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Grüsse aus Medienseldwyla

von Matthias Ackeret

Roger Köppel darf ungestraft als «Hardliner» bezeichnet werden – und zwar mit richterlichem Segen. Zumindest dem von der SRG-Ombudsstelle (persoenlich.com berichtete). Und da Köppel selbst gegen dieses Prädikat in Bezug auf sein Neutralitätsengagement nichts einzuwenden hat, wäre die Sache eigentlich erledigt. Alle zufrieden, auch unser Portal, das mit dieser Meldung Klicks generieren konnte. Trotzdem wirft das – zugegebenermassen gut begründete – «Urteil» einige Fragen auf, auch bezüglich Befangenheit. Denn gerade bei diesem Entscheid zeigt sich das personifizierte «Medienseldwyla», um den verstorbenen SRF-Direktor Peter Schellenberg zu zitieren.

Esther Girsberger, Co-Chefin der SRG-Ombudsstelle und mitverantwortlich für den Entscheid, lancierte vor einem Vierteljahrhundert gewissermassen Köppels ersten grossen Karriereschritt. Als ehemalige Tagi-Chefredaktorin engagierte sie den damals aufstrebenden Jung-Journalisten Köppel als Chefredaktor und Retter des «Magazins», der wöchentlichen Tagi-Beilage. «Ich fand ihn witzig und unverschämt», so Girsberger in Daniel Rysers hervorragender Köppel-Biografie. Er sei «mit seiner unkorrekten Art der richtige Mann» gewesen, so die promovierte Juristin. Später habe man sich distanziert, aber nicht wegen politischer Meinungsverschiedenheiten, sondern weil er in ihren Augen «besessen» sei.

Köppel wechselte in Blochers Partei, Girsberger schrieb eine Widmer-Schlumpf-Biografie. Persönlich sei man sich aber immer noch verbunden, so die heutige Co-Chefin der SRG-Ombudsstelle. Im Buch berichtet Girsberger weiter, dass Köppel sie am Heiligabend angerufen hätte, weil die Geige seines Sohnes kaputtgegangen sei. Da ihr Sohn auch Geige spiele, habe sie notfallmässig einen Geigenbauer vermittelt, der Köppel umgehend ein Instrument auslieh. Dafür habe Köppel aber nichts bezahlt. Der SVP-Nationalrat enervierte sich umgehend auf Twitter. Es sei unglaublich, was Esther Girsberger «böswillig» zusammenfantasiere. Selbstverständlich habe er den «lieben Geigenbauer» bezahlt, und zwar nicht zu knapp. Sein Tweet endete: «Esther: How low can you go?» Die Angesprochene blieb – öffentlich jedenfalls – eine Antwort schuldig.

Zum Glück hat SRF aus der Köppel-Biografie keinen Podcast gemacht. Sonst wäre es noch ein Fall für die Ombudsstelle.


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