Wenn es darum geht, Ideen und Konzepte von ausländischen Sendern zu adaptieren, ist man beim Schweizer Fernsehen nie zimperlich. Bei der geschickten Auswahl hapert es allerdings. Im ARD-Programm läuft seit Jahren zur besten Sendezeit immer wieder eine Sendung, die SRF wirklich abschauen und nachmachen müsste: Der «Lebensmittel-Check».
Der Hamburger Tim Mälzer, Gastro-Unternehmer, TV-Koch und Autor, testet in der spannenden Sendung, was drin ist in den Lebensmitteln. Welche sind gesund, und wie kann der Konsument sie erkennen? Der Starkoch prüft Angebote, verfolgt die Nahrung zurück zum Hersteller und testet am eigenen Herd. Rind- und Kalbfleisch, Wurst, Brot, Milch, Eier, Fertiggerichte, Zucker oder Wasser. Bio. Tierhaltung. Preise. Mälzer untersucht fast alles. Oder lässt untersuchen. Und unterhält sich in aufschlussreichen und spannenden Gesprächen mit Produzenten, Experten und Konsumenten. Im Wohlstand denkt der Mensch mit dem Bauch. Mälzer will immer wieder wissen: Wie gut ist unser Essen? Facts und figures. Informativ, lehrreich. Aufklärung ohne Zeigefinger. Service public vom Feinsten.
Das wär doch was für TV-Koch Andreas C. Studer («Studi»), der von 2001 bis 2010 im SRF-Programm «al dente» moderierte und es in Deutschland zum Star geschafft hat. Oder für Ueli Schmezer. Zwar befasst sich auch der «Kassensturz» immer wieder mit der Nahrung. Das Konsumentenmagazin kann dies nachvollziehbar nicht monothematisch tun. «Lebensmittel-Check» – warum macht SRF das nicht ein paarmal pro Jahr? Zum Dok-Termin am Donnerstag? Wäre spannender als die kürzlich gesendeten «Geschichten zum Putzen».
Der «Lebensmittel-Check» ist aufwändig, gewiss keine preisgünstige Sendung. Doch was das Budget betrifft: No problem für SRF. Besser mit Gebührenfranken für ein grosses Publikum nützlich Lebensmittel testen, als solche jeden Abend ab 18.15 Uhr mit ein paar Zuschauern dekadent verfressen.
TV-Kritik
Vom Mälzer zum Schmezer