20.11.2015

Migros

Der Grossverteiler führt auch Werbung im Sortiment

Einer der grössten Werbeauftraggeber der Schweiz betätigt sich selber als Werbeagentur: Die Migros baut ihre Content-Marketing-Aktivitäten immer weiter aus. Grafiker, Fotografen, Video-Journalisten oder Redaktoren, die bis anhin vor allem für das "Migros"-Magazin arbeiteten, werden bald auch für Unternehmen wie Micasa, Chocolat Frey oder Hotelplan Werbemittel produzieren. Damit expandiert der orange Riese in ein Feld, das bislang vor allem den Werbe- oder Kommunikationsagenturen vorbehalten war.
Migros: Der Grossverteiler führt auch Werbung im Sortiment

Globus, Depot oder die Migros-Bank: Diese Unternehmen – alle Teil des Migros-Universums – könnten ihre Broschüren, Videos oder (Blog)-Texte bald nicht mehr von externen Werbeagenturen beziehen, sondern von der konzerneigenen Content-Abteilung. Diese ist innerhalb der Migros-Medien angesiedelt, also dort wo das "Migros-Magazin" (früher "Brückenbauer"), "Vivai" und die "Saisonküche" hergestellt werden. Lorenz Bruegger, der die Direktion Migros-Medien leitet, will neben dem traditionellen Verlagsgeschäft ein weiteres zukunftsträchtiges Standbein aufbauen: Das Auftragsgeschäft.

Zuerst Migros-Unternehmen im Fokus

Diese neue Einheit soll Corporate-Storytelling-Leistungen (oder je nach Sprachgebrauch "Content Marketing") – also journalistische Inhalte in Text, Foto, Bewegtbild sowie Dienstleistungen in Grafikdesign – anbieten. "In einem ersten Schritt wollen wir vor allem interne Kunden erreichen", sagt Bruegger gegenüber persoenlich.com.

"Bislang realisieren wir zum Beispiel Inhalte für den Interio-Blog in Zusammenarbeit mit der Saisonküche, wir entwickeln und produzieren verschiedene Print-Publikationen", erklärt Bruegger.

120 Verlagsmitarbeiter und Freelancer

Für die Webseite des Labels "Aus der Region. Für die Region" habe seine Einheit Videoporträts erstellt. Oder auch die Imagefilme für die Migros-Industrie oder die Marke Heidi kommen von dort. "Daneben sind wir daran, kurze Spots für die Migros-Bank herzustellen und wir sind im Gespräch mit Denner für eine Zusammenarbeit", sagt Bruegger.

Um dieses Geschäft rasch vorwärts zu bringen, hat Bruegger rund sieben Vollzeitstellen (drei Berater und fünf Leute aus der Kreation) in den Bereich "Auftragsgeschäft" ausgegliedert. "Die neue Abteilung wollen wir bewusst schlank halten. Sie kann jedoch für einzelne Projekte entweder auf die rund 120 Mitarbeitenden der Migros-Medien zurückgreifen oder auf ein Freelancer-Netzwerk", sagt er. 

Creative Director aus Deutschland

Verantwortlich für das Auftragsgeschäft ist Bruno Boll. Der 46-Jährige ist seit sechs Jahren als Creative Director für die Migros-Medien tätig. Vorher war Boll Geschäftsführer und Inhaber von RuB-Kommunikationsdesign in Edenkoben sowie Kommunikationsmanager bei der Frankfurter Societäts-Medien GmbH in Frankfurt am Main. Zudem arbeitet er seit sechs Jahren als Lehrbeauftragter für die Württembergische Verwaltungs- und Wirtschafts-Akademie und die Hochschule Pforzheim.

Bei der Migros wird Boll bei konzerneigenen Firmen Roadshows durchführen, um das Angebot aufzuzeigen.

Sujets der Inseratekunden gleich selbst produzieren

Eine von Brueggers Vision ist es, dass mittelfristig externe Inserate-Kunden der Migros-Medien ihre Sujets nicht mehr fixfertig anliefern müssen, sondern diese dort produzieren lassen. "Mit unserem Know-how und der Beratungskompetenz können wir problemlos, schnell und unkompliziert effektive Werbemittel kreieren, etwa für die Reise- und Tourismusbranche, die gerne bei uns inseriert". Und die Ziele sind hoch: Bis in drei Jahren soll das Auftragsgeschäft mindestens 10 bis 15 Prozent zum Gesamtumsatz der Migros-Medien beisteuern.

Identifikation und internes Wissen

Dass der 27-Milliarden-Konzern seine Verlagskompetenzen auch anderen Firmen der Gruppe anbietet, kann aus Migros-Perspektive durchaus Sinn machen. Denn aufgrund der Synergien kann die interne Werbeagentur kostengünstiger produzieren, und gleichzeitig mindestens gleich hohe - wenn nicht höhere - Qualität bieten. Eine Redaktion, die sich mit dem Unternehmen identifiziert und weiss, welche Themen der Interio-Blog behandelt, kann diese auch in der Saisonküche aufgreifen und umgekehrt.

Die thematische Tiefe und das Wissen um interne Abläufe sind sicherlich Vorteile, die die etablierten, externen Werbe- und Kommunikatiosagenturen mit anderen Pluspunkten übertreffen müssen, um künftig Pitches von Micasa, Chocolat Frey oder Hotelplan für sich entscheiden zu können.

Text. Edith Hollenstein, Bilder: zVg



Kommentar wird gesendet...

Kommentare

Kommentarfunktion wurde geschlossen

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren:

Zum Seitenanfang20240424