01.05.2014

TBS & Partner

"Kunden schätzen, dass sie ein Gesamtpaket bekommen"

Michael Schädelin, Beat Aeschlimann und Jürg Neuenschwander im Gespräch.
TBS & Partner: "Kunden schätzen, dass sie ein Gesamtpaket bekommen"

1984 in einer WG gegründet, feiert die Agentur TBS & Partner diese Tage ihr 30-jähriges Jubiläum. Im Gespräch mit persoenlich.com erläutern Mitgründer Michael Schädelin (zweiter von rechts) sowie Beat Aeschlimann (zweiter von links) und Jürg Neuenschwander (ganz links), beide Mitinhaber seit einem Jahr, was TBS & Partner auszeichnet und was die Kunden - deren Ansprüche stark gestiegen seien - am Angebot der Agentur schätzen. Ausserdem reden sie über die Zusammenarbeit mit Roger Federer und weitere Highlights aus ihrem Schaffen.

Herr Schädelin, Sie waren vor 30 Jahren bei der Gründung von TBS dabei. Wie kam es dazu?
Michael Schädelin: Wir waren drei Partner, die alle in der gleichen WG gewohnt haben - und alle beruflich etwas ratlos waren. Ich war Assistent am Linguistischen Seminar der Uni, der ausgebildete Grafiker Christian Tobler war nach einer anstrengenden Zeit bei Zintzmeyer und Lux im Sabbatical, und der Sozialpädagoge Peter Burkhart führte für seinen Vater die Finanzen eines Hotels. Schnell war klar: Tobler ist der Gestalter, ich der Texter und Burkhart macht die Finanzen. Wir nannten uns Tobler Burkhart Schädelin, Büro für Bild- und Textgestaltung. Wir haben im Keim etwas gemacht, was erst viele Jahre später Trend wurde: Integrierte Kommunikation, bei der Identität und Kommunikation zusammen gehören.

Wer waren Ihre ersten Kunden?
Schädelin: Das sind zwei, die wir heute noch haben: Für Tobler, den grössten Haustechnik-Händler der Schweiz, haben wir Ausstellungen gemacht. Dazu kamen wir über verwandtschaftliche Beziehungen. Und für die Ernst Schweizer Metallbau in Hedingen haben wir ein neues Corporate Design entwickelt, als ein Generationenwechsel anstand.

Herr Aeschlimann, Herr Neuenschwander, wann und wie sind Sie dazu gekommen?
Beat Aeschlimann: Ich bin 2001 mit einem Hintergrund aus Verkauf und Marketing zu TBS gestossen, um die Marketingkommunikation zu stärken und sie mit den Bereichen Unternehmenskommunikation und Corporate Identity eng zu verknüpfen.
Jürg Neuenschwander: Ich bin 2009 dazu gekommen. Davor hatte ich knapp zehn Jahre ein eigenes Geschäft, von dem ich einige Mandate - darunter National Suisse und Homegate - sowie einen Mitarbeitenden mitnehmen konnte.
Schädelin: Ihre Einbindung ist sehr zielgerichtet erfolgt. Wir als Gründer wollten starke jüngere Leute einbinden, auch wenn wir noch ein paar Jahre dabei sind. Solche Prozesse sollte man frühzeitig einleiten, weil sie immer mit einem Kulturwandel verbunden sind.

Was hat sich geändert seit 1984, als Sie die Agentur gegründet haben?
Schädelin: Die Professionalisierung. Wir hatten lange Zeit noch diesen WG-Groove und haben Leute aus dem Freundeskreis rekrutiert, mit Vor- und Nachteilen. Das ging irgendwann nicht mehr.
Aeschlimann: Man merkt auch auf Kundenseite, dass sich die Ansprüche verändert haben. Die Leute treten auf einem anderen Niveau an uns heran und stellen andere Anforderungen. Wenn wir jeweils neue Leute einzustellen, geschieht dies immer auch mit dem Ziel, diese Entwicklungen mitzumachen.

Ist auch die Konkurrenz grösser geworden? 
Schädelin: Auf jeden Fall. Der Markt ist hart geworden. Man spürt den Druck, effizient und preisgünstig arbeiten zu müssen.
Aeschlimann: Unsere Stärke ist die Integration von Markenentwicklung, Unternehmens- und Marketing-Kommunikation. So, wie wir heute aufgestellt sind, können wir  all diese Disziplinen aus einer Hand anbieten. Das ist aus unserer Sicht ein Zukunftsmodell, das die Gründer so vorgelebt haben und das bei den Kunden gut ankommt.
Neuenschwander: Wir bieten auch inhaltlich eine besondere Qualität und setzen uns vertieft und kritisch mit den Themen unserer Kunden auseinander.

Ist es ein Vorteil, dass Sie in verschiedenen Disziplinen tätig sind? Suchen viele Unternehmen nicht eher spezialisierte Agenturen?
Aeschlimann: Das gibt es natürlich, vor allem bei grossen Unternehmen, die eigene Abteilungen für Kommunikation, Branding, Werbung, Events, Sponsoring und so weiter haben. Kleine und mittlere Firmen sind dagegen oft froh, wenn sie mit einer Agentur arbeiten können, die mit ihren Wurzeln und ihrer Strategie vertraut sind und die Unternehmensidentität über die verschiedenen Kommunikationskanäle abbilden kann.
Neuenschwander: Bei National Suisse haben wir zum Beispiel zuerst das Branding und die Finanzkommunikation mit dem Geschäftsbericht gemacht. Dann haben wir es geschafft, auch das Marketing von unseren integrierten Leistungen zu überzeugen. So konnten wir das Mandat sichern und ausweiten.
Aeschlimann: Wir haben das Vertrauen nicht nur als Partner, der nickt, sondern als Partner, der konstruktive Kritik übt. Das erfordert Neugier und harte Arbeit, wenn man sich in ein neues Thema vertiefen muss.

