TV-Kritik

Gewinner und Verlierer 2017

Die Gewinner



Markus Gilli
Mister TeleZüri feierte im Herbst «20 Jahre SonnTalk». Bei vielen Zuschauern und Politikern ist diese Sendung längst beliebter als die «Arena». Auch mit der Übertragung der Bundesratswahl im September glänzten der TV-Chef und sein Team. «Gilli The Rock» ist zusammen mit Roger Elsener, TV-Geschäftsleiter der AZ Medien, auf gutem Weg, auch die Sender TV24 und TV25 zum fliegen zu bringen.

Urs Gredig
Der langjährige «Tagesschau»-Moderator, England-Korrespondent und – leider nur kurzzeitige – «Club»-Gesprächsleiter hat SRF verlassen. Ein Verlust. Gredig wurde Chefredaktor von CNN Money Switzerland. Das neue englischsprachige Wirtschaftsfernsehen startet Ende Januar. Good luck.

Matthias Hüppi
Während 38 Jahren kommentierte und moderierte der Ostschweizer bei SRF mit grosser Leidenschaft und hoher Professionalität Sternstunden des Sports. Am 17. Dezember verabschiedete er sich in seinem letzten «sportpanorama» vom Publikum. Hüppi wird Präsident des FC St. Gallen und will den Club in ruhigere Gewässer führen.

Jonas Projer
Für den TV-Mann war es persönlich ein gutes Jahr. Er  wurde neben der «Arena» neu auch Chef des «Club» und von «Schawinski». Und er ist zum «Journalisten des Jahres 2017» gewählt worden. Das sollte ihm Elan geben, «seine» Harmonie- und Wohlfühl-«Arena» aufzupeppen. Die Sendung hat nämlich auch im ablaufenden Jahr weiter an Bedeutung
verloren.

Marcel Reif
Praktisch im Alleingang gewann der begnadete Fussball-Kommentator im Oktober den grossen TV-Länderwettstreit «Spiel für Dein Land» gegen Deutschland und Österreich. Seine Mitstreiter Heinz Günthardt und Leonardo Nigro vermochten mangels Wissen kaum etwas zu dem Erfolg  beizutragen. Reif macht vielen Zuschauern auch als Fussballexperte bei «Teleclub» Freude.

Christa Rigozzi
Die Ex-Miss-Schweiz bestand auf Anhieb in «Arena/Reporter». Im neuen SRF-Format ist ihr die Rolle der Zuschaueranwältin zugeteilt. Rigozzi bewies erneut, dass sie viel Köpfchen und
Talent besitzt und mehr ist als «nur» eine Werbe-Ikone. Vor der Premiere gab es ein Medienstürmli um ihr neues TV- Engagement. Eine neidische SRF-Dame äusserte anonym: 
«Billiger Zuschauerfang: Kurzes Röckli holt mit lustigem Tessiner Akzent Quote.» Billig.


Die Verlierer



Monika Fasnacht
Vor sechs Jahren musste sie den «Donnschtig-Jass» an Roman Kilchsperger abgeben, in diesem Jahr wurde ihr von Unterhaltungschef Christoph Gebel & Co. nach  18 Jahren ohne Not auch noch der «Samschtig-Jass» entzogen. Dennoch bleibt die Solothurnerin die Jasserin der Nation. Und ab 8. Januar moderiert sie auf SRF eine neue Staffel ihrer «Tiergeschichten». Dazu hat sie im Herbst ein Buch veröffentlicht.

Karin Frei
Überfordert und glücklos moderierte die Luzernerin sechs lange Jahre den «Club». Diesen hat sie Ende Jahr auf- und abgegeben. Frei sucht eine neue Herausforderung. Neue «Club» Chefin: Barbara Lüthi, frühere China- und Südostasien-Korrespondentin. Am 2. Januar wird sie ihre erste Sendung moderieren. Es kann nur besser werden.

Christoph Gebel
Er war der farbloseste Unterhaltungschef in der Geschichte des Schweizer Fernsehens. In diesen Tagen tritt er ab. Gebel: «Bevor ich 60 werde, will ich noch etwas Neues beginnen.» Etwas Neues? Der Bieler wird Senior Advisor bei SRF und bekommt weiterhin ein sicheres hohes Gehalt.

Stefan Gubser
Der Kommissar steht für das Team vor und vor allem für jenes hinter der Kamera an dieser Stelle: Auch 2017 hat der problembeladene, öde, düstere und über zwei Millionen Franken
teure Schweizer «Tatort» die Zuschauer zum Gähnen gebracht. Sekten-Milieu, Sterbehilfe, Suizide auf der Schiene – die «Süddeutsche Zeitung» brachte es auf den Punkt: «Beim Bullshit-Bingo der ‹Tatort›-Klischees sind die Fälle aus der Schweiz traditionell immer weit vorne mit dabei.»

Stefan Hofmänner
Der Ski-Kommentator machte in den letzten Monaten keine gute Figur. Eine Frau hatte auf Facebook berichtet, sie habe als Mitarbeiterin bei SRF «sehr, sehr wenig gearbeitet und einfach nur gut verdient.» Darauf behauptete Hofmänner öffentlich, der Post sei frei erfunden, die Frau existiere gar nicht. Und bekundete ferner, SRG-Gegner lögen mit falschen Profilen in den sozialen Medien. Alles falsch: Es stellte sich rasch heraus, dass es die Frau gibt und dass sie bei SRF gearbeitet hat. Hofmänner findet sich bei den Verlierern auch stellvertretend für einige Gspänli, die in den vergangenen Monaten auf Facebook oder Twitter über die bevorstehende No-Billag-Abstimmung geklönt und der Sache mehr geschadet als genützt haben.

Roger de Weck
Still und heimlich ist SRG-Generaldirektor Roger de Weck von der Bildfläche verschwunden, nachdem er dem  Westschweizer Gilles Marchand übergeben hatte. De Weck hat mit seinem Expansionskurs für viel Verdruss gesorgt und das Lobbying für die SRG intensiviert. Schwach, dass er das Unternehmen in der schwierigsten Zeit seit seinem Bestehen verlassen hat – Ende September, fünf Monate vor der No-Billag-Abstimmung. In der «NZZ am Sonntag» sagte
er zu seinem Abschied: «Ich meine, im Interesse des Unternehmens gehandelt zu haben.» Wahrscheinlich hat er recht.


René Hildbrand
René Hildbrand ist Journalist, langjähriger Fernsehkritiker und Buchautor. Während 27 Jahren war er für «Blick» tätig, danach Chefredaktor von «TV-Star».

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