TV-Kritik

SRF-Mitarbeiter helfen «No Billag»!

In Zürich-Oerlikon antworten bereits die Hunde auf das Geheul vom Leutschenbach. Täglich melden sich ohne Not neue TV-Beschäftigte zu «No Billag». Klagelieder von Kalibern wie Susanne Wille, Sandro Brotz und Arthur Honegger oder Sternchen wie Patrizia Laeri dröhnen schon seit Wochen. Alle machen sich Sorgen. Vor allem um sich. Und dies von der SRG-Geschäftsleitung offiziell genehmigt (persoenlich.com berichtete).

In den letzten Tagen kamen weitere SRF-Lohnempfänger dazu. Solche, die nur wenige auf dem Bildschirm vermissen würden. In einem dilettantischen Facebook-Video äussert sich Sabine Dahinden. «Die haben es streng», sagt die Innerschweizerin über ihre Kollegen. Und: «Auch ich habe schon eine lange Zeit viel Schweiss, Tränen und Herzblut gegeben.» Jowaaa. Tränen? Ich hätte bei einigen Sendungen von Dahinden auch schon weinen können. Die Aussage der Dame ist selbstgefällig und überheblich. Millionen von Schweizerinnen und Schweizern tun an ihrem Arbeitsplatz jeden Tag ihr Bestes. Die meisten mit Schweiss und Herzblut. Nur: Im Gegensatz zu Dahinden arbeitet die Mehrzahl nicht in einer geschützten Werkstatt. Und weint nicht während der Arbeit.


Die «Schweiz aktuell»-Moderatorin wurde gleich von ihrer Kollegin Katharina Locher unterstützt: «Wenn Ihnen ‹Schweiz aktuell› und drei bis vier andere Sendungen gefallen, treffen wir doch auch Ihren Geschmack, oder?» Woher weiss die Frau, ob uns «ihre» harmlose Sendung gefällt? Ach ja, da schreibt noch ein Roger Brändlin auf Facebook, er fühle sich durch die «No Billag» Initiative «angegriffen und bedroht». Ausgerechnet Fernsehleute verstehen von Kommunikation so viel wie der Blinde von der Farbe. Übrigens: Wer ist eigentlich Herr Brändlin?

Haben die auf Rosen gebetteten Leutschenbacher eigentlich noch nicht geschnallt, was sonst noch so los ist in der Medienbranche? Dass grosse Druckereien geschlossen, Zeitungshäuser umgebaut und täglich Redaktionsstellen abgebaut werden? Dass viele Zeitungen nur mit Mantelteilen überleben können und Verleger um jeden einzelnen Werbefranken kämpfen müssen? Ignoranz ist schlimmer als «No Billag».

Wenn mit der Führung von SRG und SRF etwas los wäre, hätte sie das öffentliche, nervende Geklöne ihr Stars und Sternchen längst abgeklemmt. Ebenso heimliche «Yes Billag»-Treffen von Redaktionsleitern mit Promis aus dem Schweizer Showbusiness. Wenn ich mich als «No Billag»-Gegner bei Gebührenzahlern umhöre – und ich höre mich viel um! – stelle ich fest: Jede Jammer-Aktion von SRG-Angestellten in den sozialen Medien bewirkt das Gegenteil, bringt der Initiative noch mehr Stimmen. SRG SSR idée suisse: Rouler à tombeau ouvert.


René Hildbrand
René Hildbrand ist Journalist, langjähriger Fernsehkritiker und Buchautor. Während 27 Jahren war er für «Blick» tätig, danach Chefredaktor von «TV-Star».

Kommentar wird gesendet...

