23.06.2004

Euro 2004

SFV-Kommunikationschef wusste von Freis Spucker

Blick fragt: Ist Pierre Benoit ein Bauernopfer?

Die Frage, ob Verantwortliche der Schweizer EM-Delegation vor den entlarvenden TV-Bildern von Alex Freis Spuck-Attacke gewusst hatten, scheint geklärt: Gemäss einem Communiqué des SFV war Kommunikationschef Pierre Benoit informiert.

"Gestern (Dienstag) Abend hat die offizielle Delegation des Schweizerischen Fussballverbands an der Euro 2004 in Obidos durch ihren Kommunikationschef Pierre Benoit erfahren, dass dieser am vergangenen Freitagnachmittag durch Alex Frei vertraulich und unter dem Mantel höchster Verschwiegenheit informiert wurde, er habe im EM-Spiel England -- Schweiz den Spieler Gerrard angespuckt", steht im SFV-Communiqué.

Und weiter: "Sämtliche Mitglieder der offiziellen Delegation -- Präsident Ralph Zloczower, der Delegierte Ernst Lämmli, sowie SFL-Präsident Peter Stadelmann und Generalsekretär Peter Gilliéron, welche Freis Interessen in Lissabon vor der UEFA-Kontroll- und Disziplinarkammer vertraten, und die Vizepräsidenten Guido Cornella und Urs Saladin -- hatten davon bis gestern Abend keine Kenntnis."

Die SFV-Verantwortlichen halten mit Nachdruck fest, dass sie Freis Interessen vor der UEFA anders vertreten hätten, wenn sie über die Sache informiert gewesen wären. Insbesondere hätten sie "nicht den Tatbestand in Frage gestellt, sondern einzig das Strafmass zu minimieren versucht. Ebenfalls hätte der SFV in Kenntnis der genauen Sachlage die Öffentlichkeit anders orientiert".

Alex Frei seien von SFV-Vertretern nie und in keiner Weise Vorgaben gemacht worden, welche Aussagen er zu machen habe, steht in der Mitteilung weiter. Dies hatte Ralph Zloczower auch vorher in all seinen Statements beteuert. Der SFV schliesst die Mitteilung mit einer Entschuldigung und bedauert, "dass der Disziplinarfall Alex Freis ausserordentliche Dimensionen angenommen hat". Der Zentralvorstand des SFV will an seinen nächsten ordentlichen Sitzungen die Angelegenheit beraten, über allfällige Massnahmen beschliessen und gegebenenfalls die Öffentlichkeit weiter informieren. (Si)

Pierre Benoit hatte auch in einem Interview mit "10 vor 10" am Dienstagabend indirekt bestätigt, dass er von Alex Frei eingeweiht worden war. Auf die Frage, ob er etwas gewusst habe, antwortete Benoit: "Das ist eine Frage, die ich so nicht beantworten kann. Weil offiziell habe ich ganz sicher nichts gewusst." Auf Nachhaken der Reporterin ("Und inoffiziell?") habe Benoit gesagt: "Ich kann ihnen das nicht so sagen. Weil ich habe mit Alex Frei ein speziellles Verhältnis."

Ungeachtet der offiziellen Dementi, geraten auch die eventuellen, aber keinesfalls belegten Mitwisser aus der SFV-Spitze unter Druck. So soll sich Nati-Chef Ernst Lämmli gegenüber dem TV-Mann Matthias Hüppi schon früh zur Spuck-Affäre geäussert haben. "Lämmli bestätigte mir am Samstag Abend, dass ihm Alex Frei gesagt habe, er hätte gespuckt", gab Hüppi dem Blick zu Protokoll. Lämmli wehrte sich gegen diese Aussage mit den Worten "Absoluter Schwachsinn".

SFV-Präsident Ralph Zloczower wiederum hält gemäss Blick an der bisherigen Version fest: "Bis zum Auftauchen der TV-Bilder von SF DRS haben wir nicht gewusst, das Alex Frei gespuckt hat." Und Nationaltrainer Köbi Kuhn meint gegenüber dem Ringier-Blatt: "Dazu äussere ich mich nicht."



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