TV-Kritik

Zickenkrieg beim Privatsender 3+

Manche jungen Menschen wirken lieber beim «Bachelor» mit, als ihn zu machen. Noch 17 zickende «Ladies» buhlen um Rosenkavalier Joel Herger. Am Montag schickte er Transfrau Daryana und die Liechtensteinerin Florence nach Hause. Zum Abschied gabs in der Sendung von 3+ einen Werbeeinblender für «Tempo»-Taschentücher: «Nicht traurig sein, wir sind für dich da.» Soo süss.

Noch ist die Auswahl für den «Bachelor» gross. Schön, wenn man die Frau fürs Leben gefunden hat. Schöner, wenn man ein paar mehr kennt. Übrigens: In den Frisuren der verbliebenen jungen Frauen steckt möglicherweise mehr Arbeit als in ihrem Leben. Und sie tragen mehr Make-up als Kleider. Tattoos sind Unterwäsche genug. Die meisten waren bei den Dreharbeiten den Winterspeck los. Einige haben Frühlingsrollen. Bei der einen oder anderen werde ich den Verdacht nicht los, dass ihr IQ nur unweit höher angesiedelt ist als die Schweizer Inflationsrate. Drei, vier weitere sind wie Wolken: Wenn sie sich verziehen, kann der Tag doch noch schön werden.

In der zweiten «Bätschi»-Folge gabs auf der Grapsch-Yacht Lapdance, Fesselspiele und nackte Tatsachen. Hey, Marija, Aschenputtel hat ihren Schuh verloren, nicht ihren BH!

TV-«Bachelors» ticken anders als wir Männer. Doch Joel Herger ist ein netter Kerli. Eher ein Bettchiller als ein Bitchelor. Mitunter hat er Pech beim Nachdenken. Der Fitnessunternehmer ist sehr kräftig. Er könnte bei jeder Züglete behilflich sein. Und der Schwyzer ist ein Typ mit Zukunftsplänen: Er hat immer Champagner in Griffnähe. In der «Nacht der Rosen» erinnert er mich an einen Vatikansprecher. Wenn er säuselt, bekomme ich das Gefühl, dass das nasse Element um Koh Samui zu Weihwasser wird. 

«Bachelor», so what. Erlaubt ist, was gefällt. Die Boulevardmedien helfen fleissig mit, dass ein ganze Menge Menschen zuschauen und TV-Unternehmer Dominik Kaiser sich über starke Quoten freuen kann. Schade, dass sein Sender keine Zuschauerzahlen, sondern immer bloss Marktanteile fürs Schaufenster kommunizieren lässt. Nach der ersten «Bachelor»-Folge unter anderem so: «Vor allem bei den jungen Frauen ist der Bad Boy sehr beliebt. In dieser Zielgruppe verzeichnete der grösste Schweizer Privatsender 3+ einen neuen Quotenrekord mit unglaublichen 68,5 Prozent Marktanteil.» (persoenlich.com berichtete).

Das kann man schon so kundtun. Aber es kommt mir vor, wie wenn SRF mitteilen würde, die letzte «Arena» habe bei den Stumpen rauchenden, Mazda fahrenden, hüftoperierten und katholischen Entlebuchern einen Marktanteil von 98,5 Prozent erreicht.


René Hildbrand
René Hildbrand ist Journalist, langjähriger Fernsehkritiker und Buchautor. Während 27 Jahren war er für «Blick» tätig, danach Chefredaktor von «TV-Star».

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