30.11.2017

GLT Communications

«Kurzfristig dürfen Emotionen im Spiel sein»

Der langjährige Partner und CEO Jörg Röthlisberger hat Richterich & Partner verlassen und eine eigene PR-Agentur gegründet. Im persoenlich.com-Interview gibt er Einblicke in sein neues Wirkungsfeld.
GLT Communications: «Kurzfristig dürfen Emotionen im Spiel sein»
Jörg Röthlisberger, CEO von GLT Communications: «Ich bin daran, neue Mandate zu gewinnen.» (Bild: zVg.)
von Matthias Ackeret

Herr Röthlisberger, Sie traten nach 17 Jahren als Mitinhaber, Partner und CEO bei Richterich & Partner in Zollikon aus. Was hat Sie zu diesem Schritt veranlasst?
Nach einem erfolgreichem Auf- und Ausbau habe ich mich entschlossen, aus der Agentur auszutreten, um meinen eigenen Weg zu beschreiten. Bis zu meiner ordentlichen Pensionierung sind es noch einmal 17 Jahre. Ich stehe also quasi in der Mitte.

Branchengerüchten zufolge ging das Ganze nicht ganz geräuschlos über die Bühne…
Ein Austritt nach so langer Zeit verursacht immer kleinere und grössere Nebengeräusche. Das ist menschlich. Kurzfristig dürfen Emotionen im Spiel sein, grundsätzlich sollte eine Trennung aber sachlich und fair erfolgen.

Sie haben neu das Beratungsunternehmen GLT Communications AG gegründet. Worauf legen Sie damit den Fokus?
Auf strategische Kommunikationsdienstleistungen, aber auch Support in der klassischen PR. Wir beraten unsere Klienten vornehmlich in den Bereichen der Führungs- und strategischen Unternehmenskommunikation sowie in Krisenfällen.

Wieviele Mitarbeiter werden Sie in Zukunft beschäftigen?
Ich durfte in der Vergangenheit eine Agentur mit 25 Mitarbeitenden leiten. Das war eine schöne Zeit. Doch setze ich künftig gezielt auf die vertrauensbasierte Eins-zu-eins-Zusammenarbeit mit Führungspersonen. Für dieses Modell benötige ich nur wenige Mitarbeitende. Ich tendiere stärker zum Austausch mit hochqualifizierten externen Branchenteilnehmern.

Haben Sie bereits Kunden?
Ich bin daran, neue Mandate zu gewinnen.

Haben mittelgrosse PR-Agenturen überhaupt noch eine Zukunft?
Die Frage stellt sich eher nach der Strategie, weniger nach der eigentlichen Grösse. Entweder eine Agentur richtet sich auf ein spezifisches Kundensegment oder einen engen Dienstleistungsbereich aus oder sie ist marktdominant aufgrund ihrer Dimension. Full-Service-Agenturen mittlerer Grösse, welche sich auf allen Dienstleistungsebenen bewegen wollen, werden es schwer haben.

Was muss man als PR-Agentur anbieten, um langfristig überleben zu können?
Beratungsunternehmen, also auch PR-Agenturen, leben von den Köpfen. Heute werden enge Mandatsbeziehungen nicht mehr über klassische Pitches gewonnen. Es sind Beziehungen und ein eng gewebtes Netzwerk, welche für den Akquisitionserfolg verantwortlich sind. Erfahrung, Effizienz und Netzwerk sind neben der persönlichen Note die entscheidenden Parameter für die erfolgreiche Auftragsumsetzung. Darüber hinaus werden klassische Umsetzungsarbeiten künftig weniger gefragt werden, dies aufgrund steigender unternehmensinterner Ressourcen. Schliesslich ist zu beobachten, dass der Kuchen, den es zu verteilen gibt immer kleinere Stücke zulässt, da die grösseren Verlags- und Medienhäuser zunehmend in den angestammten Markt von PR-Agenturen eindringen. Insbesondere im Bereich der Brand-PR. Doch dies ist verständlich, denn auf der einen Seite löst sich die einstige klare Trennung zwischen redaktionellem und gekauften Raum auf, auf der anderen Seite diktiert derjenige, der den Kanal zur Verfügung stellt, welche Botschaften transportiert werden.

Viele Grossunternehmen haben bereits eine eigene Marketing-Kommunikationsabteilung. Hat es in diesem Umfeld für PR-Agenturen überhaupt noch Platz?
Es gibt zwei Ansätze für die Legitimation des Einsatzes einer klassischen Umsetzungs-Agentur: Entweder aufgrund von temporärer Kapazitätserweiterung unternehmensinterner Engpässe oder aber durch die Zurverfügungstellung von Wissen und Beziehungen. Ich gehe davon aus, dass der zielgerichtete Einsatz kleiner, dynamischer Teams mit Erfahrung und Flexibilität immer nachgefragt werden wird.

Ihre neue Agentur befindet sich auch in Zollikon. Ist dies ein besonders gutes Pflaster für PR-Agenturen?
Das ist eher Zufall oder einem Umbautermin geschuldet. Wir werden ab April 2018 in der Innenstadt neue Büros beziehen. Der Vorteil der kurzen Wege und der Anbindung an den öffentlichen Verkehr in Citylage überwiegen.

 



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