11.02.2016

Harbour Club

«Elitär im arroganten und überheblichen Sinn sind wir nicht»

Dominique Morel, Harbour-Club-Präsident und KPMG-Kommunikationschef, über die Positionierung seines Vereins und die Veränderungen der Branche.
Harbour Club: «Elitär im arroganten und überheblichen Sinn sind wir nicht»
von Matthias Ackeret

Herr Morel, Sie sind seit zwei Jahren Präsident des HarbourClub. Was sind Ihre Erfahrungen?
Ich schätze diese Tätigkeit sehr, weil ich da­ durch einen regen Austausch mit Kollegen von anderen Unternehmen pflegen kann. Das wäre in dieser Form und Häufigkeit sonst kaum möglich.

Was konnten Sie in Ihrer Zeit als Präsident bewegen?
Als Vordenker im Bereich Kommunikation haben wir im vergangenen Jahr den «CCO Compass» lanciert, mit dem wir versuchen, das Kommunikationsmanagement der Zu­kunft zu antizipieren. Die grossen Themen sind: Governance, Digitalisierung, Koope­ration und Innovation. Wir kooperieren neu auch mit TEDxZurich, um neuen Ideen Raum zu geben.

Inwiefern hat sich die Tätigkeit eines Kommunikationsverantwortlichen in den letzten Jahren verändert?
Kommunikationsverantwortliche von gros­sen Unternehmen sollten imstande sein, beratend auf das Topmanagement und alle Bereiche der Organisation Einfluss zu neh­men. Dies bedingt, dass sie das Geschäft verstehen und einen relevanten Wertbeitrag leisten. Nebst einer sicheren Feder bedarf es insbesondere auch eines routinierten Um­gangs mit dem Excel­Sheet. Der allgegen­wärtige Kostendruck hat dazu geführt, dass sich die Kommunikationsverantwortlichen fast täglich auch mit Datenanalysen, Prozess­optimierungen, Automatisierung und Standardisierungen sowie mit Fragen des geziel­ tenRessourceneinsatzes auseinandersetzen müssen.

Der HarbourClub gilt als elitärer Club...
(Lacht.) Nein, elitär im arroganten, überheb­ lichen Sinn sind wir sicher nicht. Aber ich kenne diese Vorbehalte. Sie rühren daher, dass unsere Mitgliederzahl zunächst auf fünf­zig, später auf hundert Mitglieder beschränkt wurde und wir nur gezielt Persönlichkeiten aufnehmen. Doch dazu stehen wir: Als wich­tige Vereinigung von Kommunikationsprofis mit langjähriger, zumeist auch internatio­naler Erfahrung sind wir wählerisch, was Neumitglieder angeht. Voraussetzungen für eine Mitgliedschaft sind die Gesamtverant­wortung für die Kommunikation in einer re­levanten Organisation oder Unternehmung sowie ein guter Leistungsausweis, ein grosser Erfahrungsschatz und ein starkes Netzwerk.

Aber Sie haben auch schon Bewerber abgewiesen?

Ja, das kommt regelmässig vor, und der Vorstand ist dies den bestehenden Mitglie­ dern und den Vereinsstatuten auch schuldig. Letztlich hat die Qualität dieser Selektion den HarbourClub zu dem gemacht, was er heute ist: ein exklusives Netzwerk von und für Kommunikationsprofis. Übrigens gibt es auch Kommunikationschefs, die sich nicht für den HarbourClub interessieren.

Bevor Sie Kommunikationschef wurden, waren Sie auf Agenturseite tätig. Wo haben Sie gearbeitet?

Ich erlernte das Kommunikationshandwerk bei der Wirz Gruppe als Berater für Integ­rierte Kommunikation, Marken­ und Inter­netprojekte. KPMG war schon 1998 mein Mandat und hat mich über viele Jahre be­gleitet. Im Jahr 2000, nach dem Platzen der Dotcom­blase, ging ich als Managing Part­ner zu einem Dienstleister für elektronische Medien, der Websites, Intranets und E­Bran­ ding entwickelte. Danach war ich erneut für KPMG tätig, wurde 2006 zum Kommunikati­onschef von KPMG in der Schweiz und 2008 zum Partner ernannt. Ich habe mich immer für Technologie in der Marktbearbeitung interessiert, was sich heute im Kontext der Digitalisierung auszahlt.

Welche Rolle haben Sie heute innerhalb von KPMG?
Ich bin Head of Marketing, Communica­tions & Sales, führe etwa fünfzig Mitarbei­tende und stelle ein Ineinandergreifen von Marketing, Kommunikation, Verkaufsunter­stützung und CRM­-Aktivitäten sicher. Unsere Marktbearbeitung manifestiert sich in thematischen Kampagnen und im Rahmen eines umfassenden End­ to­ End­ Prozesses, der vom Businessplan bis zum Reporting der Umsätze reicht. Die einzel­nen Disziplinen haben dagegen – isoliert betrachtet – an Bedeutung verloren. Das Zusammenspiel, das Timing und die Kunden­orientierung haben heute allgemein und in der Kommunikation viel mehr Gewicht. Für Dienstleistungsunternehmen mit einer Dachmarke ist diese Wirkungsweise heute klar die agilste und kostengünstigste. Ins­besondere in einem Umfeld, das von Risikomanagement und Regulatoren strenge Auflagen hat.

Ist Communications-Controlling ein Thema bei Ihnen?

Ein sehr wichtiges: Mittels Messung und Do­kumentation im CRM können wir unseren Wertbeitrag auch faktenbasiert darlegen. Wir messen uns innerhalb von KPMG Inter­national und erzielen ausgezeichnete Ver­gleichswerte.

Welche Rolle spielen bei KPMG die sozialen Medien?
Die elektronische Präsenz über Blogs, LinkedIn und Kanäle wie Twitter ist sehr wichtig. Beim elektronischen Marktauftritt steht am Anfang oft Google. Wir erwerben entsprechend AdWords und investieren in Suchmaschinenoptimierung, damit uns die Kunden finden. Banner oder Ähnliches schalten wir eher selten. So waren wir rund ums World Economic Forum in Davos stark präsent, weil sich ein Teil unserer internatio­nalen Klientel auf kleinstem Raum versam­melte und KPMG ihren neuen Marktauftritt lancierte.

Bild: Daniel Hager

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