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Das Sakrileg vom Leutschenbach

von Matthias Ackeret

Der Wechsel von Jonas Projer von der «Arena» zum «Blick» löste ein kleineres Erdbeben aus. «Unruhe» ortete die «NZZ am Sonntag» nach dem prominenten Abgang im Leutschenbach. Als wäre es ein Sakrileg, dem Staatssender freiwillig den Rücken zu kehren. Dabei ist es mittlerweile fast schon Usus: Roman Kilchsperger hüpfte zum Teleclub, Steffi Buchli zu MySports, Urs Gredig zu CNNMoney Switzerland.

Doch es wäre vermessen zu glauben, dass es dies früher nicht gegeben hätte. Roger Schawinski wechselte in den Siebzigern zur Migros-Zeitung «Tat», Jürg Wildberger und später Hannes Britschgi zum Nachrichtenmagazin «Facts», und Filippo Leutenegger startete – nicht ganz freiwillig – mit einem kleinen Umweg seine Politkarriere.

Am aufsehenerregendsten bleibt aber der Wechsel von «10vor10»-Anchorman Walter «Zeigefinger» Eggenberger zur damaligen Rincovision. Dort sollte er eine eigene Nachrichtensendung konzipieren. Die Sendung kam nie, die Firma gibt es auch nicht mehr.

Was lernen wir daraus? Wer den sicheren Hafen SRG verlässt, hat für einen kurzen Moment die Bewunderung seines ganzen Umfeldes. Doch die Rückkehr zur Mutterbrust SRG bleibt oft verbaut: Das Imperium vergisst nie. Ausnahmen wie Eva Wannenmacher, die «Big Brother» moderierte, Röbi Koller, der vom Bücherschreiben leben wollte, oder Roger Schawinski, der zwischenzeitlich das ganze Mediensystem umkrempelte, bestätigen die Regel.

Und berühmter – dies ist die zweite Erkenntnis – als bei der SRG kann man nicht mehr werden. Trotzdem: Jonas Projer hat als Polittalker das Höchste erreicht, er kann sich in Zukunft wie ein Bundesrat fühlen. Mit ihm verfügt die Blick-Gruppe über sieben Chefs.


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