09.05.2014

Swiss Media Forum

Doris Leuthard fordert mehr Innovation

Die Bundesrätin äusserte sich in ihrer Rede zur Lage der Medien.
Swiss Media Forum: Doris Leuthard fordert mehr Innovation

Das Swiss Media Forum ist heute Freitag in Luzern mit einem Referat von Bundesrätin Doris Leuthard zu Ende gegangen. Die Medienministerin appellierte vor den 350 Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Forums an die Verlage, sie müssten "statt nur zuzukaufen auch in Innovationen investieren".

Die Branche erlebe gerade "den grössten Strukturwandel, den sie je verarbeiten musste". Dies gelinge nur beschränkt. Leuthard beobachtet nicht nur eine Abnahme der Medienvielfalt, sondern auch einen "Abbau der politischen Berichterstattung". Andere Branchen würden in Zeiten des Umbruchs auf Innovation setzen: "Die Medienbranche reagiert aber vor allem mit Zukäufen und Verkäufen", so Leuthard. Dies allein sei aber nicht zukunftsweisend.

Die Qualität habe zum Teil gelitten, "einseitige Parteinahme ist schädlich", sagte Leuthard und erwähnte etwa die Rolle der Medien im Fall Carlos. "Der Journalist braucht den Platz, die Zeit und das Geld für eine umfassende Einbettung der Fakten."

Bundesrat überlegt sich Stärkung der SDA
Leuthard ist besorgt, weil immer mehr Gebiete über keine eigenen Medien mehr verfügten: "Neun Kantone verfügen über keine eigene Tageszeitungen mehr, sieben nur noch über eine einzige. Regionale Wochenzeitungen stehen unter Druck der Pendlerzeitungen, die in der Hand der grossen Medienhäuser sind."

"Dies hat Auswirkungen auf den Staat, die Wirtschaft und die Gesellschaft", meinte Leuthard weiter. "Hier müssen wir Gegensteuer geben! Der Bürger soll nicht nur aus einer Quelle Information vorgesetzt bekommen."

Der Bundesrat denke über eine Stärkung der SDA nach. "Das dient allen. Es senkt die Kosten in den Medienhäusern." Die freiwerdenden Ressourcen könnten beispielsweise in die Recherche investiert werden.

Bund unterstützt bei Forschung, Entwicklung und Ausbildung
Allerdings fehle es an Ideen. Leuthard: "Das Problem ist innovativer Stillstand. Die Medienhäuser brauchen nicht den Schutz durch Paragrafen, sondern mehr Innovation und Kooperation." Leuthard wies darauf hin, dass das Geld aus der KTI (Kommission für Technologie und Innovation) auch der Medienbranche offenstehe.

"Der Bund hat schon jede Branche bei Forschung, Entwicklung und Ausbildung unterstützt, deshalb verstehe ich nicht, warum Sie das nicht nutzen", sagte sie an die Adresse der Medienunternehmer im Saal. "Die Fördertöpfe sind für alle Branchen der Wirtschaft da. Ich möchte Ihnen zukunftsträchtige Modelle ans Herz legen."

Innovativ müsse aber auch die politische Kommunikation sein, sagte Leuthard im anschliessenden Gespräch mit Moderatorin Susanne Wille. "Das Abstimmungsbüchlein beispielsweise ist  immer noch unsere Standard-Information, aber viele Bürger lesen das nicht mehr. Wir überlegen uns: Braucht es künftig Youtube-Filmchen, Social Media und weitere Kanäle, um die Bürger zu informieren." Man versuche mit der Bundeskanzlei, "zumindest mal ein Politprojekt zu lancieren".

SRG hat andere Spielregeln als Private
Auch von der SRG "erwarte ich Innovation", so Leuthard weiter. "Die SRG hat Gebührengelder, also kann sie nicht dieselben Spielregeln haben wie die privaten Medienhäuser." Innerhalb ihres Rahmens müsse aber auch die SRG neue Ideen entwicklen.

Wenig hält Leuthard von der Idee der eidgenössischen Medienkommission, einen staatlichen Fonds zur Förderung der Medien einzurichten. "Das ist eine Idee der Medienkommission, der Bundesrat hat sich dazu noch nicht geäussert. Ich bin generell zurückhaltend mit staatlicher Förderung", schloss Leuthard. (pd)

Bild: Swiss Media Forum



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