Müssen all ihre Mitarbeiter immer in allen Dimensionen mitdenken? Das klingt nach hohen Anforderungen.
Neuenschwander: Ja, das sind hohe Anforderungen. Wir haben einen hohen Leistungsdruck, aber auch einen stabilen Arbeitsalltag. Es ist ein TBS-Merkmal, dass am Morgen keine Pizzaschachteln rumliegen. Unsere Leute sind sehr gut ausgebildet, und wir bilden sie laufend weiter, zum Beispiel auf Online-Redaktionssystemen, was der Markt einfach verlangt.
Schädelin: Bei den Mitarbeitenden decken wir alles ab, von Polygrafen und Designern aus verschiedenen Richtungen im Atelier über Berater mit Agentur-Werdegängen oder Hintergrund in Verkauf und Marketing bis zu Textern mit journalistischer Erfahrung. Wir haben sogar einen eigenen Fotografen. Zudem ist bei wichtigen Konzepten immer ein Mitinhaber als Autor dabei.

Und wie wollen Sie in Zukunft weitermachen?
Aeschlimann: Unser integriertes Modell werden wir sicher fortführen. Das Feedback von den Kunden ist sehr gut. Sie schätzen es, dass sie von uns ein Gesamtpaket bekommen, eine professionelle Leistung mit hohem Verständnis für ihre Anliegen und ihre Märkte.
Neuenschwander: Wir wollen die eigenen Werte pflegen, die uns über die Jahre geholfen, dahin zu kommen, wo wir jetzt sind. Daran sollte man festhalten - und trotzdem offen sein für das, was der Markt fordert.

Und was fordert der Markt? Was haben Sie für Kunden?
Aeschlimann: Wir haben eine breite Palette mit Industrie, Handel, Dienstleistungen, Kultur, Gastronomie, Gesundheits- und Bildungswesen. Ein Arbeitstag könnte so aussehen: Am Morgen ein Rebranding für eine Spitalgruppe, dann kommt man zum Haustechnik-Anbieter, am Nachmittag besucht man eine der grössten Baufirmen und gegen Abend steht eine Präsentation im Kulturbereich an. Tonalität und Thematik unterscheiden sich dabei immer.
Neuenschwander: Durch die breite und oft sehr langfristige Zusammenarbeit haben wir die Chance, für Kunden tolle Sachen zu machen, darunter viele Events, wo sich die Kunden vernetzen können. Für National Suisse machen wir den Kunstbericht, das Theaterspektakel ist seit einigen Jahren an Bord. Wir konnten auch tolle Rebrandings machen, zum Beispiel für die Universität Zürich.


Schädelin: Auch die Glatttalbahn konnten wir neu branden und designen. Das ist eine unserer Arbeiten, die man im öffentlichen Raum sehr markant sieht.
Aeschlimann: Für Migros Gastronomie unterzogen wir die Take Aways und Restaurants einem Rebranding. Bei der Walo-Gruppe halfen wir mit, den einstigen Strassenbauer der Nation als diversifiziertes Unternehmen neu am Markt zu positionieren.
Schädelin: Ein weiteres Beispiel: Die Tobler-Gruppe arbeitet als Grosshändler vor allem mit Installateuren und Planern. Nun reden aber die Bauherren immer öfter mit bei der Haustechnik und zeigen ihren Gästen stolz die neue Wärmepumpe im Keller. Daher haben wir dem Kunden empfohlen, sich beim Endkunden bekannt zu machen - und zwar mit Christa Rigozzi als Markenbotschafterin. Auch mit Roger Federer haben wir schon gearbeitet.

Wie ist es, mit einem Roger Federer zu arbeiten? Ist es da nicht schwierig, etwas Neues zu machen?
Neuenschwander: Wir versuchen schon, neue Möglichkeiten zu finden - er aber auch. Der Spannungsbogen von Tenniskarriere und Leben danach ändert sich bei ihm, entsprechend ist er zugänglich für neue Ideen. Die Zusammenarbeit ist überraschend persönlich und nett. Wenn man ihn nach einem Jahr wieder trifft, kommt er und sagt "Sali Jürg, wie goht’s?". Das lässt einem dann entspannt das machen, was man will, in den vier oder sechs Stunden, die man zur Verfügung hat.
Aeschlimann: Auf der anderen Seite haben wir auch stille Kunden, zum Beispiel psychiatrische Kliniken, die kommunikativ nicht weniger anspruchsvoll sind. Gerade im Gesundheitswesen kann man in viele Fettnäpfchen treten.

Wie war es bei der Universität? Haben Sie UniZH auf UZH verkürzt?
Schädelin: Die Abkürzung UZH war schon in der Web-Domain enthalten und wurde wichtig, weil es heute üblich ist, die Universität in den akademischen Titeln mitzunennen. Wir hatten die Aufgabe, die Abkürzung ins Logo einzubinden. Es gab kein einheitliches Corporate Design, sondern sich widersprechende Insellösungen für Signaletik, Geschäftspapiere undWeb. Da musste man aufräumen. Rektor Andreas Fischer hat das zur Chefsache erklärt, sonst wäre das nicht möglich gewesen. Heute ist das von uns gestaltete Corporate Design in der ganzen Universität bis in die einzelnen Institute implementiert. Das war nur möglich durch präzises Verständnis und konzeptionelle Klarheit zwei Werte, die uns seit 30 Jahren begleiten und uns auch in Zukunft begleiten werden.

Interview: Lukas Meyer//Bilder: zVg



Kommentar wird gesendet...

Kommentare

Kommentarfunktion wurde geschlossen

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren:

Zum Seitenanfang20240420