TV-Kritik

SRG-Gebühren – so bald nicht mehr!

Keine Überraschung: Nach dem Ständerat (einstimmig) ist die No-Billag-Initiative am Dienstag auch bei der Nationalratskommission für Verkehr und Fernmeldewesen (KVF) mit 16:8 Stimmen abgeblitzt (persoenlich.com berichtete). Einen Gegenvorschlag gibt es nicht.

Als TV-Kritiker werde ich seit Monaten oft und immer öfter gefragt, was ich von der Initiative halte. Meine Antwort ist stets dieselbe: Nichts. Auch eine Senkung der Radio- und Fernsehgebühren auf 200 Franken ist für mich kein Thema. 

Allerdings: So grossgesinnt wie bis anhin kann, soll und darf die SRG künftig nicht mehr agieren. Sie muss sich bescheiden. Es wird ihr nicht schaden. Die Hörer und Zuschauer müssen nichts entbehren. Es ist kunstlos machbar. Das Sparpotential bei Radio und Fernsehen ist in allen Bereichen enorm. Angefangen bei der Generaldirektion.

Vor über zwei Jahren hat das Bundesgericht entschieden, dass auf die Radio- und TV-Gebühren zu Unrecht Mehrwertsteuer erhoben wurde. Seitdem haben wir jährlich 451 Franken und zehn Rappen zu bezahlen. Viel Geld. Zu viel.

Es war ein cleverer Schachzug von Medienministerin Doris Leuthard, der Billag das Gebühren-Inkasso zu entwinden und damit ein Unternehmen mit viel besserem Preis-Leistungsverhältnis zu beauftragen (Serafe AG Fehraltdorf). Das muss und wird bedeuten: Die Gebühren sinken unter 400 Franken. Auch Bundesrat und Parlament verlangen es. Und das ist soweit gut so.

SRG-Boss Roger de Weck & Co. wissen es, sie mögen es indes nicht hören, aber müssen es endlich aufnehmen: Die Zuwanderung beschert ihrer Gesellschaft seit vielen Jahren einen Millionensegen. Never ending. Gegen 200 Millionen Franken wurden ihr seit 2000 durch die Immigration zusätzlich in die Kasse gespült. Wahnsinn. Wenn es Geld regnet, war die SRG schon immer die erste, die einen Eimer vor die Tür stellte.

Fast hätte ich es vergessen: De Weck muss alles nicht mehr kümmern. Er schleicht ja vor der Abstimmung aus seinem hochbezahlten Amt. Merke: Den guten Steuermann lernt man erst im Sturm kennen. 

Meine persönliche Gebühren-Variante kann ich kurz und bündig äussern. Und ich werde kein My davon abrücken: Ich bin als Konsument bereit, für Radio und Fernsehen nach dem Inkasso-Wechsel den jährlichen Betrag von deutlich unter 400 Franken zu bezahlen. 

Halt, sichern. Unter einer Bedingung: In diesem Fall will ich ab 20 Uhr keine Werbung mehr sehen! Hält die SRG weiterhin daran fest (sie erstrebt es bestimmt und tut es als einziger nichtprivater Sender der Welt täglich bis in die Morgenstunden…), sind mir ihre Programme noch 300 Franken wert. Keinen Rappen mehr. Online-Werbung kommt nicht in Frage. Alles klar? Ich würde wetten, dass eine solche Vorlage vor dem Volk mehrheitsfähig wäre.

Die KVF hat mich erfreut: Mit einem Postulat verlangt die Kommissionsmehrheit vom Bundesrat einen Bericht, wie die SRG ihren Auftrag mit weniger Sendern erfüllen kann. Endlich. Tabus darf es keine (mehr) geben. Auch nicht in der Westschweiz. Und im Tessin schon gar nicht.


René Hildbrand
René Hildbrand ist Journalist, langjähriger Fernsehkritiker und Buchautor. Während 27 Jahren war er für «Blick» tätig, danach Chefredaktor von «TV-Star».

Kommentar wird gesendet...

Kommentare

Kommentarfunktion wurde geschlossen
Zum Seitenanfang20240426