TV-Kritik

Gilli gibt Gas

Im letzten SonnTalk überdrehte einmal mehr SP-Nationalrätin Jacqueline Badran bei der «No Billag»-Diskussion. Am Montag gab es in der Senderfamilie TeleZüri, TeleBärn und Tele M1 einen lebhaften und erhellenden Talk mit Roger Schawinski. Am Mittwoch streiten Gewerbeverbandsboss und FDP-Nationalrat Hans-Ulrich Bigler sowie erneut SP-Nationalrätin Badran (beide mit gewohnt krassen Argumenten) über das Thema.  Bigler wird nächste Woche auch bei «Schawinski» zu Gast sein. Ferner hat Markus Gilli Medienministerin Doris Leuthard in seiner Sendung angekündigt.

Falls Sie den Talk Gilli/Schawinski verpassten: Sie haben eben richtig gelesen. Die beiden reden wieder miteinander. Find i guet. Nicht allein. Zu ersten Annäherung nach jahrelanger Sendepause kam es im November bei der gelungenen Jubiläumsparty «20 Jahre SonnTalk». Alte «Liebe» rostet nicht. Roger Schawinski hat mit «No Billag?» binnen weniger Wochen ein sehr lesenswertes Buch geschrieben. Ohne Autorenhonorar. Ein Pflichtstoff für engagierte Bürger.

Die Initiative treibt auf TeleZüri mitunter auch seltsame Blüten. «No Billag» ad absurdum. Kürzlich äusserte sich dazu in TalkTäglich eine Frau, deren lukrative Branche –zugegebenermassen – mehr Fans vereint als Gilli, Schawinski und alle ihre Sendungen und Gäste zusammen. Ich zitiere Madame erst mal:

«Ich bin erschrocken. Diese Abstimmung ist brandgefährlich. Man darf sich keinesfalls sicher wähnen, dass die Initiative angelehnt wird. Es muss ein grundlegender Transformationsprozess gemacht werden. Es bricht die ganze Finanzierung weg, die staatliche Finanzierung. Das kann man nicht mit ein bisschen Kosmetik machen, da formiert sich eine Fundumentalopposition. Die Frage ist, reicht es noch, um richtig zu kommunizieren, was die Abstimmung bedeutet. Wir haben Konstellationen von Unsicherheit, Unklarheit, es sind Konstellationen von Täuschung, Naivität, irrationale Geschichten spielen hinein. Das heisst es ist möglicherweise so, dass die Leute gar nicht recht wissen, worüber sie abstimmen oder was die Konsequenzen sind. Wenn man es nicht schafft, das noch klar zu kommunizieren, wird es wirklich kritisch.» Gilli dazu: «Uii!».

width=315

Wem verdanken wir diese messerscharfe, völlig überraschende Analyse? Oder diesen Stuss, ganz wie Sie finden. Urheberin ist die Astrologin Monica Kissling (Madame Etoile).

Ich halte nichts von Astrologie. Wir Wassermänner sind sehr skeptisch.

 


René Hildbrand
René Hildbrand ist Journalist, langjähriger Fernsehkritiker und Buchautor. Während 27 Jahren war er für «Blick» tätig, danach Chefredaktor von «TV-Star».

Kommentar wird gesendet...

Kommentare

  • Nico Herger, 11.01.2018 10:56 Uhr
    Herr Pfenniger, eine kühne Behauptung, die Sie im letzten Satz aufstellen. Pfeifen im Wald? Talkshows als Prognosen? Die Meinungen sind längst gemacht, und da ändern auch Hunderte Diskussionen und analytische Artikel nichts mehr. Wer dafür ist, hat seine Gründe, ob diese nun rein emotional sind oder sachlich, spielt keine Rolle. Zwar wird die Initiative wohl am Ständemehr scheitern, aber der Ja-Anteil wird bedeutend grösser sein als der SVP-Wähleranteil. Und deshalb wird der Druck auf die SRG hoch bleiben, sodass sie in naher Zukunft auch von den Seniorenheimen nicht mehr gerettet werden kann.
  • Marcel Pfenniger, 11.01.2018 08:50 Uhr
    Die engagierten Talks mit Schawinski und Bigler/Badran waren sehr informativ. Bei letzterem haben sich Bigler und der Gewerbeverband aber massiv ins Aus manövriert. Wie können sie einen «Plan B» präsentieren, wenn sie vom ganzen Medienbusiness keine Ahnung haben und mit wilden Zahlen operieren? Das war so was von offensichtlich. Mich stört es enorm, dass in der ganzen Diskussion plötzlich alle Medienprofis sind und ungefragt Vorschläge unterbreiten. Das betrifft auch Schawinski mit seinen 300 Franken. Beide Talks und auch die «Arena» haben eindrücklich gezeigt, dass der Wind für «No Billag» dreht.
  • Tom Briner, 10.01.2018 12:50 Uhr
    Interessant an dirsem Talk war die letzte Minute. Da hat sich Herr Gilli verplappert. Er, der sich immer so eloquent und erhaben präsentieren will, bedankte sich bei seinem wieder-Kumpel Schawinski für das Gespräch, auch wenn er bei diesem Thema nicht gleicher Meinung sei. Gilli ist also für No-Billag. Das ist sein gutes Recht. Ich würde von Herrn Gilli gerne mal hören, was er für einen Plan B hat für die mediale Versorgung in der Romandie, dem Tessin und der rätoromanischen Schweiz. Als Journalist des Jahres 2016 ist er doch dazu prädestiniert. Zudem hat er ja auch Auslanderfahrung, er moderierte zu seinen besten Zeiten von Como aus.
Kommentarfunktion wurde geschlossen
Zum Seitenanfang20240419