TV-Kritik

Sandro Brotz will täglichen Talk

Sandro Brotz gibt einen Impuls, über den es sich zu reden lohnt. «SRF fehlt meiner Meinung nach ein täglicher Talk», sagt der engagierte «Rundschau»-Moderator im Interview mit den TV-Zeitschriften «Tele» und «TV Star». Damit hat er völlig recht. Brotz ergänzt: «Sollte da mal eine Türe aufgehen, würde ich meine Ideen einbringen. Ich moderiere die Rundschau jetzt seit sechs Jahren, irgendwann wird der Punkt kommen, an dem ich mich weiterentwickeln will. Man sollte Träume haben und die Bereitschaft, sie zu verwirklichen.»

Der Wunsch nach einer tagesaktuellen Talksendung ist nicht neu. Schon in den 1990er-Jahren war eine solche Thema am Leutschenbach: Inspriert von «TalkTäglich» auf TeleZüri hatte der damalige TV-Direktor Peter Schellenberg vorgeschlagen, täglich direkt nach «10vor10» einen rund 20-minütigen Talk zu platzieren. Realisiert wurde Schällis Plan nie.
Wir leben in einer ereignisreichen Zeit. Zur Vertiefung von aktuellen politischen, wirtschaftlichen oder gesellschaftlichen Geschehnissen setzt SRF auf «Club», «Rundschau» oder «Arena». Ansonsten fehlen inhaltliche Debatten dazu häufig. Zweiminütige Schaltungen in «Tagesschau» oder «10vor10» reichen nicht. Radio SRF macht es schneller und besser. Mit dem «Tagesgespräch» hat der Sender ein erfolgreiches Gefäss, in dem wichtige Akteure und Experten zu Wort kommen. Was TV-Gespräche betrifft mit topaktuellen Gästen betrifft, hat «TalkTäglich» oft die Nase vorn.

In Österreich macht es unter anderem Armin Wolf vor, in ARD und ZDF Anne Will, Frank Plasberg, Sandra Maischberger, Maybritt Illner und Markus Lanz. Bei Lanz haben dreimal wöchentlich alle Platz – vom Spitzenpolitiker über den Wirtschaftsführer bis zum Fussball- oder Showstar. «Uns fehlen die Sendeplätze», wird man jetzt von SRF jetzt wieder vernehmen. Gilt nicht. Seit Langem wird am Leutschenbach hauptsächlich über den Newsroom mit Einbezug von Online gesprochen. Zu wenig darüber, wie in der Information neue Akzente gesetzt werden müssten. Und mit welchen Sendungen vertieft werden kann. Der aufmerksame Zuschauer erinnert sich an diesbezügliche Versprechungen vor der «No Billag»-Abstimmung.


René Hildbrand
René Hildbrand ist Journalist, langjähriger Fernsehkritiker und Buchautor. Während 27 Jahren war er für «Blick» tätig, danach Chefredaktor von «TV-Star».

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Kommentare

  • Robert Weingart, 08.06.2018 15:09 Uhr
    Die Forderung ist berechtigt. Auf jeden Fall sollte es stimmig werden, nicht so steril wie im Club. Doch wer soll moderieren? Ob Brotz eine Sendung à la Lanz machen kann, bezweifle ich. Schawinski ist zu polemisierend, Aeschbacher zu alt und zu wenig politisch. Es fehlt der richtige Kopf dafür, ist zu befürchten. Oder vielleicht Röbi Koller?
  • David Gaugler, 06.06.2018 12:11 Uhr
    Ein täglicher Talk im Fernsehen SRF käme bestimmt gut an. Zumal mit Sandro Brotz der richtige Talker vorhanden wäre: M.E. ist Brotz der beste Moderator von SRF: kritisch, hartnäckig, hart, aber fair. Um einiges besser als Herr Eitel Projer oder Frau Sechseläuten Laeri..... Ein Sendeplatz sollte doch möglich sein. Und falls es am Geld scheitern würde, müsste man halt endlich mal G&G abschaffen, um das Geld für den täglichen Talk freizuschaufeln. Aber bitte verschont uns dann mit der Diskussion, wer das Format "erfunden" hat. Das Format gibt es seit jeher in den USA, und das deutsche öffentlich-rechtliche Fernsehen macht es auch täglich professionell vor (Herr Hildbrand erwähnt es). Sandro Brotz wäre der beste Moderator/Talker für einen täglichen Talk. Go for it!
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