Gäbe es einen Oscar für Wiederauferstehung, so ginge dieser an Marc Walder. Stand der Ringier-CEO vor Kurzem noch wegen seiner Berset-Nähe unter massivem Druck, so feierte er am Mittwoch ein fulminantes Comeback. Die kurzfristig angeräumte Medienkonferenz glich einem veritablen Staatsakt: mit Sperrfristen und anschliessendem Lunch.
Als Walder den Abzug von Axel Springer aus der Schweiz und den Rückkauf von 35 Prozent aus der gemeinsamen Firma verkündete, war die Message klar: Ringier und dessen CEO sollte man nicht zu früh abschreiben, trotz der Schwierigkeiten bei Blick TV und der laufenden Untersuchung in der Causa Berset. Ausgerechnet im Zeitalter der Digitalisierung, zu dessen Wortführern Walder zählt, setzt Ringier im Heimmarkt verstärkt auf jenes Medium, das es ursprünglich gross machte: das traditionelle «Heftli». Mittlerweile befinden sich zwanzig Titel, darunter die Prestigeblätter Bilanz und der Beobachter, in deren alleinigem Besitz. Ringier verfügt in der Schweiz nun fast über das absolute Magazin-Monopol, was sogar die Weko auf den Plan ruft.
Lange wurde über eine Übernahme von Ringier durch den deutschen Grossverlag spekuliert, nun passiert das Gegenteil: Ringier vertreibt Springer aus der Schweiz. Und dies kurz vor Amtsantritt der Hamburgerin Jessica Peppel-Schulz als neuer CEO beim Lokalrivalen Tamedia. Finanziell möglich macht dies wohl auch die 25-Prozent-Beteiligung des Versicherers Mobiliar, Walders nachhaltigstem Coup. Motto: Wer sichergeht, wählt eine Versicherung. «Liebe Mobiliar», wird er sich dabei gedacht haben, «wie bringe ich Ringgi und Zofi wieder an die Spitze?» Die Antwort: Back to the future, mit Swissness und Papier.
Matthias Ackeret ist Verleger und Chefredaktor von persönlich und persoenlich.com.