Kommentare

  • Harzenmoser WERNER, 07.01.2018 22:34 Uhr
    Da das Weltgeschehen bei der SRG am Morgen nicht stattfindet tu man sich nicht so schwer sich zu trennen. Die Billag - Zahler bekommen nicht mal ein Morgenmagazin.
  • Thomas Fisler, 30.12.2017 15:12 Uhr
    Ich bin der Halb-Bruder von Louis Castellazzi. Die damaligen Berichterstattungen des "Blick" empfand ich als Trauernder sehr aufdringlich und das Verhalten gegenüber der Trauergemeinde ebenso unangebracht.
  • Yves Kilchör, 21.11.2017 12:06 Uhr
    Den Vergleich von der Kommunikation mit den Farben, von welchen der Blinde angeblich nichts verstehen soll, ist absolut unpassend und falsch. Einen solchen Vergleich würde nicht mal ich als sehbehinderte Person waagen, weil ich nämlich nicht weiss, was blinde Menschen wirklich von Farben verstehen. Viele haben früher mal gesehen, andere haben sich über die Jahre ein eigenes Bild davon gemacht. Und wer weiss schon, ob sie wirklich dasselbe sehen wie jemand anderes, wenn sie blau sehen? Bitte mit solchen Metaphern vorsichtig und passend umgehen. Danke!
  • Roald Hofmann, 19.11.2017 10:52 Uhr
    Das Ganzenist symptomatisch und kann nach dem Motto "wer im (goldenen) Glashaus (dh der geschützten Werkstatt) sitzt, sollte nicht mit Steinen um sich werfen. Diese, von Arroganz und Selbsgefälligkeit durchsetzte SRG muss - WEG. Nur mit einem kräftigen JA zu "no-BILLAG" wird es uns gelingen, die längst überfällige Gesundschrumpfung und Reduktion auf den minimalen service-public einzuleiten. Die Wasserversorgung der Gemeinde liefert uns auch nur kaltes Wasser ins Haus, wärmen müssen wir es selber. Und wenn wir Mineralwasser mit und ohne oder solches mit Fru hgeschmack wollen, dann führt kein Weg an einem Lebensmittelgeschäft vorbei. Die gemeindeeigne Wasserversorgung liefert uns das nämlich nicht, das ist der grosse Unerschied zum von der SRG falsch verstandenen und falsch interpretierten service-public eines ausufernden und fett subventionierten, aber letztendlich nur sich selber glorifizierenden Angebots.
  • adi züblin, 18.11.2017 18:07 Uhr
    Ich hingegen, Herr Hildbrand, bin recht vergesslich. Dieses Gespräch hingegen werde ich mein Leben lang nicht vergessen, das können Sie mir glauben. Mit welchen Gefühlen Sie am Morgen in den Spiegel schauen ist mir eigentlich egal. Wer sich hingegen über ihre Sozialkompetenz ein Bild machen will, soll einfach ihre Kolumnen lesen. Dass sich viele deswegen mit Ihnen lieber gutstellten, kann ich keinem verübeln, das muss jeder selber für sich entscheiden. @merkli: goldbach-vergangenheit? alles klar!
  • Urs-Werner Merkli, 17.11.2017 16:27 Uhr
    Mit Züblin lärmt ein weiterer Profiteur mit Tanz und Doria vom hohn Ross herab. Zeit wenn sich das ändert und diese verwöhnte Clique Feuer unter die breitgesessenen Hintern kriegt. I schätze RADIO SRF!
  • René Hildbrand, 17.11.2017 16:03 Uhr
    Herr Züblin, ich kenne Sie nicht und erinnere mich trotz bestem Personengedächtnis auch nicht an Sie nicht. Was Sie da produzieren, ist eine Lüge und ganz üble Nachrede. Mit absoluter Bestimmtheit weiss und sage ich, dass ich niemals in meiner ganzen Laufbahn einem Menschen gedroht habe, ihn fertig zu machen, auch nicht seine Karriere zu verhindern oder zu zerstören. Während 27 BLICK-Jahren konnte ich jeden Tag mit reinem Gewissen in den Spiegel und jedem Menschen in die Augen schauen. Das war auch am Leutschenbach bekannt. In 45 Jahren Journalismus gab es keine einzige Gegendarstellung auf Artikel von mir oder irgend eine rechtliche oder sonstige relevante Auseinandersetzung. Auch darauf bin ich bis heute stolz. Ausserdem war Louis Castellazzi ein geschätzter Kollege von mir. Wir verbrachten zusammen manche frohe Stunde, vor allem nach Theateraufführungen mit meinem Freund Ruedi Walter. Wenn Verleumdung sich selbst prüfen würde, würde sie den Mund halten.
  • Adi Züblin, 17.11.2017 11:43 Uhr
    Herr Hildbrand ich mag mich noch gut an das Telefonat erinnern. Vor 25 Jahren drohten Sie mir, Sie werden mich fertigmachen und verhindern, dass ich beim Fernsehen Karriere mache. Schliesslich würden Sie die Chefs persönlich kennen, ich hingegen sei ein kleines Würstchen. Insofern hatten Sie recht, ich hatte damals gerade als Redaktor in der Trailerproduktion beim Fernsehen angefangen. Aber ich wollte ihnen trotz aller Druckversuche und Tricks aus der Kiste des Boulevardjournalisten keine persönlichen Details zum tragischen Unfalltod des Ansagers Louis Castellazzi mitteilen. Und habe Sie sachlich an den Pressedienst verwiesen. Nun, ich hatte dann doch noch 2 Jahrzehnte bei verschiedenen Sendungen gearbeitet, mehr auf der kreativen Seite. Dass ich keine grosse Karriere gemacht habe, dafür habe ich schon selber gesorgt. Auch Sie sind sich treu geblieben, charakterlich, wie ich sehe.
  • Giuseppe Scaglione , 17.11.2017 11:00 Uhr
    Absolut treffende Kritik! Kompliment. Vor allem gefällt mir der Satz "Ignoranz ist schlimmer als «No Billag»"
  • Christian Keller, 17.11.2017 10:47 Uhr
    Haben Sie es nötig, Herr Hildbrand, auf die Frau zu spielen? Diese despektierliche Art der Verlautbarung passt vielleicht zu einem Satiriker, aber nicht zu einem Kritiker; da ist es eher peinlich und erweckt den Eindruck, dass die guten Argumente fehlen. Von einem erklärten No-Billag-Gegner würde man erwarten, dass er sich gegen diese zerstörerische Initiative von Libertären und Demokratiefeinden wehrt anstatt zusätzlich Öl ins Feuer zu giessen.
Kommentarfunktion wurde geschlossen
Zum Seitenanfang20240419