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Guter Schachzug oder Zeichen der Schwäche?

von Marcus Knill

Zwei bis drei Wochen vor der Bundestagswahl versucht Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet mit einem Expertenteam aus dem Umfragetief zu kommen. Ob der Support durch die vier Männer und vier Frauen geschickt ist, darf bezweifelt werden.

Laut Medienspiegel sehen zwar einige Journalisten das Beiziehen eines sogenannten «Zukunftsteams» als geschickte Handlung in der Not. Doch kann die Unterstützung dieser Experten auch als eine Schwäche ausgelegt werden. Das Aufgebot signalisiert: Es muss mit Laschet arg bestellt sein, wenn er sich nicht mehr selbst helfen kann. Dass Politiker sich beraten lassen, ist normal. Aber weshalb benötigt er acht Köpfe, die ihn unterstützen?

Laschets Begründung, es sei für ihn immer wichtig gewesen, dass die CDU als Team sichtbar werde, überzeugt nicht. Sich so kurz vor den Wahlen noch als Teamplayer zu präsentieren, ist zu spät. Er hatte genug Zeit, im Alltag seine Teamkompetenz zu zeigen. Ob acht Personen die CDU auf Erfolgskurs bringen können?  

In der ARD-«Tagesschau» wurde das Wahlkampfteam vorgestellt:

Ex-Fraktionschef Friedrich Merz soll für die Bereiche Wirtschaft und Finanzen zuständig sein, Dorothee Bär für das Thema Digitalisierung. Für die Bildungspolitik soll Schleswig-Holsteins Kultusministerin Karin Prien stehen, für den Bereich «gleichwertige Lebensverhältnisse» die sächsische Kulturministerin Barbara Klepsch. CDU-Vize Silvia Breher soll das Thema Familienpolitik übernehmen. 

Als Kulturbeauftragter wurde der Musikmanager Joe Chialo präsentiert, der sich in Berlin-Spandau um ein Direktmandat im Bundestag bewirbt. Unionsfraktionsvize Andreas Jung soll die Klimaschutzpolitik verantworten, der Terrorismusexperte Peter Neumann vom Londoner King’s College wird für innere und äussere Sicherheit zuständig. Neumann sei «einer der Wissenschaftler, die Wissenschaft auch in praktische Politik übersetzen können», sagte Laschet bei der Vorstellung im Konrad-Adenauer-Haus in der ARD.

Zu viele Köche verderben den Brei! 

Ich habe bei Schweizer Politikern gesehen, dass zu viele Experten oder Berater kontraproduktiv sind. Selten ziehen alle am gleichen Ende des Strickes. Ich habe bei verschiedenen Politikern hinter die Kulisse geblickt und mehrmals gesehen, dass prominente Führungspersönlichkeiten durch viele Berater verunsichert wurden und sich der Aufwand nicht gelohnt hatte. 


Marcus Knill ist Experte für Medienrhetorik, Coach, Dozent und Autor von rhetorik.ch.

Unsere Kolumnistinnen und Kolumnisten vertreten ihre eigene Meinung. Sie deckt sich nicht in jedem Fall mit derjenigen der Redaktion.


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