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Das Jahr aller Gefahren in der Westschweiz

von Victoria Marchand

Ohne Zweifel wird 2021 das Jahr aller Investitionen sein. Niemals zuvor wurde so viel Geld investiert, um den Leserinnen und Internetnutzer in der Westschweiz zu erobern.

Ringier wird im kommenden Jahr (im September) mit der französischsprachigen Version von Blick.ch bei uns eintreffen und gleichzeitig Le Temps an die wohlhabende Stiftung Aventinus verkaufen, die auch alle Anteile der Website Heidi.news übernehmen wird. AZ Medien wird ihre französischsprachige Watson-Website im März starten, und Tamedia hat damit begonnen, Truppen auf ihrer 20-Minuten-Plattform zu stationieren. So haben sie etwa ihr Sport-Ressort verstärkt, um gegen Blick.ch konkurrenzfähiger zu sein. Das ist beispiellos! Nicht zu vergessen die Titel der Gruppe ESH Médias und einige regionale, unabhängige Medien.

So viele Akteure für eine so kleine Ecke des Landes. Wie werden sie überleben? Wenn Syndicom sich freut, dass sich «die Titel Le Temps und Heidi.news nun endlich von der Profitlogik wegbewegen» (inwiefern das zutrifft, siehe den Artikel über den Aufkauf von Le Temps), müssen sich nun alle anderen Player eine Werbebeute teilen, die nach dem Jahr 2020 des grössten Chaos sehr stark vermindert und beschädigt sein könnte. Werden wir Covid in der ersten Hälfte des Jahres 2021 los sein? Niemand hat die Antwort. Und so weiss niemand, wie sich die Inserenten verhalten werden.

Wenn man den derzeitigen Praktiken der Werbeagenturen Glauben schenken darf, wo angesichts der Fülle des Werbeinventars die verrücktesten Rabatte heute die Norm sind, werden sich die Unternehmen, die sich 2021 erholen, sicherlich an die Ende 2020 angebotenen Tarife gewöhnen. Wie kann man als Verlag in einem solchen Kontext überleben? Und jeder von uns kann sich einreden, dass direkte oder indirekte staatliche Beihilfen (je nach Philosophie) einen völlig überhitzten Markt retten könnten. Aber um sie zu erhalten, müssen sich alle diese Verleger noch darauf einigen, welches Modell subventioniert werden soll. Das traditionelle mit einer gedruckten Ausgabe und einer kostenpflichtigen Website? Oder dann doch besser das 100-prozentig Digital- und Kostenlos-Modell? Die Antwort darauf: Am Ende des Jahres 2021.

 


Victoria Marchand ist Herausgeberin und Chefredaktorin des Westschweizer Kommunikationsmagazins Cominmag.ch.

Unsere Kolumnistinnen und Kolumnisten vertreten ihre eigene Meinung. Sie deckt sich nicht in jedem Fall mit derjenigen der Redaktion. 


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