11.09.2014

Verlegerkongress

Kooperation statt Kampf

Mildere Töne in Interlaken: Die Verleger scheinen das Kriegsbeil begraben zu haben. Sie wollen mit der SRG bei Bewegtbildern kooperieren. Am Medienkongress, unter der Leitung von Verleger-Präsident Hanspeter Lebrument, gab am Donnerstag ausserdem die Forderung nach einem neuen GAV zu reden.
Verlegerkongress: Kooperation statt Kampf

Die Verleger und das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) gehen aufeinander zu. Sie setzen auf Kooperationen bei Videos auf Online-Portalen. Bundesrätin Doris Leuthard hatte vor zwei Jahren die Verleger und die SRG zur Zusammenarbeit aufgefordert. Die Video- und Tonbeiträge des SRF seien durch den Service Public bereits bezahlt. Sie sollten somit der Allgemeinheit zur Verfügung stehen, sagte Marc Walder, CEO der Ringier AG und Leiter des Departements elektronische und neue Medien im Verband Schweizer Medien, am Donnerstag am Verlegerkongress in Interlaken.
 
Das Angebot zur Zusammenarbeit mit der SRG sei fair. Zu definieren bleibe, was im Detail unter den Begriff Service Public falle. Das sei eine hochpolitische Frage. Der Ständerat hatte in der diesjährigen Sommersession den Bundesrat beauftragt, in den kommenden zwei Jahren einen Bericht über den Service Public vorzulegen.
 
Keine Teilung der Einnahmen
Nutzen die Verleger Videos und Radiobeiträge, die bereits über Gebühren aus dem Service Public finanziert sind, drängt sich laut Walder keine Teilung der zusätzlichen Einnahmen auf. Für Beiträge, die nicht über den Service Public fielen, wären die Verleger bereit zu zahlen, sagte Hanspeter Lebrument, Präsident des Verbands Schweizer Medien.

Die SRG bietet ihrerseits Hand zu Kooperationen mit den Verlegern bei Bewegtbildern. Sie ist bereit, den Verlegern für ihre Online-Portale aktuelle Videos zur Verfügung zur stellen. Im Gegenzug müssten die Verleger die SRG jedoch an den Einnahmen beteiligen, die sie im Umfeld dieser Videos erzielten, schreibt die SRG in einer Stellungnahme.
 
Live-Ausstrahlungen - zum Beispiel eines Fussballspiels - werde es im Rahmen der Kooperation nicht geben, sagte Walder. Zeitversetzt sei es dagegen sehr wohl möglich, solche Inhalte auch auf privaten Online-Portalen verfügbar zu machen. Walder erwähnte die rasante Entwicklung bei Bewegtbildern. Mit HbbTV, das Internet und TV vereint, rolle bereits die nächste technologische Revolution auf das Fernsehen zu.
 
Umstrittene GAV-Forderungen
Nach wie vor keine Einigkeit herrscht zwischen den Verlegern und den Gewerkschaften über einen neuen GAV. Die Gewerkschaft Syndicom und der Journalistenverband Impressum forderten die Verleger auf, nach 10 Jahren vertragslosem Zustand GAV-Verhandlungen aufzunehmen. Die Verleger sehen dazu wegen der anhaltend verhärteten Fronten keinen Anlass.
 
Syndicom und Impressum kritisieren die systematische Arbeitsüberlastung und den Tempodruck in den Redaktionen (vgl. persoenlich.com). Im letzten Januar haben sie beim Arbeitsinspektorat Anzeigen gegen die drei Medienhäuser Tamedia, Ringier und NZZ eingereicht. Weitere Anzeigen gegen Verlagshäuser könnten folgen, sagte Impressum-Geschäftsführer Urs Thalmann.
 

Journalist als ein spezieller Beruf
"Wir wollen nicht zurück zur Stempeluhr", sagte Syndicom-Zentralsekretärin Stephanie Vonarburg. Die grosse Mehrheit der Medienhäuser verletzte jedoch eine Vorschrift aus dem Arbeitsgesetz, wonach der Arbeitgeber verpflichtet sei, die Arbeitszeiten zu erfassen. Ohne GAV seien Journalistinnen und Journalisten auf den vollen gesetzlichen Schutz angewiesen.
 
Lebrument verwies in diesem Zusammenhang auf Beispiele aus Deutschland, Österreich und Italien. Dort gebe es keine Zeiterfassung bei den Journalisten. Der Journalismus sei eben kein Job, der sich zwischen 9 und 17 Uhr ausüben lasse. Der Verband sei aber bereit, mit den Gewerkschaften über das Thema Arbeitszeiterfassung Gespräche zu führen.
 
Somm ins Präsidium gewählt
Am Nachmittag hatte die Mitgliederversammlung des Verbands Schweizer Medien den Verleger und Chefredaktor der "Basler Zeitung", Markus Somm, ins Präsidium gewählt (persoenlich.com berichtete). Zudem wurde eine neue Werbekampagne vorgestellt, die im Oktober starten soll (vgl. persoenlich.com). (sda/eh)

Bilder: Keystone, Anthony Anex    
 



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