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Konkreter Publikumswunsch wird ignoriert

von Marcus Knill

Seit Jahren wird immer wieder von der Basis (SRG Genossenschaft) gefordert, das Fernsehen solle am Abend auf die lästige Unterbrecherwerbung verzichten. Dass der Wunsch der Konsumenten von ganz oben einfach vom Tisch gewischt wird, ist erstaunlich. Man dürfte erwarten, dass ein Vertreter des Service public die Publikumswünsche ernst nimmt und wenigstens signalisiert: «Wir werden die Kritik prüfen und nach Möglichkeiten suchen, um eine befriedigende Lösung zu finden.»

Dass das Schweizer Fernsehen auf Werbeeinnahmen angewiesen ist, bestreitet wohl niemand. Die Werbung könnte aber problemlos mit grösseren Werbeblöcken vor und nach dem Film gezeigt werden. Doch bei allen Anfragen und Kritiken, regelmässig vorgebracht, hatte Roger De Weck nie Gehör. Für ihn ist beim Fernsehen die Unterbrecherwerbung unverzichtbar. Er zeigte sich stets uneinsichtig.

Seine Pseudeoargumentation in der NZZ ärgerte die Kritiker erneut. Nach De Weck müssen die Konsumenten in den sauren Apfel beissen, damit die SRG die Mehreinnahmen der Unterbrecherwerbung für die Förderung der Medienvielfalt einsetzen kann. Auf den Hinweis der NZZ, dass in Deutschland die öffentlichen Sender nach 20 Uhr keine Spots mehr zeigen, sagte De Weck: «Von einer Beschränkung würden vor allem die deutschen und französischen Kanäle mit ihren Schweizer Werbefenstern profitieren.»

Wahrscheinlich erinnern sich nur noch wenige an die Fernsehpionierzeit, als am Abend jegliche Werbung tabu war. Ein Zurück zu werbefreien TV-Stunden wird niemand mehr fordern. Aber der Verzicht auf Unterbrecherwerbung. Dass jedoch die Konsumenten auf ARD und ZDF ausweichen, weil es dort Filme ohne Unterbrecherwerbung gibt, ist sicherlich nicht im Interesse der SRG. Weshalb wird die Direktion von Radio und Fernsehen dem Wunsch des Publikums nicht endlich gerecht? Wo sind die kreativen Kräfte, die Mittel und Wege finden, dem Bedürfnis der Konsumenten entgegen zu kommen? Das Risiko, dass Zuschauer bei grösseren Werbeblöcken vor und nach den Filmen umschalten, besteht natürlich. Dies sollte aber – und kann auch – in Kauf genommen werden.

Schade, dass Roger De Weck vor seinem Abgang die Chance verpasst hat, einem zentralen Anliegen der Konsumenten entgegen zu kommen. Bei der Frage der lästigen Unterbrecherwerbung fehlt ihm leider jegliche Flexibilität. Der Nachfolger könnte es richten.


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