28.11.2016

Kritik an Helvetas-Kampagne

«Wir finden die Kampagne nach wie vor gut»

«Rassistisch» und «paternalistisch»: Für die aktuelle Kampagne setzt Helvetas auf dunkelhäutige Menschen und muss dafür kräftig einstecken. Kritik an der verantwortlichen Agentur Spinas Civil Voices übt die Hilfsorganisation aber nicht.
Kritik an Helvetas-Kampagne: «Wir finden die Kampagne nach wie vor gut»
Dieses Sujet ist eines von jenen der Helvetas-Kampagne, das als rassistisch bezeichnet wird. (Bild: helvetas.ch)
von Claudia Maag

Die Plakate der aktuellen Helvetas-Kampagne muss man wohl verbuchen unter: Gut gemeint. Die neuen Sujets sollen dazu animieren, für «echte Veränderung» zu spenden. Zu sehen sind jeweils drei Gesichter, die von der Plakatwand lachen. Beispielsweise «Ging hinters Gebüsch» steht bei der Grossmutter, «Ging aufs Plumpsklo» bei der Mutter und «Drückt die WC-Spülung» steht beim Kind.

Allerdings sorgen dieses und weitere Sujets eher für negative Reaktionen, wie die «Schweiz am Sonntag» schreibt (Artikel nur im E-Paper verfügbar). Die Plakate seien rassistisch und von einer kolonialen Sichtweise auf Afrika geprägt, lautet der Vorwurf. Dunkelhäutige Menschen würden pauschal als rückständig und hilfsbedürftig dargestellt.

Einen offenen Brief der Organisation «Afro Swiss» mit der Forderung, die Plakate abzuhängen, haben über 200 Einzelpersonen unterschrieben. War die Empörung bisher vor allem in der Westschweiz hörbar, erreicht sie jetzt auch die Deutschschweiz. So kritisiert etwa der Blog «das Lamm» die Kampagne.

Paternalistische Bildsprache

Nun hat sich die Eidgenössische Kommission gegen Rassismus in die Diskussion eingeschaltet. «Das ist keine gute Kampagne», sagt Präsidentin Martine Brunschwig Graf (FDP) in der «Schweiz am Sonntag». Die Bilder würden mit dem Vorurteil arbeiten, dass Afrikaner nur mithilfe des Nordens Fortschritte erreichen können. «Das ist paternalistisch.» Helvetas sei gut beraten, in Zukunft auf solche Pauschalisierungen und Stereotypisierungen zu verzichten.

Offiziell hatte Helvetas lange auf die Vorwürfe nicht reagiert. Einzig in den sozialen Medien antwortete das Hilfswerk auf kritische Kommentare. Auf Facebook erntete die Kampagne auf dem Account von Helvetas Schweiz 52 Bewertungen (Stand Montagabend).





Gegenüber der SaS verteidigte Helvetas-Sprecher Matthias Herfeldt die Kampagne: «Die Plakate erzählen die Geschichten von selbstbewussten, würdevollen Menschen, die auf das Erreichte stolz sind und zuversichtlich in die Zukunft blicken.»

Mit Agentur zufrieden

Für die Kampagne verantwortlich zeichnet Spinas Civil Voices. «Wir sind sehr zufrieden mit der Agentur, mit der wir schon länger zusammenarbeiten und schon mehrere erfolgreiche Kampagnen gemacht haben», sagt Herfeldt auf Nachfrage von persoenlich.com. Die Agentur wechseln werde man deshalb «sicher nicht». Allerdings werde man schon darüber sprechen, welche Anpassungen nötig seien.

«Wir finden die Kampagne nach wie vor gut. Eigentlich möchte man ja genau das – dass man darüber spricht. Wir haben sehr viel positives Feedback erhalten. Die Kritik nehmen wir sehr ernst und bedauern, wenn sich jemand verletzt fühlt», so der Helvetas-Sprecher weiter.



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Kommentare

  • Jost Wirz, 29.11.2016 11:40 Uhr
    Die Kampagne ist völlig in Ordnung. Hier wird konkret gezeigt, was für Wirkungen Projekte erzielen können. Ob in Afrika. Oder bei Bergbauern in der Schweiz. Man kann die Political Correctness auch übertreiben - oder gar ad absurdum führen.
Kommentarfunktion wurde geschlossen

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