25.08.2008

"Wir liefern unter der Woche das 'Ruchbrot' und am Sonntag den 'Zopf'"

In knapp zwei Wochen erscheint zum ersten Mal die "Zentralschweiz am Sonntag". Allein für den Ausbau der Redaktion wenden die LZ Medien ein Gesamtbudget von rund 2 Millionen Franken auf. Gegenüber "persoenlich.com" erklärt Erwin Bachmann, CEO LZ Medien, wie die neue Zeitung den Sonntagsmarkt erobern will und warum eine Zusammenarbeit mit "Sonntag" mehr Sinn macht, als eine Kooperation mit der "NZZ am Sonntag" aus dem eigenen Haus. Das Interview:
"Wir liefern unter der Woche das 'Ruchbrot' und am Sonntag den 'Zopf'"

Herr Bachmann, "Sonntag" von den AZ Medien hat vorgemacht, wie man erfolgreich in den Sonntagsmarkt eintritt. Mit hohem Budget, renommierten Autoren und vielen Primeurs. Mit welchem Konzept startet die "Zentralschweiz am Sonntag" (ZaS)?

Unser Ansatz ist differenzierter. Es geht nicht darum eine weitere, vierte sprachregioanle Sonntagszeitung zu machen, sondern darum, unsere Leser und Abonnenten auch am wichtigsten Lesertag medial und regional zu begleiten. Die "Zentralschweiz am Sonntag" bietet eine kompetente Berichterstattung zu nationalen Themen, Sport und Kultur, aber vor allem einen regionalen Bund mit Nachrichten und Hintergründen aus der Region und der ganzen Zentralschweiz. Nebst Nachrichten -- logischerweise streben auch wir Primeurs an -- gehören zum Lesestoff auch Interviews, Kolumnen und Service. Wir haben festgestellt, dass unsere Leser nicht nach dicken Umfängen trachten, sondern kompakte und regionalisierte Inhalte schätzen.

Will die ZaS eine Regionalzeitung bleiben oder ist auch eine Gebietserweiterung, vielleicht sogar eine nationale Ausrichtung denkbar?

Die ZaS ist die Sonntagsausgabe der "Neuen Luzerner Zeitung" und ihrer Regionalausgaben. Sie bedient daher das gleiche Zielpublikum und die gleichen Abonnenten wie unter der Woche. Eine sprachregionale oder gar nationale Ausrichtung ist kein Ziel. Im Inseratemarkt wird der Sonntagspool hingegen sehr wohl nationale Bedeutung haben, da die Inseratekombination mit der "Mittelandzeitung" mit 320'000 Exemplaren die grösste Auflage unter den Sonntagszeitungen erreichen wird.

Es war lange nicht klar, ob und in welcher Form die ZaS mit "Sonntag" zusammenarbeiten wird. Dabei sollen Sie und Peter Wanner sich schnell einig gewesen sein, dass eine gemeinsame Mantelredaktion aufgestellt werden soll. Ist dieser ursprüngliche Plan nur an der Intervention der NZZ gescheitert?

Wir haben in einer ausführlichen Konzeptarbeit die verschiedensten Optionen geprüft. Es trifft zu, dass mit Peter Wanner über Zusammenarbeitsformen gesprochen wurde. Ein enges Zusammengehen mit der "Mittellandzeitung" schien unserer Philisophie der konsequenten Regionalisierung nicht gerecht zu werden. Wir haben auch ein Modell der Zusammenarbeit mit der "NZZ am Sonntag" geprüft , wobei es auch hier nur um eine partielle Übernahme von redaktionellen Inhalten ging. Beide Varianten haben wir verworfen, weil wir glauben, unserem Markt Zentralschweiz am besten gerecht zu werden, wenn die regionale Zeitung unter der Woche das mediale "Ruchbrot" und am Sonntag den "Zopf" liefert.

Welche Gründe sprachen konkret gegen eine Zusammenarbeit mit der "NZZ am Sonntag"?

