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Das Bewährte bewahren

von Pierre Rothschild

Veit Dengler geht, der Nächste kommt. Was wird sich ändern? Nichts. Ein hochkarätiger Verwaltungsrat wird einmal mehr sehen: Für grosse Sachen ist das Geld nicht da. Die grossen Anzeigen-Portale sind bei Ringier und Tamedia, die NZZ selber kann man wenig verändern. Eine Zeitung, die im Jahr bald einmal so viel kostet wie eine Ferienwoche auf Mallorca, kann am Angebot nichts verändern.

Die Medienwelt ist teuer geworden. Verleger, die ein Monopol der besonderen Art hatten, wurden von jungen Internet-Genies hart getroffen. Dort, wo man früher nur die Kuverts öffnen musste und Anzeigen ohne Ende hatte. Es sind nur 40 Jahre her: Beim «St. Galler Tagblatt» mussten wir für die Stellenanzeigen einen «Vordruck» von 48 Seiten machen, der Tages-Ausgabe wurde dieser beigelegt. Geld war einfach da, viel Geld.

Eiswind weht jetzt den Verlagen entgegen, besonders in so kleinen Märkten wie der Schweiz. Neue Pläne kosten Geld, die die Dimensionen in einem kleinen Land sprengen. Denglers NZZ machte kleine Sprünge, die etwas exotische Beteiligung am Zürcher Filmfestival ist nur ein Beispiel.

Zum Ergebnis des Jahres 2016 sagte Veit Dengler (persoenlich.com berichtete): «Wir verbessern bestehende Angebote und lancieren neue, wir treiben das Wachstum bei den Business Medien unter anderem durch Akquisitionen und senken Kosten da, wo es den Kundennutzen nicht beeinträchtigt. So gelingt es uns erneut, unser Ergebnis zu verbessern».

Mehr kann auch ein Nachfolger nicht tun. Es werden kleine Schritte sein. Die grossen hat man vor Jahren nicht gemacht und sind kaum mehr zahlbar. Klein und fein wird man an der Falkenstrasse arbeiten müssen. Eine gedruckte Patek Philippe. Das ist der Weg und die Leser sind noch da. Und Aktionäre auch, die wissen, dass die NZZ-Aktie mehr Interesse als Investment ist. Die Basis hierfür zu stärken ist die Aufgabe des Verwaltungsrates, der wirtschaftlich optimal vernetzt ist.

Noch ist der Name NZZ ein «Brand». Nur diesen gilt es zu stärken. Die Eigen-Berichte können in vielen Sprachen in einem Weltvertrieb an viele Zeitungen rund um die Welt verkauft werden. Syndication kann viel Geld bringen, das zeigen die US-Verlage.

Die Bücher müssen auf Top-Level erscheinen, von den besten Autoren. Jetzt sehen sie oft aus, wie wenn ein Autor im Eigenverlag publiziert.

Die Chancen sind da, das Bewährte muss man bewahren. Kaum ein Verlag hat nach wie vor die Bedeutung und Kraft einer NZZ.

Pierre Rothschild ist freier Medienunternehmer in Zürich, in den Bereichen Film-Produktion und Presse.


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