TV-Kritik

Die Debatte ist abgelutscht

Ein weiterer «No Billag»-Abend startete am Montag auf TeleZüri, TeleBärn und Tele M1: Ruedi Matter war Gast bei Markus Gilli. Es war ein schwacher Talk. Das lag einerseits am wenig überzeugenden, teils unbeholfenen und vor allem kampflosen SRF-Direktor, der in Bälde pensioniert wird. Und andererseits am Moderator. Gillis meist identische Fragen zu diesem Thema werden nicht besser, auch wenn er sie fast täglich vorbringt. Und auch nicht ergiebiger beantwortet. Beispiel: Die Ermittlung und der Vorwurf zum fehlenden Plan B der SRG. Da hat Ruedi Matter recht: «Plan B ist eine geordnete Liquidation.» Man lese den Initiativtext.

Als Schreckmümpfeli war Hans-Ulrich Bigler vier Stunden später Geladener bei «Schawinski». Für Sendungen mit einem solchen Teilnehmer bräuchte SRF keine Gebühren, sondern eine Märchensteuer. Der Boss des Gewerbeverbandes will den Service public mit einer Mogelpackung aufrecht erhalten. Er verteidigte seine illusorischen Vorschläge erneut: Pay-TV, freiwillige Abo-Gebühren, Werbung und Bundessubventionen.

Man kann für «No Billag» sein. Aber bitte nicht mit Augenwischerei. Und einer Kampagne (Ja SRG: No Billag Ja), die selbst von prominenten Gewerbeverbandsmitgliedern als «unsäglich» und «hanebüchen» bezeichnet wird. Biglers Maske reicht nicht aus, um nicht durchschaubar zu sein. Wenn es um «No Billag» geht, wirft er seinen schlechten Argumenten stets noch Scheinwahrheiten hinterher. Was die SRG-«Rettungsvorschläge» betrifft: Der Holzweg des FDP-Nationalrates wird in einer Sackgasse enden.

Wie schon in seinem aufschlussreichen Bestseller «No Billag?» brachte Roger Schawinski in der Sendung mit Bigler den Vorschlag für eine jährliche Radio- und TV-Gebühr von 300 Franken ein. Am Rande: Isch mini Idee gsi. Schon vor mehr als einem halben Jahr (persoenlich.com berichtete).

Wer in diesen Tagen mit Leuten ausserhalb der Medienszene spricht, stellt fest: Knapp sieben Wochen vor der Abstimmung verursacht «No Billag» kaum Herzklopfen. Viele mögen schon nicht mehr davon hören. Vielleicht auch darum, weil eine sachliche Diskussionen unmöglich scheint. Am Dienstagabend ist die Initiative erneut ein Thema - im «Medienclub». Franz Fischlin versucht es mit einem etwas frischeren Ansatz: «Wie weiter nach der No-Billag-Abstimmung?»


René Hildbrand
René Hildbrand ist Journalist, langjähriger Fernsehkritiker und Buchautor. Während 27 Jahren war er für «Blick» tätig, danach Chefredaktor von «TV-Star».

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Kommentare

  • Marianne Erdin, 16.01.2018 20:41 Uhr
    Die Debatte ist für mich keineswegs abgelutscht, sondern höchst anregend. Welche Medien wollen wir und wie finanzieren wir sie? Darüber wurde in der Schweiz noch nie so intensiv diskutiert wie im Vorfeld dieser Abstimmung. Ohne SRG würden wir viel verlieren, nicht nur gesamtschweizerisch, sondern auch im regionalen Bereich bei den Radio-und Fernsehsendern, die ohne Gebührengelder nicht mehr existieren könnten. Vielfalt im Medienangebot in allen Landesteilen ist mir wichtig. Wer sich die Mühe nimmt, dieses hohe Gut der Medienvielfalt und die Rolle, die die SRG dabei spielt zu erklären, der schafft es, den einen oder anderen Befürworter der Initiative umzustimmen. Braucht ein bisschen Zeit und Geduld, aber es lohnt sich. Try it!
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