Die "NZZ am Sonntag" als sprachregionaler Titel und die "Zentralschweiz am Sonntag" als regionale Zeitung operieren im gleichen Raum und haben durchaus auch nebeneinander Platz. Darum wäre es wenig sinnvoll inhaltliche Dubletten am Markt anzubieten. Eine "NZZ am Sonntag" kann kein Interesse daran haben, seine Primeure einer regionalen Zeitung im gleichen Markt anzubieten und eine Sonntagsausgabe der Neuen LZ , die stark auch den regionalen Stoff akzentuiert ist, ist für eine solche Zusammenarbeit wenig kompatibel.

Nun hat man sich nebst einem Anzeigenkombi darauf geeinigt, dass "Sonntag" regelmässig gewisse redaktionelle Beiträge liefert. Um welche Inhalte geht es?

Wir haben gemeinsam entschieden, punktuell redaktionelle Inhalte gegenseitig auszutauschen. Grundsätzlich sind Artikel aus allen Ressorts denkbar, sicher aber in den Bereichen Wirtschaft, Wissen und Lifestyle.

Alle Abonnenten der Neuen LZ werden die Sonntagsausgabe erhalten -- ob sie es wollen oder nicht. Gleichzeitig wird ihr Abonnement teurer. Wie haben die Leser reagiert?

Bei uns gibt es keinen Zwang zu irgendeinem Abo. Die Neue LZ und ihre regionalen Ausgaben kann man heute schon 1 bis 6 mal pro Woche abonnieren und so ist es auch mit dem Sonntag. Aus der Leserschaft haben wir praktisch keine negativen Reaktionen erhalten -- im Gegenteil. Zudem ist der Aufschlag des Abos mit 16 Franken pro Jahr auch sehr bescheiden, und die ZaS mit einem Preis von 30 Rappen pro Ausgabe ausgesprochen günstig. Da die Mehrkosten für den Abonnenten sehr moderat gehalten sind und erst noch stufenweise mit Rabatt eingeführt wird, gehen wir davon aus, dass der allergrösste Teil der Abonnenten die regionale Zeitung auch am Sonntag will.

Der Anzeigenverkauf für die ZaS ist bereits gestartet. Wie ist die Resonanz im Werbemarkt?

Der Werbemarkt hat unseren neuen Titel sehr positiv aufgenommen. Man freut sich auf einen weiteren Player im Sonntagsmarkt. Das wird an der sehr gut gebuchten ersten Ausgabe schon deutlich.

In etwas mehr als zwei Wochen erscheint die erste Ausgabe der ZaS. Ist für den Start alles bereit?

Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren und sind schon sehr weit fortgeschritten. Als besonders aufwändig stellte sich die Organisation des Vertriebs heraus. Die Zustellung der Zeitung ist gerade in ländlichen Gebieten oftmals nicht einfach, da zum Beispiel einige Weiler gar keine richtigen Adressen haben. Jetzt haben wir aber auch diese Knochenarbeit erfolgreich bewältigt. Im redaktionellen Bereich wird auch eine volle Null-Nummer getestet. Insgesamt sind wir sehr gut im Fahrplan.

Wie gross ist die Redaktion?

Die Redaktion ist integriert in diejenige der Neuen LZ. Darum ist eine genau Zahl schwierig zu definieren Es gibt derzeit 10 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, welche exklusiv für die ZaS arbeiten, mit langjähriger Erfahrung als Blattmacher, Chefreporter oder Chefredaktoren in der Region und in Zürich.

Ist das Team schon komplett oder suchen Sie noch nach Verstärkungen?

Da wir am Sonntag den Fokus auf regionale Themen legen, bauen wir hier redaktionell besonders stark aus. Wie bereits kommuniziert wenden wir für den Ausbau der Redaktion ein Gesamtbudget von rund 2 Millionen Franken auf. Das Team wird derzeit laufend ergänzt.

(Interview: Stefan Wyss)



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