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Köppels Geheimnis

von Matthias Ackeret

Letzte Woche wurde ich mit dem Berner SP-Nationalrat Matthias Aebischer verwechselt. Aussehensmässig zweifelsohne ein Kompliment, juristisch weniger. Aebischer droht eine Strafklage wegen Verletzung des Kommissionsgeheimnisses. Der Vorwurf: Er habe in einer Affäre um einen SVP-Richter zu viel geplaudert.

Ähnliches widerfährt SVP-Nationalrat Roger Köppel. Sein angebliches Vergehen: Als Kommissionsmitglied habe er in seiner Internetsendung «Weltwoche Daily» seine Schweigepflicht verletzt, indem er – verbotenerweise – über die Beschlagnahmung von Schweizer Luxusuhren durch die russischen Behörden berichtete. Ein Vorfall, der damals nur seiner Kommission bekannt war. Bezeichnenderweise berichteten genau jene Medien am schadenfreudigsten darüber, die während der ganzen Pandemie am meisten von den Bundeshaus-Indiskretionen profitierten, indem sie bereits vor den Bundesratssitzungen über Alain Bersets Corona-Massnahmen informierten.

Dass Politbern löchrig ist wie ein Emmentaler Käse, ist nichts Neues: Bereits 1997 musste der Schweizer Botschafter in den USA den Sessel räumen, nachdem die SonntagsZeitung einen höchst vertraulichen Bericht publizierte. Doch nicht jedes Geheimnis wiegt gleich. Auch hier verhält es sich wie bei Verkehrsbeschränkungen: Steht kein Blitzer am Strassenrand, wird auch nicht geahndet. Dass dieser Blitzer bei Köppel möglicherweise ein bisschen grösser ist, wäre zumindest vorstellbar. Doch der Angeschuldigte drehte den Spiess um und forderte etwas, was den gemächlichen Berner Gepflogenheiten diametral widerspricht: eine schnelle Untersuchung.  



Matthias Ackeret ist Verleger und Chefredaktor von persönlich und persoenlich.com.


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