23.05.2013

Bernet_PR

"Das Schnelle, Vernetzte, Flüchtige der heutigen Zeit ruft nach Verankerung"

Gründer Marcel Bernet über den Ausstieg bei seiner Agentur, die PR-Branche und Schamanismus.
Bernet_PR: "Das Schnelle, Vernetzte, Flüchtige der heutigen Zeit ruft nach Verankerung"
Nach 22 Jahren übergibt PR-Profi Marcel Bernet das Zepter an Irène Messerli und Dominik Allemann (persoenlich.com berichtete). Warum dieser Schritt? persoenlich.com hat nachgefragt:
 
Die Agentur ist Ihr Kind. Warum werden Sie dieses nun nach 22 Jahren los?
Ich werde sie nicht los - da fällt mir kein Stein vom Herzen, sondern da freue ich mich über die Weitergabe. Ich habe schon in diesen 22 Jahren immer wieder das Neue gesucht, nun forsche ich für mich alleine weiter an strategischer und persönlicher Beratung, ohne Umsetzung. Und ich habe mehr Freiraum für die Bildhauerei.
 
Warum haben Sie sich genau jetzt zu einem Ausstieg entschieden?
Der Entscheid fiel letzten Herbst, es war plötzlich klar, dass ich ohne Angst loslassen kann. Der Wunsch nach mehr Freiraum war schon länger da - aber auch die Zweifel darüber, was ich denn sein werde, wenn ich nicht mehr der Bernet von Bernet_PR bin. Mein erstes Ziel war der Verkauf an mein Management, was schliesslich auch geglückt ist. Für mich ist es sehr schön, nochmals ein freies Feld vor mir zu haben.
 
Wenn Sie zurückblicken: wie hat sich die PR-Branche in der langen Zeit verändert?
Darüber habe ich heute kurz geschrieben. Mein grösstes Labor in den 22 Jahren war das Web, über die Folgen für die PR habe ich zwei Bücher und acht Studien publiziert. Die strategischen Grundfragen sind dieselben geblieben - heute müssen Antworten viel schneller, viel kürzer und viel vernetzter ausfallen. Und die Lernkurve ist keineswegs abgeschlossen. Wer nicht bereit ist, Fehler zu machen und auszuprobieren, der ist bald abgehängt. Und wer nur rumpröbelt ohne die Grundfragen nach Ziel, Zielgruppen und Strategie zu beantworten, der verliert sich im Chaos.
 
Nun werden Sie vermehrt als Bildhauer tätig sein. Was wollen Sie mit Ihren Kunstwerken vermitteln?
Am schönsten ist es, wenn die Begegnung mit meinen Skulpturen ein Lächeln, ein Stirnrunzeln, ein Nicken oder ein Kopfschütteln auslöst. Wenn ein Funke des Zaubers überspringt auf den Betrachter - der oft ganz etwas anderes sieht, als ich. Der Umgang mit Motorsäge, Holz und Pigmenten ist einerseits sehr frei - da geht es immer wieder darum, Absichten loszulassen, zu Finden anstatt nur zu Suchen. Und andrerseits ist er sehr physisch, der Baumstamm ist eigenwillig, der Raum fürs Herausschälen begrenzt.
 
Wie sind Sie zum Bildhauern gekommen?
Als Jugendlicher hätte ich gerne Kunst studiert - und dann doch Betriebswirtschaft gewählt. Fotografie und Malerei haben mich begleitet. Zu meiner heutigen Ausdrucksform fand ich über eine Skulptur von Stephan Balkenhol. Ich sah das Bild und dachte mir: Das will ich ausprobieren. Zwei Jahre später hat mich eine Websuche zur Scuola di Marmo geführt, wo mich Daniel Eggli in die Holzbildhauerei einführte.
 
Sie sind zudem Schamane und Feng Shui Berater. Wie helfen Ihnen diese zusätzlichen Fähigkeiten bei der künftigen Beratertätigkeit, die Sie ebenfalls weiterhin wahrnehmen möchten?
Das Schnelle, Vernetzte, Flüchtige der heutigen Zeit ruft nach Verankerung. Das Wissen der Chinesischen Traditionen und die im Schamanismus gepflegte Verbindung mit Naturkräften öffnen immer wieder den Blick auf das grosse Ganze. Ich setze die gesammelten Erfahrungen intuitiv und spontan ein, sie liefern mir Bilder und Fragen, die in die Beratung einfliessen. Sinnvolle und nachhaltige Lösungen entstehen dort, wo ich Betriebswirtschaft und Spiritualität spielerisch verbinden kann - und mein Vis-à-vis zu einem neuen Sehen führe.
 
Interview: Corinne Bauer

 



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