17.04.2014

Tamedia

Medienhaus will die PubliGroupe kaufen

Für diese kommen die Avancen des Verlagshauses überraschend.
Tamedia: Medienhaus will die PubliGroupe kaufen

Die Zürcher Mediengruppe Tamedia will ihre Position im Onlinegeschäft ausbauen: Sie will die Werbevermarktungsfirma Publigroupe kaufen, um so an deren Filetstück local.ch heranzukommen. Die Avancen kommen für Publigroupe überraschend.

Der Publigroupe-Verwaltungsrat rät den Aktionären darum vorerst zur Gelassenheit: Publigroupe werde das Angebot von 150 Franken je Publigroupe-Aktie zum gegebenen Zeitpunkt prüfen und dann eine Stellungnahme abgeben. Es bestehe aufgrund des vorangemeldeten öffentlichen Kaufangebots, das Tamedia am Donnerstagabend bekannt machte, kein Handlungsbedarf.

Tamedia hat es bei den Übernahmeplänen vor allem auf die Plattform local.ch abgesehen. Die anderen Beteiligungen der Publigroupe interessieren sie weniger. Sie werde eine Weiterführung oder einen Verkauf prüfen.

Dank local.ch könnte Tamedia die Position im Schweizer Verzeichnismarkt ausbauen. Sie selbst besitzt bereits 75 Prozent am Konkurrent search.ch, gemäss eigenen Angaben die führende Verzeichnis- und Informationsplattform im Nutzermarkt. Beide Plattformen zusammen könnten 4,8 Millionen Nutzer erreichen, schreibt Tamedia.

Schon heute Aktionärin
Den Ausbau im Onlinemarkt will sich Tamedia etwas kosten lassen: Der Wert der Transaktion beläuft sich insgesamt auf rund 350 Mio. Franken. Allerdings hält Tamedia selber bereits einen Anteil von 7,22 Prozent an der Publigroupe.

Der Angebotspreis entspricht gemäss Tamedia einer Prämie von 22 Prozent gegenüber dem volumengewichteten Durchschnittskurs der Publigroupe-Aktie in den letzten 60 Börsentagen vor dem Datum der Voranmeldung.

Die anvisierte Plattform local.ch betreibt Publigroupe zusammen mit der Swisscom. Tamedia wäre an einer konstruktiven Zusammenarbeit mit der Swisscom interessiert, sagte Tamedia-Sprecher Christoph Zimmer auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Search.ch und local.ch würden als eigenständige Marken weitergeführt.

Tamedia habe das geplante Angebot für die Publigroupe aber weder in Absprache mit der Publigroupe-Führung noch mit der Swisscom gemacht, sagte Zimmer weiter. Auch der Verwaltungsrat der Publigroupe spricht von einem unverlangten öffentlichen Kaufangebot.

Mit Auflagen der Wettbewerbskommission (Weko) rechnet Tamedia nicht. Diese würde auch erst aktiv, nachdem die Übernahme zustande gekommen ist. Für Antizipationen sei es darum noch zu früh, sagte Weko-Sprecher Patrik Ducrey der sda.

Erfreuliche Nachricht
Das Unternehmen Publigroupe ist derzeit stark im Wandel: Anfang April hatte Publigroupe bekanntgegeben, sich auf den elektronischen Markt zu konzentrieren und sich darum vom kriselnden Kerngeschäft, den Zeitungsanzeigen, zu trennen. Die Tochter Publicitas wird darum an die deutsche Beteiligungsgesellschaft Aurelius verkauft.

Der Verleger-Präsident Hanspeter Lebrument kritisierte Anfang April die Publigroupe-Führung dafür, dass sie es so weit hatte kommen lassen. 2013 hatte Publigroupe einen Nettoverlust von 5,9 Millionen Franken verzeichnet.

Dass Tamedia nun die Publigroupe respektive das, was davon übrig bleibt, kaufen will, bezeichnete Lebrument am Donnerstagabend gegenüber der sda vorerst als "erfreulich".

Tamedia gesprächsbereit
Angesprochen auf die Minderheitsbeteiligung von 20 Prozent, welche die Publigroupe an der Südostschweiz Presse und Print AG hält, sagte Lebrument als "Südostschweiz"-Verleger: "Wenn Tamedia die neue Eigentümerin wird, werden wir intern einige Überlegungen machen."

Tamedia erachtet die Minderheitsbeteiligungen nicht als strategische Beteiligungen und strebt keinen Einfluss auf die Gesellschaften an. Sie sei zu Gesprächen mit den Mehrheitseigentümern bereit, bei einer angemessenen Bewertung auch zum Verkauf.

Publigroupe hält nebst der Minderheitsbeteiligung an der Südostschweiz Presse und Print AG auch Anteile an Zanox.de (47,5 Prozent), der SNP Société Neuchâteloise de Presse (29 Prozent) sowie der FPH Freie Presse Holding AG (25 Prozent). Die FPH, Herausgeberin der "Neuen Luzerner Zeitung" und des "St.Galler Tagblatts", gehört zu 75 Prozent der NZZ-Gruppe. Auch für die NZZ-Gruppe ist es zu früh für eine Stellungnahme, wie Sprecherin Bettina Schibli zur sda sagte. (sda)

"persönlich" gehört seit 2008 zur PubliGroupe.



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