Herr Carson, Sie waren früher Surfprofi und sind jetzt erfolgreicher Grafiker. Was haben Surfen und Grafik gemein?
Freiheit, Spass, Kreativität und beide bringen dich dazu, im Moment zu leben.
In der Grafikszene kennt man Sie vor allem wegen Ihrem Buch "The End of Print". Wie hat das Buch Ihr Leben verändert?
Als das Buch erschien, war ich Lehrer. Mein Leben hat sich danach komplett verändert. Plötzlich war es mir möglich, die Welt zu bereisen und beeindruckende Menschen zu treffen. Mein Hobby ist zu meinem Beruf geworden. Die Jahre danach habe ich zwei weitere Bücher geschreiben, jetzt arbeite ich am vierten. Privat habe ich zwei wunderbare Kinder und ein drittes ist unterwegs.
Sie sagten in Ihrem Buch den Niedergang des Print als Medium voraus. Würden Sie das noch immer so schreiben?
Auf jeden Fall. Wäre ich damals nicht davon überzeugt gewesen, wäre ich es heute sicher. Zurzeit sehen wir den Niedergang des Prints. Er wird immer mehr wie Vinyl-Schallplatten.
Das Buch ist im Jahr 1997 erschienen, vor 18 Jahren. Ist der Inhalt nicht überholt?
Einige Teile daraus vielleicht, ja. Aber das Grundprinzip, Arbeit und Annäherung zu Design, Fotografie und Typografie, hält sich ganz gut. Immerhin; ich werde noch immer für Lesungen und Interviews in aller Welt angefragt. Das letzte Jahr war wohl das produktivste seit jeher.
Am Freitagabend sprechen Sie im Plaza über ihr Buch, das als Klassiker der Designliteratur gilt. Was werden Sie sagen?
Ich werde erklären, warum sich alles so entwickelt, wie es es tut und auch neue Projekte vorstellen. Zudem werde ich über Kreativität und Inspiration sprechen und darüber, wie man das beste aus sich herausholt. Ein oder zwei Surfphotos werden wohl auch noch auftauchen. (lacht)
Ihr Vortrag eröffnet die vierte Grafik15. Wie beurteilen Sie die Ausstellung?
Es ist eine Ehre für mich, hier zu sein. Ich habe meinen allerersten Grafikdesign-Kurs in Rapperswil besucht. Die Arbeiten des Grafikers Hans Rudolf Lutz haben noch heute grossen Einfluss auf mein Tun. Ich freue mich drauf, neue Designs zu sehen, viele Arbeiten zu betrachten und mit Menschen zu sprechen. Ich fände es wunderbar, mehr in der Schweiz zu arbeiten.
Was darf man Ihrer Meinung nach nicht verpassen?
Meine Präsentation am Freitag um 20 Uhr im Plaza in Zürich. (lacht) Aber im Ernst; die ganze Veranstaltung ist spannend. (wid)
Zur Person und zum Event
David Carson lebt in den USA. Er ist Typograf, Grafiker, Designer, Lehrer und Surfer. Der 57-Jährige hat nie eine Grafikausbildung der "alten Schule" absolvierte und geht ohne typografische und gestalterische Regeln an seine Entwürfe. Kritiker empfinden seine Konzepte als kontraproduktiv und verfehlt. Seine Anhänger bezeichnen sie als grenzenlos und innovativ. Am Freitagabend hält Carson im Zürcher Plaza zum Auftakt von Grafik15 einen Vortrag. persoenlich.com verlost auf Facebook 5 x 2 Tickets. Die Veranstaltung ist die wichtigste Werkschau für Grafik und Neue Medien in der Schweiz und findet vom Freitag, 13. März bis Sonntag, 15. März 2015 statt. Es ist die vierte Ausführung.
