01.12.2015

Spiegel

Jede fünfte Stelle wird gestrichen

Die Hamburger Mediengruppe muss bis 2018 16 Millionen Euro einsparen.
Spiegel: Jede fünfte Stelle wird gestrichen

Die Hamburger Spiegel-Gruppe baut radikal um: Rund 150 von derzeit 727 Stellen werden gestrichen. Betroffen sind 35 Stellen in der Redaktion, 14 in der Dokumentation und 100 im Verlag. Gleichzeitig baut das Medienhaus aber auch aus. Neue Projekte wurden vorgestellt, um den wirtschaftlichen Erfolg des "Spiegel" zu sichern.

Das weitreichende Umbauprojekt nennt sich "Agenda 2018". Die Spiegel-Gruppe hat seine Pläne am Dienstag in einem Communiqué bestätigt. Nun ist es also offiziell, was in deutschen Branchenmedien schon lange gemunkelt wurde: Der "Spiegel" entlässt Personal – und zwar nicht knapp. Jede fünfte Stelle im Verlag ist betroffen.

16 Millionen Euro einsparen

Über hundert Massnahmen sollen dazu führen, dass die Sach- und Personalkosten bis im Jahr 2018 um rund 16 Millionen Euro gesenkt werden. Neben dem Stellenabbau umfasst das Programm auch das Auslagern von Tätigkeiten oder das Einschränken von Service- und freiwilligen Sozialleistungen.

Alle drei Bereiche der Spiegel-Gruppe sind betroffen, teilt der Verlag weiter mit. Die Redaktion muss 6,4 Millionen Euro sparen, die Dokumentation 1,5 Millionen Euro und der Verlag 8,2 Millionen Euro. Dabei wurde laut Geschäftsführer Thomas Hass darauf geachtet, dass die Lasten gleichmässig verteilt würden. "Denn wir wollen nicht das kleinstmögliche, sondern das bestmögliche Unternehmen für die Zukunft bauen", wird er in der Mitteilung zitiert.

Die Paywall kommt

Neben den einschneidenden Sparmassnahmen beinhaltet die "Agenda 2018" auch einen Ausbau des Angebots. Das Digitalangebot "Spiegel International" wird im ersten Halbjahr 2016 erweitert. Ab dann wird der englischsprachige Service nur noch als Bezahlangebot verfügbar sein. Mit "Spiegel Daily" startet das Hamburger Medienhaus zudem ein digitales, täglich kuratiertes Nachrichtenangebot.

Ausserdem ändert Spiegel Online ganz grundsätzlich die Strategie. Künftig sollen nach und nach auch Online-Artikel kostenpflichtig werden. "Spiegel"-Chefredaktor Klaus Brinkbäumer: "Es ist für die Zukunft des Qualitätsjournalismus wichtig, dass aufwendig recherchierte und herausragend geschriebene Texte nicht nur gedruckt, sondern auch digital verkauft und nicht verschenkt werden." Der erste kostenpflichtige Artikel auf Spiegel Online soll in den kommenden Wochen erscheinen.

Testphase für Regionalseiten

Weitere Projekte, die im Rahmen der "Agenda 2018" umgesetzt werden sind Regionalteile im gedruckten "Spiegel". Eine Testphase in Nordrhein-Westfalen startet im Februar 2016. Bereits im Dezember 2015 lanciert der "Spiegel" eine erneuerte App.

Andere Neuerungen sind bereits angelaufen: Der Digitalableger "Bento" für die junge Generation startete vor zwei Monaten, nur wenige Tage nach der ersten Ausgabe des "Literatur Spiegels".

Das Projekt "Agenda 2018" – die Kombination aus Wachsen und Sparen – hat zum Ziel, den langfristigen wirtschaftliche Erfolg und damit die publizistische Unabhängigkeit des "Spiegel" zu sichern. Die Mitarbeiter der Gruppe wurden auf einer Versammlung am Dienstagmorgen über die Pläne informiert. (ruh)



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