28.06.2017

Migros

«Autoren können Rewards ergattern»

Das Migros-Magazin baut sein Onlineportal um. Im Fokus steht ab sofort die Community. Reto Vogt, Redaktionsleiter Online, spricht im Interview über die Ziele der Plattform, Anreizsysteme für die Publikumsinteraktion und die Einbindung von Tochterfirmen wie Melectronics und Exlibris.
Migros: «Autoren können Rewards ergattern»
Leitet die Onlineredaktion des Migros-Magazins: Reto Vogt. (Bild: zVg.)
von Michèle Widmer

Herr Vogt, das Migros-Magazin will seine Printleser ins Internet holen (persoenlich.com berichtete). Sind Sie damit nicht etwas spät dran?
Das Migros-Magazin ist schon längst online. Mit dem Relaunch haben wir nur den Fokus gedreht und stellen das Publikum konsequent ins Zentrum. Wir versuchen darum nicht nur die Printleser ins Internet zu holen, sondern wollen dort ein eigenes Publikum anzusprechen. Wir wollen eine eigenständige Plattform werden, die kontinuierlich ausgebaut wird.

Wen wollen Sie ansprechen?
Die 35- bis 55-Jährigen, aber ein deutlich aktiveres Publikum als jenes der Printausgabe. Wir haben vor ein paar Monaten eine Umfrage unter 14’000 Personen in der Deutschschweiz und der Romandie gemacht. Knapp zehn Prozent der Teilnehmenden zeigte sich darin bereit, selbst Beiträge für unserer Webseite zu verfassen.

Bisher wurden auf migrosmagazin.ch einfach die Artikel aus dem Print veröffentlicht. Wie sieht das Portal nun aus?
Viel interaktiver. Die Nutzerinnen und Nutzer können sich ihre Startseite nach Themen, die sie interessieren zusammenstellen, ihren Lieblingsautoren folgen und ihnen private Nachrichten schreiben. Zudem können sie über ein Profil eigene Beiträge verfassen und Bilder dazu hochladen. Die Nutzerinnen und Nutzer sollen zu Migros-Magazin-Redaktoren werden.

Welche Anreize schaffen Sie, damit diese wirklich in die Tasten greifen?
Wir haben Gamification-Elemente eingebaut. Die Autoren können sich mit ihren Beiträgen Rewards ergattern und natürlich Follower sammeln. Zudem werden die besten Beiträge jeweils in der nächsten Ausgabe des Migros-Magazins veröffentlicht.

Was genau meinen Sie mit Rewards? Können so zum Beispiel Migros-Gutscheine oder Cumuluspunkte ergattert werden?
Nein, dabei geht es lediglich darum Follower und Likes sammeln zu können.

Die Leserinnen und Leser werden zu Migros-Magazin-Redaktoren. Inwiefern beeinflusst das die Redaktoren, die bei den Migros-Medien angestellt sind?
Nur die obersten drei Beiträge auf der Webseite sind manuell platzierbar. Die restlichen Inhalte sind komplett algorithmusgesteuert und werden entweder gemäss den abonnierten Stichworten ausgespielt oder nach den meistgelikten, beziehungsweise meistkommentierten Artikeln angezeigt. Folglich wird sich das vierköpfige Onlineteam hauptsächlich mit Community-Management beschäftigen. Die Printredaktoren bereiten seit ein paar Monaten, im Hinblick auf diesen Relaunch, ihre Artikel selbst für das Onlineportal auf – inklusive Bildstrecken oder Videos. Zudem moderiert jeder Autor die Kommentare seiner Artikel betreffend selbst.  

Interessierte können sich mit dem konzernweiten Migros-Login anmelden. Dazu gehören auch Exlibris- oder Melectronics-Kunden. Wie gross ist die Community beim Start?
Rund 150’000 Personen besitzen bisher ein Login beim Migros-Magazin. Wir wollen die bisherigen User nicht vergraulen, sondern viele weitere dazugewinnen. Wir hoffen natürlich, dass sich viele Onlinenutzer des Migros-Universums auch auf migrosmagazin.ch einloggen werden.

Sind diese Konten mit der Cumulus-Karte verbunden?
Die Nutzerinnen und Nutzer können selbst entscheiden, ob sie die Karte im Konto verknüpfen wollen oder nicht.

Welche Social-Media-Strategie fahren Sie, um die Nutzer auf Ihre Seite zu holen?
Wir werden Facebook, Twitter und Google+ verstärkt bespielen. Bisher haben wir einen Beitrag pro Tag platziert, neu werden es zwei sein. Wir verfügen auch über deutlich mehr Inhalte als vor dem Relaunch.

Mit welchen Marketingmassnahmen machen Sie auf das neue Angebot aufmerksam?
Wir informieren das Publikum in unserem wöchentlichen Newsletter, zudem soll die jeweilige Doppelseite in der Printausgabe für Publizität sorgen. Und wir lancieren in den kommenden Tagen eine Kampagne mit Printwerbung und Onlinebannern.

Welche Zielvorgaben haben Sie bezüglich der Community-Bildung?
Solche Vorgaben gibt es, wir kommunizieren sie jedoch nicht öffentlich.

Um sich die eigene Startseite zusammenzustellen, können Leserinnen und Leser aus über 80 verschiedenen Themen auswählen. Welche Communitys laufen besonders gut, und in welche haben Sie grosse Hoffnungen?
Im Bereich Garten funktionierte das nutzergenerierte Content-Konzept bereits sehr gut. Somit diente diese Community quasi als Prototyp für den Relaunch. Gut entwickeln könnten sich die Themen Do it Yourself, Life Hacks oder Ausflugs- und Biketipps. Zudem wollen wir zweiwöchentlich ein Streitgespräch zwischen zwei Protagonisten zu aktuellen Themen lancieren und die Community die Diskussion in der Kommentarspalte fortführen lassen.

Neu publiziert das Migros-Magazin wöchentliche Onlinekolumnen. Wer sind die Autoren und über welche Themen schreiben sie?
Jeder Redaktor, ob Print oder Online, hat eine eigene Online-Kolumne. Zudem beschäftigen wir freie Journalistinnen und Journalisten. Unsere Themen sind unter anderem Tech-Gadgets, Familie, Hörbücher, Musik, Filme, Reisen oder Wandern und eben Do it Yourself sowie Garten.

Melectronics bietet Tech-Gadgets und Exlibris Musik und Hörbücher.
Ja, teilweise nutzen wir in diesen Bereichen die Kontakte ins Migros-Universum und rezensieren neue Produkte. Selbstverständlich mit einem journalistischen Ansatz. Kritik ist also ausdrücklich erlaubt. Wichtig zu erwähnen ist generell, dass das französische und das deutsche Migros-Magazin ihre eigene Inhaltsstrategie fahren und somit unabhängig voneinander operieren.

Und wie wird die Kochplattform Migusto, welche im Februar lanciert wurde, integriert?
Rezepte, die in der Printausgabe des Migros-Magazins erscheinen, werden online aufgenommen und auf Migusto verlinkt. Sucht man allerdings online ein Rezept, kommt der Nutzer direkt auf Migusto und nicht zu uns.



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