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Einschränkung der Mediendemokratie

von Marcus Knill

Im letzten Blogbeitrag lobte ich die Bestrebungen bei SRF, vermehrt dialogisch zu kommunizieren. Der Bundesrat scheint von solchen Bestrebungen nicht viel zu halten. Er macht das Gegenteil. Er reduziert Dialoge zwischen Exekutive und Journalisten. Sonst hätte er nicht trotz Kritik am Entscheid festgehalten, nach Medienkonferenzen im Medienzentrum des Bundeshauses auch nach der Pandemie auf Einzelinterviews zu verzichten. Die sogenannten Poolinterviews waren von Journalisten stets geschätzt (persoenlich.com berichtete).

Kompensation sollen längere Medienkonferenzen schaffen. Wenn Fragen nur noch im Saal gestellt werden dürfen, schimmert für mich die Angst durch, dass Bundesräte in nachträglichen Einzelinterviews etwas sagen könnten, das sie eigentlich gar nicht sagen wollten. Mit der Streichung der Poolinterviews haben Journalisten keine Gelegenheit mehr, nach der Medienkonferenz exklusive Sonderaussagen zu bekommen. Durch geschickte Fragetechniken gelang es dabei immer wieder, herauszufinden, ob die Antworten in der Medienkonferenz den Tatsachen entsprechen, oder exklusivere Aussagen zu bekommen. Mit der Streichung dieser Interviews wird die Kontrollfunktion der Medien beschnitten. Der Verzicht auf Einzelinterviews kommt einer Beschränkung offener Dialogik gleich.

Zudem zeugt es von Schwäche, wenn man den Dialog kürzt, nur weil befürchtet wird, die Magistraten könnten Einzelinterviews nicht gewachsen sein. Dem Bundesrat geht es wohl vor allem um die Kontrolle seiner Aussagen. Poolinterviews sind wichtig für das Verständnis komplexer Vorlagen. Das Argument, die Agenda der Magistraten sei dicht befrachtet, ist nur Vorwand, um die offensichtliche Abschottungstendenz zu verankern.

Der Bundesrat wäre gut beraten, den fragwürdigen Entscheid zurückzunehmen. Denn offene, transparente Kommunikationskultur basiert auf direkten, dialogischen Kontakten. Die Kurzinterviews nach Medienkonferenzen waren übrigens weltweit einmalig.

Dass Poolinterviews auch nach der Pandemie gestrichen bleiben, ist jedoch eine klare Einschränkung der Mediendemokratie.



Marcus Knill ist Experte für Medienrhetorik, Coach, Dozent und Autor von rhetorik.ch.

Unsere Kolumnistinnen und Kolumnisten vertreten ihre eigene Meinung. Sie deckt sich nicht in jedem Fall mit derjenigen der Redaktion.

 


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