eine Riesenfreude. Als mich Manfred Hiefner, Verlagsleiter des Stämpfli-Verlags, vor einigen Jahren anfragte, ob ich Interesse an einer eigenen Biografie hätte, habe ich sofort zugesagt. Ich bin keiner, der sich versteckt, ich bin mehr Jäger als Sammler. Da ich keine Artikel über mich gesammelt habe, habe ich nun mein mediales Leben vor mir aufbereitet. Ich bin überzeugt, dass diese Biografie einen exakten Querschnitt durch mein ganzes Leben vermittelt. 

Es ist eines der grössten Rätsel in unserer Medienwelt: Wem gehört eigentlich Somedia?
Die Mehrheit des Kapitals gehört meinen Kindern, die Stimmenmehrheit hingegen besitze ich. Wir befinden uns in der gleichen Familienholding, aber meine Türe ist immer noch einen Spalt offen, sollten meine Kinder Streit bekommen. Im Gegensatz zu Christoph Blocher konnte ich meine Firma aufgrund der fehlenden Grösse nicht in drei Teile gliedern. Dies setzt voraus, dass meine Kinder keinen Streit bekommen. Sollte dies aber passieren, kann ich im Notfall immer noch einen Externen einsetzen.

Auch privat läuft es bei Ihnen bestens: Im Juli dieses Jahres heiraten Sie auch noch. Herzliche Gratulation.
(Lacht.) Danke vielmals. Ich kenne meine zukünftige Frau, Liliana Portmann, die Leiterin meines Büros und langjährige Chefin der Bündner Woche, seit 25 Jahren. Zurück- blickend habe ich auch im Privaten ein bewegtes Leben gehabt ...

Von dem man in Ihrem Buch nur wenig liest.
Das ist ja auch nichts Aussergewöhnliches – und auch nicht so wichtig. Als Liliana und ich zusammengezogen sind, haben wir eine private Effizienzüberlegung gemacht. Da wir zusammen noch einige Reisen unternehmen wollen, habe ich Liliana gebeten, die Leitung der Zeitung aufzugeben und mein Sekretariat zu übernehmen. Mit ihrem Computer kann sie das Büro von allen Plätzen dieser Welt aus führen. So wollen wir unsere Zukunft gemeinsam gestalten.

Gibt es ein grosses Fest in Chur?
Nein, nein. Es gibt ein kleines, aber feines Fest, zu welchem ich meine treuesten Wegbegleiter eingeladen habe. Bei einem grossen Fest besteht die Gefahr, dass am Ende viele beleidigt sind, die nicht eingeladen worden sind. Das wirklich grosse Fest ist die Einweihung unseres Mediengebäudes. 

Das vollständige Interview lesen Sie in der aktuellen "persönlich"-Printausgabe

 

Interview: Matthias Ackeret, Bilder: Marc Wetli & Somedia



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