01.08.2017

Weisses Haus

Trump feuert Sprecher Anthony Scaramucci

Der US-Präsident hat seinen Kommunikationschef nach offiziellen Angaben wegen vulgärer Äusserungen über ranghohe Mitarbeiter des Weissen Hauses entlassen. Anthony Scaramucci war gerade einmal zehn Tage im Amt.
Weisses Haus: Trump feuert Sprecher Anthony Scaramucci
Entlassen nach nur zehn Tagen als Kommunikationschef im Weissen Haus: Anthony Scaramucci. (Bild: Keystone)

Präsidentensprecherin Sarah Huckabee Sanders sagte am Montag in Washington, der neue Stabschef John Kelly solle die Möglichkeit bekommen, «sein eigenes Team zu bilden». Scaramucci, angetreten als glühender Verehrer von Präsident Donald Trump, hatte mit vulgären und obszönen Ausfällen für Schlagzeilen und Kopfschütteln gesorgt.

Klar scheint, dass sowohl Trump als auch Kelly unzufrieden mit dem Kommunikationschef waren. US-Medien berichteten, Scaramucci sei auf Wunsch von Kelly entlassen worden. Präsidentensprecherin Sanders sagte überdies, Trump habe den von Scaramucci gewählten Jargon für «eine Person in dieser Position für unangemessen» gehalten.

Wüste Beschimpfungen

Scaramucci hatte in einem Ende vergangener Woche bekannt gewordenen Telefonat mit einem Journalisten sowohl Kellys Vorgänger Reince Priebus als auch Trumps Chefstrategen Steve Bannon wüst beschimpft. Priebus nannte er dem Magazin «New Yorker» zufolge «einen verdammten paranoiden Schizophrenen». Über Bannon sagte Scaramucci demnach, der Chefstratege versuche, seinen «eigenen Schwanz zu lutschen».

Priebus war nach den beispiellosen Attacken Scaramuccis zurückgetreten. Der Ex-General und bisherige Minister für innere Sicherheit Kelly trat dessen Nachfolge als Stabschef von Trump am Montag an.

Trumps Sprecherin Sanders betonte nun, dass künftig jeder im Weissen Haus Kelly berichten müsse. «General Kelly hat die volle Autorität, im Weissen Haus zu agieren, und alle Bediensteten müssen ihm Bericht erstatten», sagte sie. «Das schliesst jeden im Weissen Haus ein», fügte sie hinzu. Als Berater im Weissen Haus sind auch Trumps Tochter Ivanka und deren Ehemann Jared Kushner tätig.

Kelly soll für Ordnung sorgen 

Wenige Stunden vor dem Abgang Scaramuccis hatte Trump noch bestritten, dass es «Chaos» im Weissen Haus gebe. Kelly hat aber nun offenbar den Auftrag, für Disziplin und Geschlossenheit in der US-Machtzentrale zu sorgen.

Viele bezweifeln in Washington allerdings, dass es ihm gelingt, den launenhaft agierenden Präsidenten im Zaum zu halten, den viele für die internen Machtkämpfe in seiner Regierung verantwortlich machen.

In den Vorgängerregierungen kam dem Stabschef die Rolle einer Art Geschäftsführung zu: Er war für das Personal zuständig, regelte den Terminplan des Präsidenten und entschied, wer wann Zugang zum Präsidenten erhielt.

Der Trump-Stab im Weissen Haus dagegen ist geprägt von einer Besetzung aus Familienangehörigen sowie Beratern oder Mitarbeitern mit unklaren Rollen und undurchsichtigen Tätigkeitsbezeichnungen, die bislang offenbar zu jeder Zeit Zugang zum Oval Office hatten.

Frustriert über die eigene Partei

Die Ablösung von Priebus, der früher Parteivorsitzender der Republikaner war, wurde von US-Kommentatoren auch als Ausdruck der Frustration des Präsidenten mit dem Establishment der eigenen Partei gedeutet. Dieser Frust war zuletzt durch das Scheitern der Gesundheitsreform im Senat verstärkt worden.

Die dortige Führung der Republikaner hatte sich vergebens bemüht, eine Mehrheit für die von Trump propagierte Reform zustande zu bringen.

Scaramucci hatte zum Amtsantritt als Leiter des Medienstabs im Weissen Haus angekündigt, Trumps Politik «aggressiver» kommunizieren zu wollen und die Leistungen des Präsidenten besser herauszustellen. Seine Ernennung hatte Trumps Mediensprecher Sean Spicer zum Rücktritt veranlasst. Unklar war zunächst, wer als Kommunikationschef auf Scaramucci folgen könnte. (sda/afp/tim/wid)



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