Die Cannes Lions 2021 vor ein paar Wochen haben es uns wieder einmal eindrücklich bewiesen: an kreativen Ideen mangelt es unserer Branche nicht. Grossartige Arbeiten aus vielen Kategorien und Kontinenten wurden eingereicht, prämiert und gefeiert.
Und auch die Analysten der Marktforschungsunternehmen sind sich immer wieder einig: Wenn es um die Effektivität von Werbung geht, dann ist gute Kreation noch immer der Schlüsselfaktor für zusätzliche Verkäufe. Sie soll für stolze 47 Prozent des durch Marketingmassnahmen generierten Sales Uplifts verantwortlich sein. Das lässt nur eine Schlussfolgerung zu: Creative is still king.
Damit Werbung, und damit eben auch die Kreativität ihrer Macherinnen und Macher, aber ihre volle Wirkung entfalten kann, müssen drei Voraussetzungen erfüllt sein:
Herausragende Kreation: Die im Zentrum stehende «Big Idea» einer Marke muss sich durch herausragende Kreativität einerseits «upstream» im Business und Experience Design von neuen Produkten und Dienstleistungen sowie «downstream» in der Marken-Kommunikation sowie im Performance Marketing gegen andere Marken differenzieren. So weit, so gut – wie in den vielen Prämierungen in Cannes eindrücklich bewiesen.
Präzision: In unseren Studien sagen uns 78 Prozent der befragten Konsumenten, dass sie sich nur dann mit Werbebotschaften auseinandersetzen, wenn diese persönlich auf sie zugeschnitten sind. Gleichzeitig gaben nur 38 Prozent der befragten Unternehmen an, dass sie ihre Marketingkommunikation für unterschiedliche Kundengruppen individualisieren. Daraus lässt sich schliessen: ein Grossteil der guten Kreation verpufft, da sie nicht beim Empfänger ankommt. Und es gibt bekanntlich nichts Teureres, als in der Kommunikation irrelevant zu sein.
Skalierbarkeit: Damit Werbemittel effektiv sind, müssen sie aber nicht nur für jedes der vielen Mikrosegmente individualisiert werden, sondern auch für alle digitalen Kanäle und Formate. Und Sprachen. Und Marktregionen mit ihren kulturellen Eigenheiten. Und Positionen eines Empfängers in dessen Evaluations- oder Kaufprozess. Und das alles von Konzeption, Produktion, Speicherung, Ausspielung bis hin zur laufenden Messung und Optimierung der Wirksamkeit. Daraus ergeben sich Komplexitäten, die in herkömmlichen Modellen kaum zu bewältigen sind.
Damit ein kreativer Impuls beim Empfänger seine volle Wirkung entfalten kann, müssen also herausragende Kreation, Präzision und Skalierbarkeit in ein solides Marketing-Modell eingebunden sein.
Wie das richtige Marketing-Modell aussieht
Folgende Bausteine sind neben brillanter Kreation für ein solches Marketing-Betriebsmodell unerlässlich:
Was das alles bringt?
Effizienz und damit Geschwindigkeit, Verlässlichkeit und tiefere Betriebskosten. Konsistenz in der Umsetzung und damit ein einheitliches Markenerlebnis über alle Kanäle, Unternehmensbereiche und Märkte. Eine höhere Effektivität der Marketingmassnahmen und einen klaren, messbaren Sales Uplift. Und dazu auch die Möglichkeit, Budgets freizusetzen, welche in Wachstumsmassnahmen wie neue Marketing-Fähigkeiten oder zusätzliche Kampagnen reinvestiert werden können.
Vor allem aber ist es ein Weg, die Kraft der Kreativität freizusetzen und in jedem Kundenkontakt zum Leben zu erwecken. Und zwar so, dass die Kreation keine Königin ohne Land mehr ist.
Thomas Ruck ist Managing Director bei Accenture Interactive.
Unsere Kolumnistinnen und Kolumnisten vertreten ihre eigene Meinung. Sie deckt sich nicht in jedem Fall mit derjenigen der Redaktion.