TV-Kritik

Der beste Promi-Jasser aller TV-Zeiten

Nichts geht über Transparenz: Was meine TV-Kritiken auf diesem Portal betrifft, ist Matthias Ackeret mein Chef. 

Lorbeer gehört nicht auf den Kopf, sondern in den Braten, meine ich. Aber man muss auch Blumen sprechen lassen. Am Samstag war der Verleger, Publizist, Buchautor und über 500-fache Blocher-Interviewer wieder einmal prominenter Gast im «Samschtig-Jass». Und sorgte in der Jasswelt für eine Sensation. 

Mit nur zwei Differenzpunkten in drei Spielen gegen starke Konkurrenten entthronte er am Spieltisch den langjährigen Rekordhalter und dreifachen eidgenössischen Schwingerkönig Jörg Abderhalden. Erschwerend: Ackeret konnte nicht mit «seinen» Karten spielen. Das französische Blatt war angesagt. Der Publizist zeigte, dass Jassen nicht darin besteht, gute Karten zu erhalten, sondern mit den Karten gut zu spielen. Seine passionierten Gegenspieler staunten. Teils mit offenem Maul. Beim Jassen geht das. Beim Pingpong ist es nicht ratsam. Es dürfte sehr lange dauern, bis Matthias Ackeret mit seinem Top-Resultat auf den Rücken gelegt wird. Schwinger Abderhalden konnte den Jass-Rekord elf Jahre lang halten.

Der «Samschtig-Jass» ist die älteste Unterhaltungssendung Europas. Sie wurde 1968 von Kurt Felix erfunden, und mit Unterstützung von Jasspapst Göpf Egg umgesetzt. «Stöck-Wys-Stich» hiess das Format damals noch. Von 1975 bis 1999 moderierte Jürg Randegger («Cabaret Rotstift»). Sagenhaft: Nächstes Jahr feiert die Jass-Sendung ihr 50-jähriges Jubiläum. 

Wir Schweizer wissen um den hohen Stellenwert des Jass-Spiels in unserem Land. Im Ausland wird häufig darüber gestaunt. Schon manche ausländische TV-Macher haben gegrübelt, warum eine gemächliche Sendung mit Karten spielenden Menschen erfolgreich sein kann. 

Mit einer prominenten Ausnahme. An einem Herbstabend im Jahre 1992 sass ich mit Harald Schmidt an der Bar des Hotels Arosa in Berlin. Wir redeten über Fernsehen. Auch über das Schweizer Programm. «Ich bin ein Riesenfan des ‹Samschtig-Jass›», outete sich Harald unerwartet. Wieder ein typischer Spruch des Entertainers, dachte ich zuerst. Falsch angenommen. In seiner Kindheit war Harald oft im Sarganserland in den Ferien. Mit seinen Eltern (schon diese waren Schweiz-Fans) und mit seinem Bruder. Dort schaute er jeweils die Schweizer Jasssendung. Und begeisterte sich dafür. Nebenbei: Inzwischen zieht Schmidt Pontresina und Umgebung dem Sarganserland vor.

Es war Anfang 1998, als ich mit TV-Mann André-Pierre Müller nach einer «Wetten, dass..?»-Sendung in Deutschland mit dem Zug zurück nach Zürich fuhr. Müller, TV-intern von allen kurz AP genannt, vertrat das Schweizer Fernsehen über viele Jahre bei der Co-Produktionsshow. Und er war noch länger Redaktor des «Samschtig-Jass». «Ich habe ein Moderations-Problem», bekundete er mir während der Fahrt. «Jürg Randegger hat mir seinen Rücktritt angekündigt». Kein Problem, entgegnete ich spontan, «frag doch Monika Fasnacht». Die Solothurnerin arbeitete damals beim TV-Sport. AP, der sich mit Ausnahme von Formel 1 nie eine Sportsendung angesehen hatte, fragte interessiert, ob die Frau denn jassen könne. Ich bejahte, weil ich wusste, dass Monika dies oft mit ihrem damaligen Partner Christoph tat. 1999 übernahm Fasnacht von Randegger.

Die bodenständige Monika hatte nie den Glamour einer Sandra Studer oder Viola Tami. Aber sie hat ihre Klientel 18 Jahre lang gut und solid bedient. Im Fernsehen und auf Jassreisen. Letztere will sie weiterhin durchführen. Vor sechs Jahren schmissen die TV-Chefs Fasnacht beim «Donnschtig-Jass» raus. Jetzt muss sie auch den «Samschtig-Jass» für immer abgeben. Was ich davon halte? Gschobe.

Immerhin zieht sie in ihrer letzten Sendung am 1. Juli noch einen Trumpf. Nach der Aufzeichnung war durchgesickert, dass sie von ihrem Partner Reto vor laufender Kamera einen Heiratsantrag bekam. Der Zürcher Polizist tat dies nicht mit Spielkarten, sondern mit echten Rosen. Gratulation und ein Leben lang «Gut Jass». 

Ich hoffe, dass Monika Fasnacht in ihrem letzten «Samschtig-Jass» auch von SRF-Direktor Ruedi Matter gebührend gefeiert und verabschiedet wird. Oder zumindest von Unterhaltungschef Christoph Gebel und ihrem Nachfolger Reto Scherrer. Am 26. August werden wir wissen, ob der Ostschweizer ein Trumpf ist. Schaun wir mal, dann sehn wir schon.


René Hildbrand
René Hildbrand ist Journalist, langjähriger Fernsehkritiker und Buchautor. Während 27 Jahren war er für «Blick» tätig, danach Chefredaktor von «TV-Star».

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Kommentare

  • Menzi Stefan, 20.06.2017 13:00 Uhr
    Soooviele Zeilen für etwas so Belangloses... Wer liest sowas? «Was ich davon halte?». Wen interessiert's? Mal ehrlich.
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