TV-Kritik

Medienförderung führt zu Abhängigkeiten

Das Problem ist hinlänglich bekannt: mit der Digitalisierung erleben die Bezahlzeitungen und Zeitschriften den grössten Umbruch. Die Werbe- und Abo-Einnahmen schmelzen dahin wie der Schnee in  der Frühlingssonne. In den letzten zehn Jahren sind die Werbeerlöse um die Hälfte auf knapp 700 Franken eingebrochen. Folge: Zeitungen und Zeitschriften verschwinden. «L`Hebdo» war gewiss nicht die letzte. Mit Print-Journalismus ist kaum mehr Geld zu verdienen. Was die Gratiskultur im Internet betrifft, müssen sich die Verleger allerdings schon selber an der Nase nehmen.

Politiker von SP und den Grünen fordern nun direkte Presseförderung. Subventionen wie für die Landwirtschaft. Die Linken wollen also, dass der Staat hilft. Wie immer, wenn es Probleme gibt in unserem Land. Obschon die grosse staatspolitische Relevanz der Zeitungen unbestritten sind, ist diese Forderung nach öffentlicher Unterstützung einfach nur «Chabis». So sehen es auch die Verleger und ihr «Verband Schweizer Medien». Heisst: Der Patient wehrt sich gegen die Spritze der Linken. Übrigens: Eine solche hätte vor Jahrzehnten auch die (längst verstorbenen) Sozi-Blätter nicht vor ihrem Tod bewahren können. Pietro Supino, Verlegerpräsident und VR-Präsident von Tamedia, brachte es im «Rundschau»-Filmbeitrag auf den Punkt: «Medienförderung führt immer zu Abhängigkeiten und zu einer Zementierung politischer Macht durch jene, die Medienförderung verteilen.»

Klartext sprach im Interview mit Sandro Brotz auch Markus Somm, Chefredaktor, Verleger und Mitbesitzer der «Basler Zeitung». Er betonte, dass die Pressefreiheit gegen den Staat erkämpft worden ist. Und dass die Herausforderung Digitalität für die Printmedien auch enorme Möglichkeiten bereit hält. Somm, souverän im Auftritt wie immer, steht hinter der starken Aussage des Verlegerverbandes: «Subventionen funktionieren wie Drogen. Einmal angefixt, kommt man nicht mehr davon los.»

Die Verleger sind sich also einig: Subventionen sind kontraproduktiv. Diese würden Medien nicht stärken –  sondern disziplinieren. Im Übrigen wird der Presse indirekt vom Bund bereits geholfen: Dieser unterstützt die Post mit jährlich 50 Millionen Franken, damit Zeitungen mit der ordentlichen Post zustellt werden. Eine weitere Presseförderung bildet der reduzierte Mehrwertsteuersatz von 2,5 statt 8 Prozent. Das entlastet die Verlage um jährlich über 70 Millionen Franken. So weit, so gut. Journalismus aber, meine entschieden auch ich, darf nie mit öffentlichen Geldern finanziert werden.

Wie erwartet kamen im Gespräch von Brotz mit Somm auch die längst überstrapazierten «Millionen aus Herrliberg» auf die «Rundschau»-Theke. Somm erklärte locker, dass Christoph Blocher kein Mäzen sei, sondern ein Investor. Und diese wollen bekanntlich früher oder später Geld sehen. Zudem scheint der Journalist und Verleger optimistisch: «Wir machen nichts, das nicht rentiert!» Markus Somm macht mit der «Basler Zeitung» eine ausgezeichnete Zeitung. Viele Basler haben dies nur noch nicht bemerkt. Treffender wohl: Sie wollen es nicht konstatieren. «Mänge Morgestraich» wird diese Haltung nicht mehr überleben.


René Hildbrand
René Hildbrand ist Journalist, langjähriger Fernsehkritiker und Buchautor. Während 27 Jahren war er für «Blick» tätig, danach Chefredaktor von «TV-Star».

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Kommentare

  • Nico Herger, 09.03.2017 11:37 Uhr
    Die Linken agieren nach dem Motto: "Wenn die Leute unsere EU-Propagandablätter wie L'Hebdo etc. schon nicht mehr kaufen wollen, sollen sie halt Steuern dafür bezahlen." Nichts als eine Abstrafung. Wohin die staatliche Förderung der Medien führt, sieht und hört man täglich bei den Staatsmedien, die reine Verlautbarungsorgane der Regierung sind, mit ausgeprägten Sympathien für SP und CVP, die ja auch in der Teppichetage der SRG sitzen.
  • Manuel Puppis, 09.03.2017 09:17 Uhr
    Ist das jetzt eine Sendungskritik oder eine politische Stellungnahme? Wenn es um Medien geht, scheinen viele Journalist/innen aufgrund der eigenen Betroffenheit nicht immer die nötige kritische Distanz zu haben. Man darf legitimerweise gegen Medienförderung sein. Aber eine inhaltlich gewinnbringende Diskussion führt man nicht, indem man einen Vorschlag als "Chabis" bezeichnet und faktenfrei die Abhängigkeit vom Staat behauptet. Sind die regionalen Radio- und TV-Sender, die vom Gebührensplitting profitieren, etwa Staatssender? Und was ist mit den Aussagen dänischer Medienschaffender und Wissenschaftler im Beitrag? Alles irrelevant? Die Debatte, welche Medienpolitik wir für eine starke Schweizer Medienlandschaft brauchen, muss geführt werden. Am besten faktenbasiert und ohne ideologische Scheuklappen.
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