An der Universität Hongkong wurde das acht Meter hohe Kunstwerk «Säule der Schande» in der Nacht vom 22. auf den 23. Dezember zerlegt und abtransportiert. Die Skulptur erinnerte an das Tiananmen-Massaker. Der dänische Künstler Jens Galschiøt, Besitzer des Werkes, weiss nicht, was mit seiner Säule für die Meinungsfreiheit geschehen ist. Peking war das Kunstwerk für die Massaker-Opfer von 1989 auf dem Universitätsgelände schon lange ein Dorn im Auge. Chinas Kulturpolitik wird immer repressiver, wie auch aus Quellen der DPA hervorgeht.
Heise publizierte einen beachtenswerten Artikel über umfassend neue Regelungen in China. Das zweite Pandemiejahr wurde dort auch dazu genutzt, den Einfluss des Staates auszubauen. Das ganze Jahr kamen Meldungen über die Fünfjahrespläne und neue Regulierungen. Es ging vor allem um neue Informationsinfrastrukturen.
Den Einbruch der chinesischen Börsen nahm die Führung als kleineres Übel in Kauf. Denn die Kontrolle über Technologien, Wissen oder Information will der Staat nicht preisgeben. Die Kontrolle der Privatsphäre hat für China Priorität. Persönliche Daten für Firmen sollen stärker reguliert werden, nicht aber für den Staat. Dieser darf weiterhin alles filtern, manipulieren, zensieren oder speichern. Es gibt ständig neue Auflagen:
Operation «Cyberschwert» hatte laut dem China Briefing offensichtlich das Ziel, die staatlichen Konzerne stärker unter die Kontrolle der Kommunistischen Partei zu bringen. Fremde Technologien werden ersetzt. Die eigene Produktion wie zum Beispiel bei der Halbleiterindustrie, bei Computern, 5G-Handytechnologie, Biotechnologien oder Künstliche Intelligenz, sollen ausländische Technologien ersetzen.
Während China die Kontrollschraube immer mehr anzieht, kann der Westen den wachsenden Einfluss des Staates nur beobachten. Viele nehmen die bedenkliche Entwicklung gar nicht mehr wahr.
Was wir dabei nicht übersehen dürfen: Auch in den USA und in der EU wächst der Einfluss des Staates.
Marcus Knill ist Experte für Medienrhetorik, Coach, Dozent und Autor von rhetorik.ch.
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