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90 Jahre im Herzen der Schweizer Gesellschaft

von Gilles Marchand

Am 24. Februar 1931 wurde die SRG gegründet. An jenem Tag schlossen sich die Flugplatzsender von Genf, Lausanne und Zürich zu dem zusammen, was später der Schweizerische Rundfunk werden sollte.

Neunzig Jahre danach steht die SRG noch immer im Zentrum der Schweizer Gesellschaft und begleitet deren Entwicklung, Erfolge und Krisen. 90 Jahre im Dienste der Öffentlichkeit. 90 Jahre voller Emotionen, manchmal Spannungen, aber vor allem 90 Jahre gemeinsamer Geschichten. Und heute, in einer Zeit, in der sie einen der tiefgreifendsten Umbrüche ihrer Geschichte erlebt, ist die SRG erneut Gegenstand intensiver Diskussionen.

Es ist üblich, dass ein Service-public-Unternehmen regelmässig diskutiert wird. Besonders in einer vernetzten Welt – angesichts der Macht sozialer Medien und dem Risiko von Falschinformationen – sind Service-public-Medien notwendiger denn je. Insbesondere, um eine qualitativ hochwertige Produktion der Leistungen zu gewährleisten. Die SRG stellt sich dieser grossen Herausforderung. Konkret geht es darum, die Informationen in den verschiedenen Vektoren und in allen Sprachen zu stärken. Die Herausforderungen des Multikulturalismus und des nationalen Zusammenhalts stehen im Mittelpunkt dieser Entwicklung. Die Streaming-Plattform Play Suisse, die Schweizer Inhalte à la carte mit Untertiteln in allen Landessprachen anbietet, ist zum Beispiel Teil dieses Prozesses. Grosse Sportereignisse sind trotz starker Konkurrenz immer noch auf den Kanälen der SRG für alle zu sehen. Und die Kultur kommt keineswegs zu kurz! Im Gegenteil: Die SRG investiert pro Jahr zusätzliche 15 Millionen Franken in die Schweizer Fiktion und zeichnet jedes Jahr über 800 Konzerte in der Schweiz auf. Was die Entwicklung neuer digitaler Formate angeht, so soll der Kontakt zum jungen Publikum aufrechterhalten werden.

In dieser digitalen Umbruchphase ist Stillstand verboten

Dieses Engagement findet in einer Zeit grosser Umwälzungen statt, die durch den digitalen Wandel der Gesellschaft verursacht werden. Ein Service-public-Medienunternehmen kann sich dieser Entwicklung nicht verschliessen, muss sein Angebot anpassen und einen Teil seiner Programme umgestalten. Sonst geht der Kontakt zu einem immer grösseren Teil der Bevölkerung endgültig verloren.

Gleichzeitig brechen die Werbeeinnahmen ein, da diese zu internationalen digitalen Plattformen abwandern. Die SRG muss also sparen und zum ersten Mal in ihrer Geschichte leider auch Stellen abbauen. Nebst anderer weitreichender Massnahmen ermöglicht es die Umstrukturierung des Gebäudebestands der SRG, die genutzte Fläche langfristig um 25 Prozent zu reduzieren, die Betriebskosten zu senken und den ökologischen Fussabdruck zu verringern. Die Distributionskosten werden drastisch reduziert. Und der Verwaltungsaufwand wird reduziert, indem Aufgaben neu organisiert und das Personal der Generaldirektion in Bern durch Verschiebungen und Abbau um mehr als 30 Prozent reduziert wird. In einem solch herausfordernden Umfeld ist eines sicher: Stillstand ist keine Option.

Qualität der Programme und finanzielle Ausgewogenheit

All diese Bemühungen führen zu positiven Ergebnissen. Die Nutzung der SRG ist stark und stabil und die Qualität der Programme anerkannt, wie die massgebende Analyse betreffend Medienqualität, der Fög-Bericht der Universität Zürich, feststellt.

In finanzieller Hinsicht wird in diesem Jahr der Break-even-Punkt erreicht, wobei in den letzten drei Jahren bereits 100 Millionen Franken eingespart worden sind. Trotz der Kosteneinsparungen bleibt die Organisation der SRG stark dezentralisiert und föderalistisch – mit Studios in allen Regionen. Aus sozialer Sicht ist der Gesamtarbeitsvertrag der SRG sicherlich einer der stärksten in der Branche.

Die Schweizerinnen und Schweizer sind dem Service public sehr verbunden, denn dieser bringt die soziokulturelle Vielfalt des Landes zum Ausdruck. Ungeachtet dessen und der erreichten objektiven Ergebnisse gibt es immer wieder Stimmen, die weitere Kürzungen der Mittel für die SRG fordern. Andere wiederum fordern, dass die SRG mehr ausgeben soll, um ihre spezifischen Erwartungen erfüllen zu können. Und viele würden es begrüssen, die Prioritäten und die Entwicklung des Unternehmens zu kontrollieren.

Kritik ist sicherlich sinnvoll. Die SRG, die zweifelsohne zum guten Funktionieren der Schweizer Demokratie beiträgt, ist immer offen für Diskussionen. Im Vorfeld der «No Billag»-Abstimmung in den Jahren 2017 und 2018 war dies in seltener Intensität der Fall, was ganz Europa mitverfolgte. Aber diese Diskussion darf nicht zu einer destruktiven Lähmung führen. In schwierigen Zeiten spielt der Service public eine wichtige Rolle, wie die Pandemie gezeigt hat. Wer würde von seiner Schwächung wirklich profitieren?

Angesichts dieser Frage und fernab der Polemik wird die SRG weiterhin mit Überzeugung ein Qualitätsangebot bieten – auf allen Vektoren, für alle Zielgruppen, in all unseren Sprachen. Und so bereitet sich die SRG darauf vor, in zehn Jahren ihr 100-Jahr-Jubiläum zu feiern!



Gilles Marchand ist Generaldirektor der SRG. Er hat auch einen eigenen Blog.

Unsere Kolumnistinnen und Kolumnisten vertreten ihre eigene Meinung. Sie deckt sich nicht in jedem Fall mit derjenigen der Redaktion.


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