TV-Kritik

SRF gut unterwegs an Olympia

Wer Lust und Zeit hat, kann auf SRF 2 fast rund um die Uhr die Olympischen Winterspiele in Südkorea verfolgen, live oder mit Teilaufzeichnungen. Was die Quoten betrifft sind die nächtlichen Zahlen ernüchternd. Für die Männer-Abfahrt am 15. Februar ab 03.30 Uhr blieben oder standen gerade mal 120`000 Zuschauer auf. Das entsprach einem um diese Zeit zwangsläufig hohen Marktanteil – knapp 70 Prozent. Die Zuschauerzahlen halten sich bislang auch tagsüber in Grenzen. Wie bei den Schweizer Athleten stechen nicht alle Trümpfe.

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19 Millionen Franken lässt sich die SRG die Spiele in Pyeongchang kosten, 2,5 Millionen weniger als jene 2014 in Sotschi. Diesmal machen es 160 Leute, 180 weniger als vor vier Jahren. Geht doch. Die Leistungen von TV und Radio sind auch diesmal beachtlich. In Pyeongchang und in Zürich. Im Heimstudio sagen vor allem Sascha Ruefer und Rainer Maria Salzgeber zu. Emotionen der Schweizer Athleten werden auch von «Glanz & Gloria» eingefangen. Und «Schweiz aktuell» berichtet bei Medaillenerfolgen über die Reaktionen hierzulande. Bemerkenswert: Einen guten Olympia-Job macht mit seinen beschränkten Möglichkeiten auch ein kleines Team von TeleZüri.

Mona Vetsch ist für SRF auch bei Olympia Gold wert. Im Late-Night-Talk «Chaempieon». Dafür wurde in der Giesserei Oerlikon ein Studio im Stil eines koreanischen Strassenrestaurants gestaltet. Dort empfängt Allrounderin Vetsch zu unterhaltsamen Gesprächen Olympialegenden – von Vreni Schneider bis Pirmin Zurbriggen oder Wisel Kälin – diese erhalten heute noch Fanpost. Als Zugemüse ist in jeder Sendung – meist wenig ergiebig – ein weiterer Promi eingeladen. Ein Aufsteller: Hausmusiker Sam Hong. Wer sich olympisch updaten will, bekommt bei Mona Vetsch die Highlights des Tages zu sehen. «Chaempieon» insgesamt: In der SRF-Sportabteilung gibt es keine Frau, die eine solche Sendung könnte.

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Stunden nach dem Nachtessen bekomme ich bei «Chaempieon» leider regelmässig wieder Hunger. Grund: Eve Angst, Berner Wirtin mit koreanischen Wurzeln, kocht und serviert im Studio Spezialitäten. Südkoreas kulinarische Angebote und Esskultur gehören zu den besten der Welt.

Sieben Medaillen haben die Schweizer inzwischen geholt, mindestens ein Dutzend sollen es bis am 25. Februar werden. Delegationschef Ralph Stöckli glaubt an 15 Mal Edelmetall. So viele waren es 1988 in Calgary. Allen voran Dario Cologna (hat bereits wieder Gold), Wendy Holdener (Silber) und Lara Gut (enttäuschte im Super-G) könnten diese Woche noch zuschlagen. Im Gegensatz zu den Schweizer Eishockeyanern und anderen mehr verfügen die drei über den nötigen Biss.


René Hildbrand
René Hildbrand ist Journalist, langjähriger Fernsehkritiker und Buchautor. Während 27 Jahren war er für «Blick» tätig, danach Chefredaktor von «TV-Star».

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